01_Originalarbeit

Neues aus den Drogenküchen?

1 Einführung

1.1 Allgemeines zur Drogenproblematik – Weltdrogenbericht 20191

Nach Angaben der UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) hatten im Jahr 2019 schätzungsweise 271 Millionen Menschen (5,5 Prozent der Weltbevölkerung) im Alter von 15–64 Jahren im Vorjahr Drogen konsumiert. Diese Zahl ist zwar mit der Schätzung für 2016 vergleichbar, doch eine längerfristige Betrachtung zeigt, dass die Zahl der Menschen, die Drogen konsumieren, nun 30% höher ist als 2009. Obwohl dieser Anstieg zum Teil auf ein 10-prozentiges Wachstum der Weltbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren zurückzuführen ist, zeigen die Daten nun eine höhere Prävalenz des Konsums von Opioiden in Afrika, Asien, Europa und Nordamerika sowie des Cannabiskonsums in Nordamerika, Südamerika und Asien. Die weltweit am häufigsten konsumierte Droge ist nach wie vor Cannabis, wobei im Vorjahr schätzungsweise 188 Millionen Menschen diese Droge konsumiert haben. Die Prävalenz des Cannabiskonsums ist auf globaler Ebene seit einem Jahrzehnt weitgehend stabil geblieben, selbst mit den steigenden Trends in Amerika und Asien.

Im Jahr 2017 hatten weltweit etwa 53,4 Millionen Menschen im Vorjahr Opioide [Opioide sind synthetisch hergestellte Substanzen, die eine morphinähnliche Wirkung haben. Das bekannteste halbsynthetische Opioid ist Heroin, das durch einen chemischen Prozess (Acetylierung) aus Morphin hergestellt wird. Vollsynthetische Opioide sind beispielsweise Fentanyl oder Methadon.] konsumiert, 56% mehr als die Schätzung für 2016. Von diesen Menschen hatten 29,2 Millionen Opiate [Opiate sind psychoaktive Substanzen, die aus dem Milchsaft des Schlafmohns (Papaver somniferum) gewonnen werden. Der Milchsaft, das Rohopium, enthält hauptsächlich Morphin (ca. 3 – 23 %) und Codein (ca. 0,2 – 3,5 %)] wie Heroin und Opium konsumiert, 50% mehr als die Schätzung für 2016 mit 19,4 Millionen. Die höheren Schätzungen für 2017 sind das Ergebnis der verbesserten Informationen über das Ausmaß des Drogenkonsums aus neuen Umfragen, die in den zwei bevölkerungsreichen Ländern Indien und Nigeria, durchgeführt wurden. In Asien wird die Zahl der Opioidkonsumenten in den vergangenen Jahren mit 29,5 Millionen höher eingeschätzt als die vorherige Schätzung von 13,6 Millionen. In Afrika führten die Umfragedaten aus Nigeria zu einer Revision der Zahl der Opioidkonsumenten in den vergangenen Jahren auf 6,1 Millionen, verglichen mit der vorherigen Schätzung von 2,2 Millionen.

Insgesamt ist Nordamerika weiterhin die Subregion mit der höchsten jährlichen Prävalenz des Opioidkonsums, mit 4,0 Prozent der Bevölkerung, die Opioide konsumiert. Der Nahe und Mittlere Osten und Südwestasien ist mit 1,6 Prozent der Bevölkerung die Subregion mit der höchsten jährlichen Prävalenz des Opiatkonsums (Opium, Morphium und Heroin). Was die Zahl der Konsumenten betrifft, so leben jedoch 35 Prozent der weltweiten Opioidkonsumenten und fast die Hälfte aller Opiatkonsumenten weltweit in Südasien. Mit den neuen Informationen aus Indien und Nigeria wird die Zahl der Menschen, die vermutlich an Drogenkonsumstörungen leiden, auf 35,3 Millionen geschätzt. Diese Zahl liegt um 15 Prozent höher als die vorherige Schätzung (2016) von 30,5 Millionen. Der Begriff „Menschen mit Drogenkonsumstörungen“ bezeichnet Personen, deren Drogenkonsum so schädlich ist, dass sie möglicherweise in eine Drogenabhängigkeit geraten und/oder eine Behandlung benötigen. Opioide verursachen nach wie vor den größten
Schaden und machen 76 Prozent der Todesfälle aus, an denen Drogenkonsumstörungen beteiligt waren.

Wir hatten in den Jahren 2011 und 2012 in dieser Zeitschrift im Sinne eines Überblicks die Pharmakodynamik und die Toxizität wesentlicher Drogen in ihrer Relevanz für die Arbeitsmedizin vorgestellt2, 3, 4. In den vergangenen Jahren sind nun zahlreiche neue (synthetische) Drogen auf den (illegalen) Markt gelangt, sodass wir unsere damalige Übersicht aktualisieren müssen.

1.2 Neue Psychoaktive Substanzen

Fallbeispiel:

Ein 28-jähriger Mann wurde in einer Notaufnahme untersucht, nachdem er am Arbeitsplatz wegen eines veränderten Geisteszustands auffällig geworden war und Kollegen den Notruf alarmiert hatten. Bei der Aufnahme antwortete der Mann nur langsam auf Fragen und hatte einen „leeren Blick“. Er reagierte träge auf taktile Reize. Seine Vitalparameter und die Sauerstoffsättigung waren im Normbereich. Bei der Untersuchung hatte der Mann Perioden „zombiehaften“ Stöhnens und bewegte Arme und Beine auffällig langsam. Die Untersuchung erbrachte keine fokal-neurologischen Defizite. Umfassende Laboranalysen, einschließlich eines Toxikologie-Screenings im Urin und Serum-Alkohol-Spiegel waren negativ. Sieben weitere an diesem Tag im selben Krankenhaus untersuchte Patienten mit ähnlichem Krankheitsbild hatten ebenfalls unauffällige Laboruntersuchungen. Der Patient wurde auf eine Überwachungsstation verlegt und sein Verhalten normalisierte sich nach etwa 10 Stunden. Zur weiteren Anamnese, die später erhoben wurde, berichtete er über das Rauchen einer neuen Substanz, die er kurz vor dem Ereignis gekauft hatte. Eine weitere Analyse identifizierte im Serum aller 8 Patienten mit ähnlichen Symptomen ein neuartiges synthetisches Cannabinoid, Methyl-2-(1-(4-fluorobenzyl)-1H-indazol-3-carboxamido)-3-methylbutanoat5.

Dieser und andere Fälle veranschaulichen ein neues und wachsendes Phänomen, bei dem sich Personen (und ihre Umgebung) mit Toxizität von psychoaktiven Drogen konfrontiert sehen, die es bisher noch nicht gegeben hat. Die Globalisierung und die Fortschritte in der Neurochemie haben Bedingungen für die Entwicklung und Verbreitung „Neuer Psychoaktiver Substanzen“ (NPS) geschaffen.

Historisch betrachtet wurden psychoaktive Drogen direkt aus natürlichen Quellen gewonnen (z.B. Kokain aus dem Kokablatt (Erythroxylum coca) oder aus natürlichen Quellen hergestellt (z.B. Heroin aus Morphin vom Schlafmohn – Papaver somniferum). In den letzten Jahrzehnten wurden nun zunehmend Drogen verwendet, die de-novo synthetisiert und die aus diesem Grund manchmal als „Designerdrogen“ bezeichnet werden. Die Darstellung dieses Themas ist insofern begrenzt, als diese Substanzen neu sind und der Markt dafür unübersichtlich und kaum zu überblicken ist. Die Informationen über die klinischen Wirkungen konzentrieren sich in der Regel auf die Beobachtung von Überdosierungen und es gibt nur begrenzte Informationen über die typischen Erfahrungen der Anwender.

Diese Substanzen werden häufig über das so genannte „Dark Web“ (oder Kryptomärkte) vertrieben und gelangen auf dem Postweg zum Konsumenten6. Die Substanzen werden vereinfacht klinisch in vier große Kategorien eingeteilt (Abbildung 1). Substanzen mit überlappender Wirkung sind hier nach ihrer chemischen Grundstruktur eingeordnet. Ein Beispiel für die überlappende bzw. ineinander übergehende Wirkung zeigt Abbildung 2.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über diese Substanzen. Tabelle 2 fasst wesentliche klinische Wirkungen und die Möglichkeiten einer Schnellanalytik zusammen.

2 Stimulanzien

In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche neue Stimulanzien auf den Markt gekommen. Diese lassen sich nach ihrer chemischen Struktur in vier Kategorien einteilen: synthetische Cathinone, Tryptamine, Piperazine (Abbildung 3) und 2C-Phenethylamine (Abbildung 5).

2.1 Synthetische Cathinone

2.1.1 Pharmakologie

Synthetische Cathinone sollen die primäre psychoaktive Substanz nachahmen, die in den Blättern der Pflanze Catha edulis, umgangssprachlich als Khat bezeichnet, gefunden wird7. Nur die Blätter der jungen Frischpflanzen enthalten in höherer Konzentration Cathinon. Durch Trocknen der Blätter entsteht Cathin (mit deutlich reduzierter stimulierender Wirkung).

Synthetische Cathinone sind Derivate von Phenethylamin und ähneln Amphetaminen und 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, oder Ecstasy)8. Methcathinon wurde 1957 durch die Firma Parke-Davis patentiert, aber wegen der zahlreichen Nebenwirkungen nicht auf den Markt gebracht. Sowjetische Chemiker entdeckten die Formel. Sie verbreiteten die Nachricht über diese Substanz, die sie Ephedron nannten, und darüber, wie sie so einfach synthetisiert werden konnte wie Methamphetamin. Die neue Designerdroge konnte geschnupft oder injiziert werden. Die Herstellung war einfach, man benötigte nur einfache und leicht in Drogerien zu beschaffende Ausgangssubstanzen. Bis 1982 wurde Methcathinon in den Küchen unzähliger winziger Apartmenthäuser in Moskau, Leningrad und anderen Städten hergestellt. Es wurde schnell zu einem Favoriten der illegalen Drogenszene. Der Drogenmissbrauch hat seit der Auflösung der Sowjetunion zugenommen, und es wurde geschätzt, dass Anfang der 1990er Jahre ca. 20 Prozent der illegalen Drogenkonsumenten in Russland von Methcathinon abhängig waren7.

Cathinone haben unterschiedliche Effekte auf die dopaminerge, serotonerge und noradrenerge Erregungsübertragung durch die Hemmung der Neurotransmitterwiederaufnahme bzw. die Stimulation der Neurotransmitterfreisetzung8. Divergierende Muster der Aktivierung der Signalwege tragen zu den klinischen Effekten bei, die bei verschiedenen Verbindungen beobachtet werden: Dopamin-Agonismus ist mit psychoaktiver Wirkung und dem Suchtpotential der Cathinone assoziiert, Noradrenalin-Agonismus mit sympathomimetischen Effekten und Serotonin-Agonismus mit der Entwicklung eines paranoid-halluzinatorischen Syndroms9. Die Wirkdauer beträgt bei vielen synthetischen Cathinonen etwa 2 bis 4 Stunden; 4-Methylmethcathinon (Mephedron), die am besten untersuchte Verbindung in dieser Klasse, hat eine Halbwertszeit von etwa 2 Stunden7, 10.

2.1.2 Epidemiologie

Synthetische Cathinone werden wegen ihres Aussehens (weißes kristallines Pulver) häufig als „Badesalz“ vermarktet. Es gibt viele (Handels)Namen für einzelne Verbindungen; einige sind in Tabelle 1 aufgeführt. Mephedron wurde bereits 1929 synthetisiert, scheint aber erst Anfang der 2000er Jahre wieder in europäischen Tanzclubs verwendet worden zu sein7. Slang-Ausdrücke für diese Verbindung sind 4-MMC, Meow-Meow, m-CAT, Bubbles und Bounce. Andere synthetische Cathinone, die in den USA weit verbreitet sind, sind 3,4-Methylendioxymethcathinon (Methyl-1; bk-MDMA) und 3,4-Methylendioxypyrovaleron (MDPV; Ivory Wave, Vanilla Sky, Energy-1)11, 12.

Obwohl synthetische Cathinone zuvor nicht reguliert waren, wurden sie seit 2010 durch eine verschärfte Gesetzgebung in einer Reihe von Ländern zunehmend eingeschränkt. Synthetische Phenethylamine und Cathinone machten seit dem Jahr 2008 mehr als 50% aller neuen Stoffe aus, die über das europäische Frühwarnsystem gemeldet werden. Die diesen Stoffgruppen zu Grunde liegenden Strukturen sind in der wissenschaftlichen Literatur gut beschrieben und die große strukturelle Varianz lässt sehr viele, verhältnismäßig einfach zu synthetisierende Substanzen zu. Insofern bestand zunächst bei diesen Stoffgruppen ein vordringlicher gesetzgeberischer Handlungsbedarf, der in Deutschland mit dem am 26. November 2016 in Kraft getretenen Gesetz zur Bekämpfung der Verbreitung neuer psychoaktiver Stoffe (Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz, NpSG) umgesetzt wurde13. Im Jahr 2019 wurde diese gesetzlichen Bestimmungen auf weitere Stoffgruppen ausgeweitet.

Daten zur Prävalenz des Konsums von synthetischen Cathinonen liegen nur in begrenztem Umfang vor, aber der Konsum scheint bei Erwachsenen in den Industrieländern bei etwa 1% oder weniger zu liegen14, 15, 16. Am höchsten scheint der Konsum unter Jugendlichen und Erwachsenen unter 25 Jahren zu sein. In einigen Subpopulationen sind die Konsumraten wesentlich höher, z.B. in der Tanzmusikszene im Vereinigten Königreich, wo die Konsumraten über 40% liegen können, und bei homosexuellen Männern17, 18.

Synthetische Cathinone werden häufig zusammen mit anderen psychoaktiven Substanzen konsumiert; eine Studie ergab, dass 89% der Mephedron-Konsumenten bei ihrem ersten Mephedron-Konsum auch Alkohol tranken19. Der Konsum anderer Substanzen erfolgt häufig in dem Versuch, die Wirkung von Cathinon zu verstärken und zu verlängern oder die sexuelle Leistungsfähigkeit zu steigern. Zu den häufigen absichtlich mitverabreichten Substanzen gehören Heroin, Kokain, Cannabis, Ketamin, MDMA, Methamphetamin, Sildenafil und Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB)20. Darüber hinaus werden viele mitverabreichte Substanzen unbeabsichtigt eingenommen, insbesondere unter Personen, die so genannte Partypillen nehmen19.

Die gebräuchlichste Applikationsmethode für synthetische Cathinone ist die nasale Insufflation. Allerdings ist auch
die orale oder intravenöse Applikation üblich, und es gibt Berichte über rektale, intramuskuläre und subkutane Verabreichung10. Eine nochmalige Gabe in Abständen von 1 bis 2 Stunden ist angesichts der kurzen Wirkungsdauer weit verbreitet11.

2.1.3 Klinische Wirkungen

Synthetische Cathinone wurden ursprünglich als Ersatz für andere Stimulanzien und MDMA entwickelt und haben mehrere gemeinsame klinische Wirkungen. Der häufigste Grund für die Präsentation bei EDs und Giftkontrollzentren nach der Einnahme ist Unruhe.11 Eine akute Intoxikation geht oft mit anderen Zeichen und Symptomen einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems einher, einschließlich Tachykardie, Bluthochdruck, Unruhe, vermehrtes Schwitzen und Hyperthermie18, 21. Zu den psychischen Auswirkungen können Euphorie, Paranoia, visuelle und auditive Halluzinationen und Wahnvorstellungen gehören8, 18, 22. Über ein Serotonin-Syndrom wurde in einigen Fällen berichtet22, 23, ebenso wie über Krampfanfälle25 und Rhabdomyolyse26.

Die Daten zu den gesundheitlichen Auswirkungen des chronischen Cathinon-Gebrauchs sind begrenzt; Studien an Langzeit-Khat-Anwendern deuten auf erhöhte Raten psychiatrischer Symptome, einschließlich Psychose, sowie auf ein erhöhtes Risiko für das Erleiden eines Myokardinfarkts hin23. Bei wiederholtem Konsum kommt es zu einer Toleranzentwickung und viele Anwender entwickeln Verhaltensweisen, die die Kriterien für eine Abhängigkeit erfüllen18, 24. Die von Cathinonen ausgehenden Entzugssymptome ähneln denen anderer Stimulanzien, einschließlich Müdigkeit, Nasenverstopfung, Reizbarkeit, Depression, Angst und Schlaflosigkeit15, 27. Zu den Todesursachen im Zusammenhang mit dem Konsum von synthetischen Cathinonen gehören metabolische Azidose, akute
Nierenversagen, akutes Leberversagen, disseminierte intravaskuläre Gerinnung, Hyperthermie, Arrhythmie, Hyponatriämie (möglicherweise vermittelt durch Vasopressin-Ausschüttung im Zusammenhang mit der Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme) und zu Verletzungen im Rahmen der paranoid-halluzinatorischen Psychose (Autoaggression)14, 28, 29.

Der Verdacht auf eine vermuteten Exposition muss sich auf die Anamnese und die klinische Voruntersuchung stützen. Erregung, Delirium und Aktivierung des sympathischen Nervensystems bei unbekannter Einnahme sollten den Verdacht
u. a. auf eine Cathinon-Exposition lenken. Die Beurteilung der Rhabdomyolyse ist in diesen Szenarien angesichts des offensichtlich erhöhten Risikos bei Cathinon-Exposition wichtig26. Wegen der Häufigkeit des gleichzeitigen Konsums mehrerer psychoaktiver Substanzen sollte bei Mischintoxikationen auch an die Einnahme von Cathinone gedacht werden.

Es gibt keine kommerziell verfügbaren Drogentests zur Identifizierung synthetischer Cathinone30, 31. Genaue Techniken zur Identifizierung dieser Verbindungen sind z. B. Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie-Tests (LC-MS) oder ähnliche hochentwickelte Verfahren32, 33. In einigen Fällen können Cathinone mit enzymgekoppelten Phencyclidin (PCP)-Immunoassays (EIA) kreuzreagieren und zu falsch-positiven Ergebnissen führen34.

Die Behandlung der akuten Intoxikation ist rein symptomatisch14, 25, 35, 36, 37, 38, 39, 40. Eine US-Studie aus dem Jahr 2011 zeigte, dass bei Verdacht auf Cathinon-Intoxikation 49% der Patienten in der Notaufnahme behandelt und entlassen, 21% auf eine Intensivstation eingewiesen, 12% in die Psychiatrie eingewiesen wurden. Bei weiteren 12% der Patienten konnte der Verlauf nicht ermittelt werden35.

2.2 Synthetische Tryptamine

2.2.1 Pharmakologie

Tryptamine sind chemische Verbindungen, die vom 2-(Indol-3-yl)-ethylamin abgeleitet sind. Sie sind Stoffwechselprodukte zahlreicher Lebewesen (vor allem Pflanzen) und zählen zu den Indolalkaloiden. Serotonin ist ein natürliches Derivat von Tryptamin, und Verbindungen dieser Klasse sind in der Regel Serotonin-Rezeptor-Agonisten41.

Auf der zweiten Reise von Kolumbus in die Neue Welt berichtete sein Naturforscher, Bruder Ramon Paul, von einer seltsamen neuen Droge. Er beschrieb, wie die Tairo-Indianer des heutigen Haiti einen Schnupftabak verwendeten, um mit der Geisterwelt zu kommunizieren: „Der Puder, den sie durch die Nase aufziehen, berauscht sie so sehr, dass sie, wenn sie unter seinem Einfluss stehen, nicht wissen, was sie tun“. Der Schnupftabak wurde Cohoba genannt, in ganz Mittel- und Südamerika verwendet und aus den Samen des Yopo-Baums hergestellt. Die wichtigsten psychoaktiven Bestandteile dieses Schnupftabaks wurden 1955 als N,N-Dimethyl-Tryptamin (DMT) und 5-Methoxy-DMT identifiziert, Chemikalien, die 1931 erstmals synthetisiert worden waren. DMT und verwandte halluzinogene Verbindungen wurden in der Natur als weit verbreitet nachgewiesen. Diese Tryptamine kommen z.B. in „magic mushrooms“ (Pilze, die Psylocybin als Vorstufe des psychedelisch aktiven Psilocins enthalten), Amphibien (Rhinella marina, die Hautdrüsen enthalten Bufotenin (5-Hydroxy-Dimethyltryptamin)) oder in Ayahuasca (einen psychedelisch wirkenden Pflanzensud aus der Liane Banisteriopsis caapi und N,N-Dimethyltryptamin-haltigen Blättern des Kaffeestrauchgewächses Psychotria viridis. Der Sud enthält Harmalin, das als Monoaminooxidase (MAO)-Hemmer wirkt und so den Abbau des eigentlichen Halluzinogens N,N-Dimethyltryptamin (DMT) verlangsamen) vor und werden wegen ihrer halluzinogenen Wirkung eingenommen42, 43.

Synthetische Tryptamine werden mindestens seit den 1960er Jahren als Freizeitdrogen verwendet. Alpha-Methyltryptamin (AMT) wurde ursprünglich als Antidepressivum entwickelt, wegen des begrenzten medizinischen Nutzens wurde die Substanz zurückgezogen. Allerdings hat sie intensive halluzinogene Eigenschaften44. 5-Methoxy-N,N-diisopropyltryptamin (5-MeO-DiPT), das allgemein als Foxy vermarktet wird, ist seit 1999 auf dem illegalen Markt erhältlich45, 46. Es ist eine abgeleitete Verbindung aus dem im Drüsensekret der Colorado-River-Kröte (Bufo alvarius) vorkommenden 5-Methoxy-N,N-dimethyltryptamnin (5-Meo-DMT). 4-HO-DiPT (4-Hydroxy-N,N-diisopropyltryptamin) wurde 1975 von Alexander Shulgin (1925 – 2014), einem amerikanischen Chemiker und Pharmakologen russischer Abstammung, synthetisiert. Es handelt sich um ein stark wirkendes Psychedelikum, das als Research Chemical verkauft wird. Das Besondere an diesem Wirkstoff ist die Auslösung starker akustischer Halluzinationen, während bei DMT oder Psilocybin eher die visuelle und Halluzinationen im Vordergrund stehen.

Alle synthetischen Tryptamine sind Agonisten an 5-Hydroxytryptamin (5-HT)2A-Rezeptoren durch Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme, direkten Rezeptor-Agonismus oder beides45. Einige Tryptamine interagieren auch mit Noradrenalin-Rezeptoren, aber sie beeinflussen typischerweise nicht das dopaminerge System47.

2.2.2 Epidemiologie

Die 2009 bis 2013 durchgeführte US National Survey on Drug Use and Health identifizierte psychedelische Tryptamine als eine der am häufigsten verwendeten neuartigen psychoaktiven Substanzen, wobei die Raten von 12,9% auf 28,8% aller neuartigen Substanzen angestiegen sind, die die Konsumenten psychoaktiver Substanzen in diesem 5-Jahres-Zeitraum15 zu sich nahmen. Konsumenten sind in der Regel jung und männlich: 86% der Patienten, die in den Notaufnahmen im Zusammenhang mit dem Konsum gesehen wurden, waren männlich und 85% waren jünger als 21 Jahre48. Entsprechende Tendenzen sind auch in Europa zu beobachten.

Die Applikation erfolgt in der Regel oral oder durch nasale Insufflation, aber auch Rauchen, Injektionen und rektale Anwendung wurde berichtet49. Das Kombination mit anderen Substanzen zur Synergie oder zur Vermeidung unerwünschter Wirkungen ist üblich, und die gleichzeitige Einnahme von MAO-Inhibitoren scheint weit verbreitet zu sein, um die Tryptamin-Effekte zu verstärken49, 50. Interessanterweise hat der Trend zu ökologischem Lifestyle und achtsamer Gesinnung sich auch auf den Drogengebrauch ausgedehnt. Das (N,N-Dimethyltryptamin-haltige) Ayahuasca (Abbildung 4) ist die Droge der Bio-Generation51.

2.2.3 Klinische Wirkungen

Der Wirkungseintritt nach oraler Tryptamin-Einnahme erfolgt in der Regel rasch, innerhalb von 30 Minuten, und kann 6 Stunden oder länger andauern. Es treten visuelle Halluzinationen auf, und viele Anwender beschreiben ein spirituelles Erlebnis mit Euphorie und erhöhter Energie. Agitation, Tachykardie und Hyperthermie sind ebenfalls beschrieben worden43, 44. Bei synthetischen Tryptaminen wurde keine offensichtliche Toleranz oder Abhängigkeit dokumentiert. Es wurden Todesfälle im Zusammenhang mit synthetischen Tryptaminen berichtet. In einem Fall ging ein junger Mann nach der Einnahme von N,N-Diallyl-5-Methoxytryptamin (5-MeO-DALT), und wurde von einem Auto tödlich getroffen40. In einem anderen Fall wurden tödliche Neurotoxizität und akute Herzinsuffizienz der rektalen Verabreichung von Foxy zugeschrieben52.

Der Verdacht auf eine Tryptamin-Intoxikation muss sich auf die klinische Bewertung und die Anamnese stützen. Standard-Urin-EIA-Drogentests weisen keine synthetischen Tryptamine nach; einzelne Verbindungen können durch LC-MS-Tests identifiziert werden, aber dies dauert zu lange, um bei Verdacht auf akute Toxizität klinisch sinnvoll zu sein.

Die Behandlung der Tryptamin-Toxizität ist unterstützend. In einigen Fällen können eine Sedierung und intravenöse Volumenzufuhr erforderlich sein. Benzodiazepine werden häufig eingesetzt, um Unruhe zu therapieren. Aktivkohle kann bei der oralen Einnahme hilfreich sein42.

2.3 Piperazine

2.3.1 Pharmakologie

Piperazine sind eine Klasse von Verbindungen mit stimulierenden und halluzinogenetischen Eigenschaften, die kein natürlich vorkommendes Pendant haben. Es gibt zwei große strukturelle Gruppen: N-Benzylpiperazine (BZP; einziger Wirkstoff dieser Gruppe) und N-Phenylpiperazine (mehrere Wirkstoffe, von denen 1-(3-Trifluormethylphenyl)piperazin (TFMPP) und Meta-Chlorphenylpiperazin (M-CPP) die bekanntesten sind). Piperazine werden üblicherweise als Alternativen zu Ecstasy (MDMA) vermarktet. BZP stimuliert zentral die Dopamin- und Noradrenalin-Rezeptoren, während TFMPP bevorzugt die Serotonin-Rezeptoren agonisiert und die Wiederaufnahme hemmt53.

2.3.2 Epidemiologie

Anwender von Piperazinen sind überwiegend junge Männer53, 54, 55, 56 und der Gebrauch scheint in elektronischen Tanzclubs und Raves üblich zu sein. Diese Drogen werden fast ausschließlich in Kombination mit anderen Piperazinen oder anderen illegalen und legalen Substanzen als so genannte Clubdrogen oder Partypillen konsumiert49, 52.

Über die Prävalenz des Piperazin-Konsums liegen nur wenige Daten vor. Hinweise deuten darauf hin, dass in einigen Ländern mit strikter Durchsetzung der Gesetze zum Verbot von Piperazinen die Konsumraten erheblich zurückgegangen sind; in Neuseeland ging der jüngste Konsum des Piperazins BZP nach dem offiziellen Verbot im Jahr 2008 von 15% auf 3% zurück54, 58. Das Wachstum des Dark Web und anderer Online-Märkte für den Verkauf illegaler synthetischer Substanzen über internationale Grenzen hinweg in den letzten Jahren hat jedoch wahrscheinlich dazu beigetragen, dass der Konsum in einigen Bevölkerungsgruppen, auch in solchen ohne vorherige Erfahrung, zugenommen hat57. Eine kürzlich durchgeführte Studie über neue psychoaktive Substanzen, die in den Abwässern chinesischer Großstädte gefunden wurden, ergab, dass BZP (landesweit streng illegal) in 100% der evaluierten Kläranlagen nachgewiesen wurde59.

2.3.3 Klinische Wirkungen

Die Applikation von Piperazinen erfolgt in der Regel oral, obwohl über eine intravenöse Anwendung berichtet wurde55, 56. Der Wirkungseintritt kann bis zu 2 Stunden dauern, und die Wirkung hält 6 bis 8 Stunden an. Die Einnahme von BZP wurde mit Euphorie und sympathomimetischen Wirkungen in Verbindung gebracht, die als 10- bis 20-mal weniger stark als die von Amphetamin beschrieben wurden60. Die Einnahme von TFMPP führt häufig zu Verwirrtheitszuständen und Halluzinationen56, 60. Zu den gemeinsamen Wirkungen von Piperazinen und denen, die bei gleichzeitiger Einnahme von BZP/TFMPP beobachtet wurden, gehören Schlaflosigkeit, Angstzustände, Kopfschmerzen, Übelkeit, Zittern, Schweißausbrüche, Schwindel, Herzrasen, Atemnot und paranoide Zustände53, 60. Hyponatriämie und Serotonin-Syndrom sind beschrieben worden61. Krampfanfälle wurden auch mit Piperazin-Konsum in Verbindung gebracht; in einer Studie über mögliche BZP-bezogene Vergiftungen in einem neuseeländischen Krankenhaus hatten mehr als 18% der Patienten Krampfanfälle im Zusammenhang mit dem Konsum62. Es darf nicht vergessen werden, dass BZP in Partypillen häufig in Kombination mit anderen Piperazinen und auch mit weiteren Substanzen aus anderen Wirkstoffgruppen, darunter MDMA und Kokain, eingenommen werden53, 56. Todesfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Piperazin ereigneten sich im Allgemeinen bei Mischkonsum mit anderen Drogen, einschließlich Alkohol und häufig als Folge von Unfallverletzungen63, 64. Wie bei anderen synthetischen Stimulanzien basiert die Diagnose einer Piperazin-Intoxikation auf der Anamnese und der klinischen Bewertung. Standardmäßige Urin-EIA-Drogentests identifizieren keine Piperazine64. Die Behandlung dieser Intoxikation ähnelt der Behandlung der Cathinon-Intoxikation mit allgemeinen unterstützenden Maßnahmen, Benzodiazepinen bei Unruhe oder Krampfanfällen sowie kardizirkulatorischem Monitoring61. Antipsychotika sind Mittel der zweiten Wahl bei Agitation, sollten jedoch wegen der potenziellen Verschlechterung von Hyperthermie und Herzrhythmusstörungen zurückhaltend gegeben werden63.

2.4 2-C-Phenethylamine

2.4.1 Pharmakologie

Die 2-C-Phenethylamine sind eine Untergruppe der Phenethylamine, der Klasse der Verbindungen mit der gleichen Grundstruktur wie Katecholamine, Amphetamine und Cathinone. Der Name 2C ist von den charakteristischen zwei Kohlenstoffatomen zwischen einem Benzolring und einer endständigen Aminogruppe abgeleitet. Verbindungen dieser Klasse haben eine Affinität zu 5-HT2-Rezeptoren und gelegentlich auch zu α-adrenergen Rezeptoren, was zu halluzinogenen und sympathomimetischen Wirkungen führt65, 66. Der Stoffwechsel erfolgt durch Mono-Aminoxidase, und Mono-Aminoxidase-Inhibitoren können die Wirkung von 2C-Verbindungen verstärken oder potenzieren. Obwohl diese Substanzklasse bereits seit mehreren Jahrzehnten in Gebrauch ist, entstehen immer wieder neue Verbindungen65. Alexander Shulgin synthetisierte 4-Brom-2,5-dimethoxyphenethylamin (2-CB) im Jahr 1974 im Rahmen von Untersuchungen zu den Abkömmlingen von 2,5-Dimethoxy-4-bromamphetamin (DOB). Shulgin war bekannt für seine jahrzehntelange Arbeit in der systematischen Entwicklung von synthetischen Halluzinogenen, überwiegend aus den Strukturklassen der Phenethylamine und Tryptamine. Er hat mehr als dreihundert psychoaktive Verbindungen synthetisiert und im Selbstversuch mit seiner Frau Ann Shulgin getestet. Shulgins bekannteste Entdeckungen sind das DOB und das 2C-B. Als Ecstasy (MDMA) 1985 in den USA illegal wurde, erlangte 2-CB Popularität als Ersatz (Abbildung 5).

2.4.2 Epidemiologie

Konsumenten von 2C-Drogen sind in der Regel junge Männer; Raves und Tanzpartys sind übliche Konsumsettings67. Eine landesweit repräsentative Umfrage in den USA ergab, dass der selbstberichtete lebenslange Konsum von psychedelischen Phenethylaminen (von denen die am häufigsten konsumierten Substanzen der 2C-Reihe stammten) bei Personen, die zwischen 2009 und 2013 irgendwelche neuen psychoaktiven Substanzen konsumiert hatten, von 9,7% auf 31,9% anstieg16.

2C-Verbindungen werden häufig in Kombination mit anderen Substanzen verwendet67; eine Umfrage unter konsumierenden Personen in Spanien ergab, dass 69% MDMA mit einer 2C-Verbindung gemischt hatten, und eine beträchtliche Anzahl von ihnen gebrauchte zusätzlich Alkohol und Marihuana68. Die Applikation erfolgt meist oral oder durch nasale Insufflation69.

2.4.3 Klinische Wirkungen

Der Wirkungseintritt bei 2C-Substanzen ist schnell. Die am besten untersuchte Verbindung in der 2C-Klasse ist 2C-B. Die Wirkung tritt etwa 30 Minuten nach oraler Einnahme ein, erreicht ihren Höhepunkt etwa 2 Stunden und hält bis zu
8 Stunden an68. Zu den berichteten erwünschten Wirkungen gehören Veränderungen der taktilen, auditiven und visuellen Wahrnehmung, Euphorie und Halluzinationen. Zu den unangenehmen Nebenwirkungen gehören Zittern, Schwitzen, Schwierigkeiten, geradeaus zu sehen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel69, 70. Die subjektive Erfahrung der Anwender scheint der von Ayahuasca43, Salvia divinorum (Wirkstoff: Salvinorin A – ein κ-Opioid-Rezeptor-Agonist) und Lysergsäurediethylamid (LSD) ähnlich zu sein. Bei der Anwendung wurden Krampfanfälle, das Serotonin-Syndrom und ein hyperaktives Delir beobachtet. Auch Todesfälle wurden berichtet70, 71, 72. Wie bei den synthetischen Cathinonen und anderen neuartigen psychoaktiven Substanzen muss sich der Verdacht auf eine Intoxikation auf die Anamnese und die klinische Bewertung stützen; bei den üblichen Urin-EIA-Drogentests werden 2C-Verbindungen nicht identifiziert, und LC-MS-Tests können zum endgültigen Nachweis verwendet werden72. Die rechtzeitige Diagnose ist problematisch, eine Fremdanamnese und die Betrachtung des Patientenumfeldes kann den Verdacht stützen. Die Behandlung ist rein symptomatisch. Benzodiazepine sind aufgrund ihrer antiepileptischen Wirkung73 bevorzugte Mittel zur Sedierung; auch Antipsychotika wurden bereits wirksam eingesetzt65, 71.

3 Synthetische Cannabinoide

3.1 Pharmakologie

Die synthetischen Cannabinoide wurden erstmals in den 1960er Jahren in Forschungslabors entwickelt, um das Endocannabinoidsystem zu untersuchen (sog. „research chemicals“)74. Diese Substanzen unterscheiden sich strukturell stark von 9-Tetrahydrocannabinol (9-THC), dem in Marihuana gefundenen Hauptwirkstoff. Synthetische Cannabinoide sind potente, reine Agonisten an den Cannabinoid-Typ-1-Rezeptoren (CB-1), die im Zentralnervensystem (ZNS), in Lunge, Leber und Nieren gefunden werden75 und schwächere Agonisten an CB-2-Rezeptoren, die im Immunsystem und in geringen Mengen im ZNS gefunden werden76. Sie werden deshalb als synthetische Cannabinoid-Rezeptor-Agonisten (SCRA) oder auch als Cannabimimetika bezeichnet (Beispiele in Abbildung 7). Sie sind 2- bis 100-mal stärkere Agonisten des CB-1-Rezeptors als THC, das nur ein partieller Agonist von CB-1 ist77. Eine verstärkte und verlängerte Signalübertragung an Cannabinoidrezeptoren oder die Störung der mitochondrialen Homöostase könnten eine Rolle für den Unterschied zwischen den klinischen Wirkungen von 9-THC und synthetischen Cannabinoiden spielen77. CB-1-Rezeptoren sind an mehreren Mechanismen beteiligt, die zur Modifikation der synaptischen Erregungsübertragung führen. Verglichen mit der Expression von CB2-Rezeptoren deutet die Dominanz von CB1-Rezeptoren im Zentralnervensystem darauf hin, dass sie hauptsächlich die psychoaktiven Wirkungen synthetischer Cannabinoide vermitteln77, 78. Die Aktivierung von CB-1 induziert das klassische Cannabinoid-Tetrad von Unterkühlung, Analgesie, Kataplexie und Hypomobilität76, 78 mit psychoaktiven Effekten, was durch die Modulation der glutaminergen und der GABAergen Neurotransmission erreicht wird5. Die chronische Aktivierung von CB-2 bei Mäusen führt zu einer Dysregulation der 5-HT2A-Rezeptoren und wurde mit Angstzuständen und Psychosen in Verbindung gebracht, die häufige Nebenwirkungen synthetischer Cannabinoide sind und die bei THC nicht beobachtet wurden77. Es wird angenommen, dass die höhere Toxizität synthetischer Cannabinoide im Vergleich zu Marihuana durch ihre größere Agonisten-Potenz für CB-1 sowie durch den Mangel an Cannabidiol, Terpenen und anderen Bestandteilen von Cannabis verursacht wird, die einige Wirkungen ausgleichen könnten75. Sie haben mehrere Downstream-Metaboliten, die eine hohe Affinität zu CB-1 und CB-2 aufweisen, was ihre Wirkungen noch weiter potenziert78.

3.2 Epidemiologie

Synthetische Cannabinoide werden unter Hunderten von Namen verkauft; Tabelle 1 listet einige davon auf5. Sie werden in Lösungsmittel gebracht und auf inertes Pflanzenmaterial gesprüht, das gesättigt und getrocknet ist, wobei sehr unterschiedliche Mengen der Substanz zurückbleiben74. Sie werden den Konsumenten als sichere und legale Alternativen zu Marihuana angeboten, sind aber in der Realität wesentlich wirksamer79, 80. Synthetische Cannabinoide werden am häufigsten geraucht oder eingenommen78, können aber auch durch Flüssigkeitsinhalation und in Rauchflüssigkeit für E-Zigaretten verabreicht werden79. Verbote existieren in mehreren Ländern (auch in Deutschland mit dem NPSG); die illegalen Labors synthetisieren jedoch schnell Verbindungen mit geringfügigen strukturellen Anpassungen81.

Synthetische Cannabinoide erfreuten sich zunehmender Beliebtheit, da sie oft als sichere und „legale“ Alternativen zu Marihuana angesehen werden81. Der Konsum ist unter jungen Männern am weitesten verbreitet und wird mit natürlichem Cannabis, Alkohol und anderen illegalen Drogen in Verbindung gebracht81, 82. Er ist auch bei Militärangehörigen und Sportlern beliebt, die versuchen, einer Entdeckung durch Drogentests zu entgehen82, 83, 84. Über Häufungen von Vergiftungen mit synthetischen Cannabinoiden (manchmal als Zombie-Ausbrüche bezeichnet) wird in der Literatur berichtet5, 85, was wahrscheinlich auf die höhere Potenz von Verbindungen der neueren Generation zurückzuführen ist.

3.3 Klinische Wirkungen

Eine akute Überdosierung mit synthetischen Cannabinoiden führt zu cannabisähnlichen Effekten, die deutlich intensiver sind als die von Marihuana74, 86. Konsumenten suchen 30-mal häufiger Notdienste auf als Marihuanakonsumenten87 und weisen höhere Raten von Psychosen, Agitation und Aggression auf88. Die Wirkungen treten innerhalb von 10 Minuten nach dem Rauchen auf und erreichen ihren Höhepunkt im Durchschnitt nach
2 bis 5 Stunden; die meisten Wirkungen klingen in weniger als 24 Stunden ab74, obwohl sie in schweren Fällen tagelang anhalten können89. In einer systematischen Übersicht der veröffentlichten Fälle waren die häufigsten Wirkungen Tachykardie (37%-77%), Übelkeit (13%-94%), Agitation (19%-32%) und Lethargie (19%-32%)90. Obwohl es sich in den meisten Fällen um leichte Fälle handelt, wurde über schwere Toxizität berichtet, darunter Krampfanfälle91, akutes Nierenversagen92, 93, Rhabdomyolyse93, 94 und ischämischer Schlaganfall95. Zu den schwerwiegenden kardialen Effekten gehören Myokardischämie96, Bradykardie97, Blockbilder und QT-Verlängerung97, 98. Die Letalität wird mit 0,5% bis 1% angegeben77.

Über die chronischen Auswirkungen des Konsums synthetischer Cannabinoide beim Menschen ist wenig bekannt. Tierstudien deuten darauf hin, dass eine chronische Exposition während der Adoleszenz zu Verhaltensdefiziten im Erwachsenenalter89, 99 sowie zu einer erhöhten Anfälligkeit für Abhängigkeitserkrankungen und Depressionen führen kann99. Das Entzugssyndrom ist gekennzeichnet durch Unruhe, Reizbarkeit, Angst, Stimmungsschwankungen und Tachykardie und ist schwerer als der Entzug von Marihuana100, 101, 102.

Der Verdacht auf eine Vergiftung mit synthetischen Cannabinoiden ist klinisch zu stellen, da synthetische Cannabinoide in Standard-Urin-Drogentests auf THC-Metaboliten nicht nachgewiesen werden. Obwohl kommerzielle Tests für ältere synthetische Cannabinoide verfügbar sind, können die meisten neueren Verbindungen mit diesen Tests nicht nachgewiesen werden103, 104. LC-MS kann ein breiteres Spektrum synthetischer Cannabinoide nachweisen, ist jedoch zu langsam104, um in Notfällen hilfreich zu sein, und wird durch das Fehlen von Referenzproben eingeschränkt. Eine Exposition sollte bei Substanzkonsumenten vermutet werden, die zwar über Marihuana-Konsum berichten, aber eine extremere Psychose und Erregung aufweisen. Es gibt kein Antidot für synthetische Cannabinoide und die Versorgung bei akuten Intoxikationen ist symptomatisch. Zur Prävention akuten Nierenversagens und einer Rhabdomyolyse sollten intravenöse Flüssigkeiten verabreicht werden. Benzodiazepine sind Mittel der ersten Wahl zur Behandlung von Angst- und Unruhezuständen. Atypische Antipsychotika wie Quetiapin können als Zweitlinienbehandlung bei schwerer Erregung und Psychose eingesetzt werden; bei Medikamenten, die die Anfallsschwelle senken, ist jedoch Vorsicht geboten, da Intoxikationen mit synthetischen Cannabinoiden mit Krampfanfällen assoziiert sein können99. Der Entzug kann eine stationäre Behandlung erfordern und kann auch mit Benzodiazepinen und Antipsychotika gehandhabt werden101.

4 Opioide

4.1 Pharmakologie

Der nichtmedizinische Gebrauch von Opiaten (die für Schmerzbehandlung und Anästhesie Schmerzbehandlung unerlässlich sind), stellt seit Jahrhunderten eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und umfasst den Freizeitkonsum illegaler Substanzen, den Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente und die Fälschung von Medikamenten mit nicht-pharmazeutischen Opioiden. Opioide rufen Euphorie, Anxiolyse, Entspannungsgefühle und Schläfrigkeit hervor. Wiederholter Konsum führt zur Entwicklung einer Abhängigkeit.

1979 produzierte ein illegales kalifornisches Labor eine Variante von Fentanyl, die später als α-Methyl-Fentanyl identifiziert wurde (Abbildung 6). Sie nannten es „China-White“, um die Konsumenten zu überzeugen, es handele sich um die ultrareine Form von Heroin. Die neue Droge war zweifellos genauso wirksam wie reines Heroin – tatsächlich war sie sogar weitaus wirksamer. Mehr als 100 Todesfälle waren auf Überdosierungen zurückzuführen. Ein Teil des Überdosierungsrisikos war die große Bandbreite der Potenz in den verschieden Chargen, die bis zum 300-fachen variierte. Ende 1983 kam ein noch wirksameres Analogon, 3-Methyl-Fentanyl auf den Markt. Mit einer effektiven Dosis von weniger als 0,5 Milligramm führte es innerhalb von zwei Jahren zu weiteren 99 gesicherten Todesfällen106.

In den letzten Jahren hat die wachsende Prävalenz von nicht-pharmazeutischem Fentanyl, hochwirksamen Designer-Fentanylen und anderen neuartigen synthetischen Opioiden insbesondere in den Vereinigten Staaten entscheidend zur Opioidkrise beigetragen. Dabei hat in den letzten zehn Jahren besonders die Verbreitung und Verwendung von illegal hergestelltem Fentanyl-Analoga, einschließlich Carfentanil, Ocfentanil, Acetylfentanyl und Furanylfentanyl, zugenommen105. Es gibt weitere synthetische Opioide, über die in der Literatur berichtet wurde, darunter U-47700, AH-7921 und MT-45106. Neuartige Fentanyl-Analoga und andere synthetische Opioide interagieren mit G-Protein-gekoppelten Opioidrezeptoren in Gehirn und Rückenmark als reine Agonisten. Die pharmakologischen Effekte gleichen denen anderer Opioide und die Effektivität variiert je nach Substanz. Einige sind hoch wirksam; im Vergleich zu Morphin ist Acetylfentanyl 16-mal wirksamer, Fentanyl und Furanylfentanyl sind 50 bis 100-mal wirksamer, Ocfentanil ist 200-mal wirksamer107 und Carfentanil ist 10.000-mal wirksamer108. Die Potenz von U-47700 ist etwa 7,5-mal so hoch wie die von Morphin109.

4.2 Epidemiologie

Fentanyl-Analoga werden häufig als Heroin (oder mit Heroin gemischt) oder in Form von gefälschten Pillen verkauft, die z. B. Oxycodon ähneln105. Die meisten epidemiologischen Daten stammen aus Beschlagnahmungen durch die Strafverfolgungsbehörden. Die 2016 am häufigsten in den USA beschlagnahmten synthetischen Opioide waren Fentanyl, gefolgt von Furanylfentanyl, Acetylfentanyl und U-47700109. Diese Substanzen gelangen auch zunehmend nach Europa. In Deutschland wird überwiegend „medizinisches“ Fentanyl (Extraktion aus illegal beschafften Fentanyl-Pflastern) missbraucht.

4.3 Klinische Wirkungen

Es gibt nur wenige Daten zu den klinischen Wirkungen dieser Substanzen, aber sie scheinen denen anderer Opioide ähnlich zu sein: Euphorie, Analgesie und Atemdepression105. Der Hauptunterschied liegt in der Potenz, die zu einem erhöhten Risiko einer Überdosierung führen kann, insbesondere wenn sich die Betroffenen nicht bewusst sind, was sie konsumieren (da sie die Substanz häufig als Heroin erworben haben).

Eine Opioidüberdosierung kann bei den relativ typischen Anzeichen und Symptome vermutet werden: Bewusstseinstrübung bis Bewusstlosigkeit, Atemdepression und Miosis. Diese Substanzen werden bei Standard-Drogenscreens im Urin nicht nachgewiesen. Fentanyl kann durch einen separaten EIA-Drogentest nachgewiesen werden, und viele der Fentanyl-verwandten Verbindungen reagieren mit diesem Test ebenfalls (Kreuzreaktion), aber sie können durch diese Methode nicht von Fentanyl unterschieden werden105. Die Substanzen können durch LC-MS-Tests identifiziert werden, aber dies nimmt mehr Zeit in Anspruch und die meisten Labors verfügen nicht über die hierfür erforderlichen Referenzmaterialien.

Die Standardbehandlung einer Intoxikation oder Überdosierung mit diesen Wirkstoffen ist der Opioidantagonist Naloxon, der idealerweise intravenös, (im Notfall auch intramuskulär oder intranasal) verabreicht wird. Die übliche Dosis zur Behandlung einer Opioid-Überdosierung beträgt 0,4 mg intravenös; es wurde jedoch berichtet, dass Überdosierungen mit den stärkeren Wirkstoffen oft höhere Naloxondosen erfordern, und es wird empfohlen, 2 mg bei intranasaler Applikation muss die Dosis verdoppelt werden105. Bei Patienten mit einer schweren Opioid-Abhängigkeit, ist die wirksamste Behandlung die Therapie mit Opioidagonisten
in Kombination mit Buprenorphin oder Methadon; der Opioidantagonist Naltrexon ist eine weitere Option.

5 Sedativa

5.1 Pharmakologie

Es gibt mehrere so genannte Designer-Benzodiazepine, die in den letzten Jahren auf illegalen Drogenmärkten erhältlich geworden sind. Einige davon sind in anderen Ländern rezeptpflichtig, andere werden als Forschungschemikalien eingestuft. Tabelle 1 enthält eine Liste einiger dieser Drogen. Der Wirkmechanismus der meisten Benzodiazepin-NPS ist derzeit noch wenig erforscht. In vitro-Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie ihre Wirkung durch Interaktionen an γ-Aminobuttersäure-A (GABAA)-Rezeptoren (so wie klassischen Benzodiazepinen) vermitteln. GABAA-Rezeptoren sind Ionenkanäle, die aus Pentameren verschiedener Untereinheiten bestehen und auf den inhibitorischen Neurotransmitter GABA reagieren. Benzodiazepine verstärken die Wirkung von GABA als positive allosterische Modulatoren, indem sie an eine Rezeptorstelle binden, die sich aber von der Bindungsstelle von GABA unterscheidet39.

5.2 Epidemiologie

Es gibt nur sehr wenige Informationen über die Epidemiologie des Konsums dieser Drogen109. In einer Analyse von Blutproben von unter Drogen stehenden Fahrern und mutmaßlichen Drogenstraftätern in Norwegen wurden in 0,3% der Fälle Designer-Benzodiazepine nachgewiesen110.

5.3 Klinische Wirkungen

Es gibt nur sehr wenige Informationen über die klinischen Wirkungen dieser Substanzen. Es wäre zu erwarten, dass sie viele die gleichen Wirkungen wie andere Benzodiazepine haben, aber es kann Unterschiede in der relativen anxiolytischen oder hypnotischen Wirkung sowie in Beginn und Wirkdauer geben. Die Halbwertszeiten sind teilweise extrem lang. Designer-Benzodiazepine können in Standard-EIA-Drogentests nachgewiesen werden, können aber nicht von anderen Benzodiazepinen unterschieden werden111. In berichteten Vergiftungsfällen wurden Designer-Benzodiazepine jedoch meist in Kombination mit anderen psychoaktiven Substanzen, wie Stimulanzien oder Depressiva, nachgewiesen. Die gleichzeitige Einnahme von Benzodiazepinen und anderen Depressiva, wie z.B. Opioiden und Alkohol, kann zu einer langanhaltenden und potenziell tödlichen Atemdepression führen. Designer-Benzodiazepine haben Berichten zufolge zu Todesfällen beigetragen. In einigen wenigen Fällen wurde die Todesursache ausschließlich den Designer-Benzodiazepinen Phenazepam oder Etizolam zugeschrieben112, 113, 114. Die Standardbehandlung der Benzodiazepin-Intoxikation sind supportiv. Gegebenenfalls ist eine Respiratortherapie erforderlich. Der Benzodiazepin-Antagonist Flumazenil kann in schweren Fällen intravenös verabreicht werden. Es gibt nur begrenzte Daten über seine Anwendung bei Designer-Benzodiazepin-Überdosierung, aber es existieren einige positive Fallberichte112.

Die chronische Einnahme von Designer-Benzodiazepinen kann auch zur Entwicklung von Toleranz und Abhängigkeit führen (Entzugssymptome wie Angstzustände, Panikattacken, Unruhe, Schlaflosigkeit, Krampfanfälle und lebensbedrohliche Krämpfe können nach dem abrupten Absetzen der chronischen Designer-Benzodiazepine auftreten113, 114.

6 Sonstige (Abbildung 7)

6.1 γ-Aminobuttersäure-Analoga

γ-Hydroxybutyrat (GHB) ist ein kurzkettiges Fettsäureanalogon des inhibitorischen Neurotransmitters GABA. Es ist bei Drogenkonsumenten wegen seiner Fähigkeit, Euphorie- und Entspannungsgefühle hervorzurufen, soziale Ängste zu reduzieren und den Sexualtrieb zu steigern, populär geworden. Obwohl es sich um eine endogene Verbindung handelt und sein Natriumsalz als verschreibungspflichtiges Medikament gegen Narkolepsie zugelassen ist, werden GHB und seine Stoffwechselvorläufer (z.B. Butyrolacton [GBL] und 1,4-Butandiol [1,4-BD]) wegen ihrer weit verbreiteten illegalen Herstellung in geheimen Labors häufig als Designerdrogen bezeichnet und verwendet. Weitere Strukturanaloga von GABA, die als Designerdrogen verfügbar geworden sind, sind das 4-methylsubstituierte GHB-Derivat γ-Hydroxyvaleriansäure (GHV) und 4-Amino-3-phenylbuttersäure (Phenibut). Die Haupt- und Nebenwirkungen unterscheiden sich kaum von denen der GHB. Der analytische Nachweis ist ausgesprochen problematisch115, 116.

6.2 Lysergamide

LSD ist seit Mitte der 1960er Jahre eine beliebte Freizeitdroge. Obwohl sich der Konsum von LSD auf relativ niedriges stabiles Niveaus eingestellt hat, wurden in den letzten Jahren mehrere andere Lysergamide als neue psychoaktive Substanzen (NPS) oder „Forschungschemikalien“ vertrieben. Die meisten der neuen Lysergamide, darunter N6-Allyl-6-norlyserginsäurediethylamid (AL-LAD), N6-Ethyl-6-norlyserginsäurediethylamid (ETH-LAD) und Lysergsäuremorpholid (LSM-775), wurden ursprünglich im Laufe der wissenschaftlichen Forschung synthetisiert. Andere Verbindungen wurden jedoch speziell von NPS-Anbietern als potenzielle Freizeitdrogen entwickelt. Die Lysergamide 1-Propionyl-LSD (1P-LSD) und 1-Propionyl-ETH-LAD (1P-ETH-LAD) waren in der wissenschaftlichen Literatur unbekannt, bevor sie als psychoaktive Substanzen online vermarktet wurden122. Die LSD-abgeleiteten Designer-Drogen 1-Acetyl-LSD (ALD-52), 1-Propionyl-LSD (1P-LSD), und 1-Butyryl-LSD (1B-LSD) werden erwiesenermaßen in vitro zu LSD metabolisiert und somit Präkursoren von LSD mit sehr ähnlichen Wirkungen117, 118. Vieles deutet darauf hin, dass, ähnlich wie beim LSD, die 5-HT2A-Rezeptoraktivierung die Verhaltenseffekte von LSD-Analoga vermitteln. Zusätzlich trägt die 5-HT1A-Rezeptoraktivierung wahrscheinlich zu den qualitativen Effekten von Lysergamid-Designer-Drogen bei, ähnlich wie LSD und Tryptamin-Psychedelika119, 120. Zusätzlich zu den Unterschieden bei der Affinität aktivieren die LSD-abgeleitete Designerdrogen 5-HT2A-Rezeptoren mit geringerer relativer Potenz im Vergleich zu LSD121. Gegenwärtig gibt es keine Hinweise darauf, dass eine der derzeit verfügbaren Lysergamid-Designerdrogen wesentlich toxischer als LSD ist122.

6.3 Dissoziativa

Dissoziative Wirkstoffe werden in der klinischen Medizin wegen ihrer einzigartigen pharmakologischen Wirkung regelmäßig verwendet. Die pharmakologischen Wirkungen sind aber auch bei Freizeitdrogenkonsumenten beliebt. Das dissoziative Anästhetikum Ketamin bewirkt eine Analgesie ohne kardiovaskuläre oder respiratorische Depression bei Dosen, ein Merkmal, das andere gängige Anästhetika nicht aufweisen. Darüber hinaus induziert Ketamin bei einer einzigen subanästhetischen Dosis eine schnelle und anhaltende antidepressive Wirkung und ist aufgrund seiner dissoziativen Wirkung, einschließlich sensorischer und taktiler Halluzinationen, Euphorie und Depersonalisierung, zu einer weit verbreiteten Freizeitdroge geworden. Verschiedene ähnliche Substanzen sind klinisch untersucht worden. In den späten 1960er Jahren begannen Dissoziative auf dem illegalen Drogenmarkt aufzutauchen. Heute sind mehrere dissoziative Designerdrogen erhältlich, hauptsächlich Arylcyclohexylamine (z.B. Ketamin und Phenylcyclohexylpiperidin [PCP]) und Diarylethylamine. Ähnlich wie Ketamin und PCP wirken die dissoziativen Designerdrogen Methoxetamin und Ephenidin als relativ selektive, nicht kompetitive Antagonisten an ionotropen glutamatergen NMDA-Rezeptoren. Ihre Affinität zu den NMDA-Rezeptoren ist stark mit ihrer klinischen Potenz korreliert, dissoziative Effekte in vivo zu induzieren. Einige dissoziative Designerdrogen hemmen auch mäßig die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin, während andere eine nennenswerte Affinität zum serotonergen Transmissionssystem haben. Für Arylcyclohexylamine und Diarylethylamine wurde eine Bindungsaffinität an verschiedenen Rezeptoren, einschließlich adrenerger, serotonerger, histaminerger, cholinerger, opioiderger und Sigmarezeptoren, berichtet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der NMDA-Rezeptor-Antagonismus hauptsächlich die dissoziativen Wirkungen von Arylcyclohexylaminen und Diarylethylaminen vermittelt, und Wechselwirkungen mit anderen pharmakologischen Zielen können die Aktivität verschiedener Verbindungen modifizieren.

In schweren Fällen können dissoziative Designerdrogen potenziell neurologische Beeinträchtigungen verursachen, die sich als zerebellare Toxizität oder Rhabdomyolyse manifestieren. Regelmäßiger Ketaminkonsum wurde mit einer potenziell irreversiblen Blasenfunktionsstörung und nachfolgender Nierenbeeinträchtigung in Verbindung gebracht. Darüber hinaus hat der akute und chronische Konsum von dissoziativen Designerdrogen potenziell weitreichende Auswirkungen auf das Gedächtnis, ähnlich wie Ketamin. Es gibt zahlreiche Berichte über tödliche Intoxikationen mit dissoziativen, meist in Kombination mit anderen NPS, darunter Stimulanzien, Opioide, Cannabinoide und Psychedelika123, 124, 125.

7 Analytische Probleme50, 125–134

7.1 Drogen-Screening in der Arbeitsmedizin

Drogen-Screenings stellen einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen dar und dürfen nur mit der Einwilligung der betroffenen Person erfolgen. Bei Einstellungsuntersuchungen ist davon auszugehen, dass Bewerberinnen und Bewerber gar nicht in Betracht kommen, die gezielt diesen Test ablehnen. Eine weitere Möglichkeit wären verfälschte Ergebnisse, da Drogenkonsumenten die Urinproben vertauschen könnten. Dies auszuschließen, heißt: erhöhte Kontrolle während der Untersuchung. Der Gesetzgeber in Deutschland hat die Kontrollmöglichkeiten durch medizinische Untersuchungen für den Betrieb eingegrenzt. Er lässt nur für sicherheitsrelevante Bereiche Eignungsuntersuchungen nach gesetzlichen Bestimmungen oder den Unfallverhütungsvorschriften zu.

Drogentests am Arbeitsplatz sind in vielen anderen Ländern möglich, sowohl in staatlich regulierten Programmen als auch in der Privatwirtschaft, üblicherweise mit Urin als Matrix und unter Verwendung eines zweistufigen Verfahrens, bei dem ein anfänglicher Immunoassay als Screening mit anschließendem Bestätigungstest bei positivem Ergebnis durchgeführt wird. Allerdings werden Urin-Drogentests (UDTs) nicht nur im arbeitsmedizinischen Kontext eingesetzt, sondern auch in der klinischen Routine verschiedener Fachgebiete (Notfallmedizin, Psychiatrie, Schmerzmedizin). Urin stellt die klassische Probenmatrix sowohl für Drogentests zum Zwecke der Abstinenzkontrolle als auch Screeninganalysen dar. Durch Konzentrierungsprozesse bei der Harnbildung in der Niere werden auch renal ausgeschiedene Wirkstoffe und/oder deren Metaboliten erheblich aufkonzentriert. Hierdurch werden der qualitative Nachweis erleichtert und die Nachweisfenster verlängert (Tabelle 4). Speziell im Hinblick auf die Drogenanalytik ist dabei zu beachten, dass etliche Drogenwirkstoffe wie z. B. THC oder auch zahlreiche NPS aus der Gruppe der synthetischen Cannabinoidrezeptor-Agonisten weit überwiegend oder praktisch vollständig in Form von Metaboliten im Urin ausgeschieden werden, so dass die entsprechenden analytischen Verfahren auf die jeweiligen (Haupt)metaboliten abzielen müssen.

Eine Fehlinterpretation der Testergebnisse kann zu erheblichen nachteiligen Folgen für die getestete Person führen. Fortschritte in der Drogentesttechnologie verbunden mit einem Anstieg der Zahl neuartiger missbräuchlich verwendeter Substanzen stellen die Anwender vor
die Herausforderung, Urin-Drogentestergebnisse angemessen zu interpretieren. Sowohl die Ausgangsdroge als auch die Metaboliten können in Urinproben nachgewiesen werden und finden sich in der Regel in höheren Konzentrationen als in Vollblut- oder Serumproben. Die Nachweiszeiten für Drogen sind im Urin länger (d.h. 1 Tag bis zu mehreren Wochen) als in Blut- oder Serumproben. Es gibt zwei Haupttypen von UDTs, nämlich Screening- und Bestätigungstests. Erste Drogentests oder Screenings werden mit Hilfe der Immunoassay-Technologie durchgeführt und im Labor oder vor Ort mit Point-of-Care-Tests durchgeführt (POCT). Immunoassays ermöglichen die Durchführung einer großen Anzahl von Probenscreens und liefern relativ schnelle Ergebnisse. Drei Hauptarten von Immunoassays sind verfügbar:

  1. Enzym-multiplizierte Immunoassay-Technik,
  2. Enzym-Linked-Immunosorbent-Assay (ELISA), und
  3. Fluoreszenz-Polarisation Immunoassay.

Im Allgemeinen verwenden Immunoassays Antikörper zum Nachweis des Vorhandenseins von Drogenmetaboliten oder Klassen von Drogenmetaboliten im Urin. Leider weisen Immunoassays auch Substanzen mit ähnlichen Eigenschaften nach, was zu einer Kreuzreaktivität führt, die falsch-positive Ergebnisse zur Folge hat. Insbesondere in Kliniken und Praxen zur Schmerzbehandlung und bei Klinikern, die Patienten mit Störungen des Substanzkonsums behandeln, ist POCT in der Praxis. Es ermöglicht sofortige Ergebnisse vor Ort, so dass der Kliniker die Ergebnisse in Echtzeit mit dem Patienten besprechen kann. Alle anfänglichen Tests, die mit Immunoassays durchgeführt werden, müssen als vorläufig angesehen werden. Bestätigungstests müssen immer durchgeführt werden, wenn sie juristische, forensische, oder arbeitsmedizinische Relevanz haben. Die Nachweismöglichkeit nach dem letztem Konsum ist substanzspezifisch unterschiedlich und hängt vom Metabolismus, der konsumierten Menge (Dosis) und von der Konsumhäufigkeit (repetitiver Konsum) ab. Die Details für die einzelnen Substanzen sind in den Tabellen 3 und 4 dargestellt. Die einzelnen analytischen Möglichkeiten sind nachfolgend dargestellt.

7.2 Drogenanalytik – welche Verfahren?135, 136, 137

Im Wesentlichen stehen für die Drogenuntersuchungen zwei Testverfahren zur Verfügung, nämlich zum einen die bereits erwähnten immunchemische Verfahren und zum anderen chromatographisch-massenspektrometrische Verfahren. Erstere zählen zu den hinweisgebenden Verfahren, deren Ergebnisse bis zur Bestätigung als vorläufig anzusehen sind. Letztere gehören zu den identifizierenden Verfahren. Sie erlauben eine eindeutige und beweissichere Substanzidentifizierung und können daher u. a. zur Bestätigung von positiven immunchemischen Testergebnissen herangezogen werden.

7.2.1 Immunchemische Tests

Eine umfassende Untersuchung auf klassische Drogen, NPS und weitere toxikologisch relevante Stoffe ist alleine mittels immunchemischer Tests nicht möglich. Nur für ein begrenztes Spektrum an Drogen- und Medikamentenwirkstoffen sind solche Tests im Handel. Diese umfassen vor allem die Hauptdrogengruppen Cannabinoide, Kokain, (Meth)amphetamine/Ecstsay und Opiate. Des Weiteren sind Tests für Stoffgruppen wie z. B. Benzodiazepine oder Barbiturate sowie Einzelsubstanzen wie z. B. Methadon, Buprenorphin, LSD oder Oxycodon verfügbar. Auch für einige NPS-Gruppen werden inzwischen immunchemische Tests angeboten. Diese decken jedoch nur einen Teil der zahlreichen Vertreter der einzelnen Stoffgruppen zuverlässig ab, die zudem aufgrund der hohen Dynamik des NPS-Marktes bei Verfügbarwerden der Tests die zu diesem Zeitpunkt relevanten NPS u. U. schon nicht (mehr) abbilden.

Sämtliche immunchemische Testverfahren, die in der Drogenanalytik zum Einsatz kommen, beruhen auf Antigen-Antikörper Reaktionen, bei denen die Drogenwirkstoffe oder deren Metaboliten die Antigene darstellen, die mit den Testantikörpern reagieren. Je nach Testprinzip ist die Antigen-Antikörper-Reaktion mit unterschiedlichen Signalsystemen gekoppelt, die ein Signal generieren, das letztendlich für die positiv-negativ Entscheidung herangezogen wird. Dies kann ein einfaches binäres Signal wie die Ausbildung einer Linie in einem Detektionsfeld bei POCT sein oder eine kontinuierliche Messgröße wie eine Lichtabsorption bei instrumentellen immunchemischen Tests (siehe unten). Letztere wird über einen Schwellenwert wiederum in ein binäres Ergebnis (positiv oder negativ) umgesetzt. Die mit dem Schwellenwert korrespondierende Konzentration einer Kalibratorsubstanz stellt dabei den sogenannten Cut-off Wert dar, oberhalb dessen das Ergebnis als positiv, unterhalb als negativ gewertet wird.

Unabhängig vom konkreten Testprinzip kann es bei allen immunchemischen Tests sowohl zu falsch positiven als auch zu falsch negativen Ergebnissen kommen. Bei falsch positiven Ergebnissen zeigt der Test ein positives Ergebnis an, obwohl die entsprechenden Drogenwirkstoffe oder -metaboliten nicht in der untersuchten Probe vorhanden sind. Sie beruhen in der Regel auf einer Kreuzreaktion mit Substanzen, die aufgrund ihrer strukturellen Eigenschaften mit dem Testantikörper reagieren können, obwohl sie nicht zur Zielgruppe des Tests gehören. Teilweise lassen sich solche Kreuzreaktionen durch die Molekülstruktur relativ einfach nachvollziehen, so z. B. bei Kreuzreaktionen von Bupropion(metaboliten) mit einigen Amphetamintests. Es sind jedoch auch unerwartete Kreuzreaktionen beschrieben, die sich alleine aus der chemischen Struktur nicht ohne weiteres erklären, so z. B. eine Kreuzreaktion des nicht-nukleosidischen Revers-Transkriptase-Hemmers Nevirapin mit einigen immunchemischen Tests auf Cannabinoide. Aufgrund der Möglichkeit falsch positiver Testergebnisse ist es wichtig, positive Testergebnisse
mit einem identifizierenden Verfahren zu bestätigen, insbesondere wenn das Ergebnis seitens der Probanden/Patienten angezweifelt wird oder eine Therapieentscheidung (z. B. vorzeitige Beendigung einer Entzugsbehandlung) oder arbeitsplatz-relevante Entscheidung davon abhängig gemacht werden.

Falsch negative Ergebnisse können ihre Ursache in der Zusammensetzung der Probe haben, z. B. wenn in stark konzentierten Urinproben durch unspezifische Bindung an Matrixbestandteile die Reaktion der Testantikörper mit den Wirkstoffmolekülen gestört ist. Auch ein Zusatz von Tensiden, Oxidanzien oder Säuren/Laugen können die Antigen-Antikörper-Reaktion stören oder den Analyten in der Probe zerstören. Eine weitere potentielle Ursache für falsch negative Ergebnisse ist vor allem bei den sogenannten Gruppentest von Relevanz. Hier führen die strukturellen Unterschiede der einzelnen Vertreter der Stoffgruppe dazu, dass diese mit unterschiedlicher Affinität an die Testantikörper binden. Insbesondere bei niedrig dosierten Vertretern, die noch dazu eine schlechte Kreuzreaktivität aufweisen, wie z. B. Clonazepam in einigen immunchemischen Tests auf Benzodiazepine, kann das Testergebnis trotz der Anwesenheit des Wirkstoffs in der Probe negativ ausfallen. In diesem Zusammenhang erscheint es wichtig zu erwähnen, dass gängige Opiattests nur mit Opiatwirkstoffen/-metaboliten reagieren, die eine Morphingrundstruktur aufweisen, im wesentlichen Morphin, Codein und Dihydrocodein.

Ein weiteres grundsätzliches Problem bei immunchemischen Testverfahren ist, dass sie bei positivem Testausgang keine Differenzierung zwischen verschiedenen Vertretern der gleichen Stoffgruppe zulassen. So kann beispielsweise in der Regel nicht zwischen einer Aufnahme von Methamphetamin und MDMA unterschieden werden.

7.2.1.1 Immunchemische POCT

Solche Tests werden auch als sogenannte Drogenschnelltests bezeichnet. Es handelt sich dabei um Teststreifen oder Testkassetten, die Testfelder für eine einzelne Droge oder mehrere Drogen/Drogengruppen enthalten. Sie arbeiten in der Regel nach dem immunchromatographischen Prinzip, bei dem die Probe nach Aufbringen auf den Test über Kapillarkräfte zum Detektionsfeld transportiert wird, wo das Ergebnis (in der Regel Bildung oder Ausbleiben einer Linie) abgelesen werden kann. Zu beachten ist dabei, dass je nach dem konkreten Testprinzip die Bildung einer Linie in manchen POCT ein positives, in anderen hingegen ein negatives Ergebnis anzeigt. Es ist daher zwingend erforderlich, dass die Anwender sich bei einer Neuanschaffung oder einem Produktwechsel mit den Testspezifikationen vertraut machen. Drogen POCT werden für die Testung von Urinproben und Speichelproben, nicht jedoch für die Testung von Blut angeboten. Ein Vorteil der POCT ist ihre relativ einfache Handhabung, die eine Anwendung durch medizinisches oder Pflegepersonal z. B. in der Notaufnahme oder in der Psychiatrie erlaubt. Ein Probentransport ins Labor kann mithin entfallen, so dass innerhalb von einigen Minuten ein Testergebnis vorliegt. Nachteile der POCT sind, dass die Cut-off Konzentrationen vom Anwender nicht beeinflusst werden können. Bei den kommerziellen Tests sind diese in der Regel an die Bedürfnisse der Abstinenzkontrolle oder Drogenvortests durch die Polizei angepasst. Solche Systeme sind mobil verfügbar und damit auch am Arbeitsplatz anwendbar (Abbildung 8). Ein Großteil der „NPS“ werden mit solchen Tests jedoch nicht erfasst.

7.2.1.2 Instrumentelle Immunchemische Tests

Instrumentelle immunchemische Tests werden für die Untersuchung von Blutplasma/-serum, Urin und Speichel angeboten. Sie werden in der Regel mit Hilfe von Analysenautomaten durchgeführt, die die einzelnen Analysenschritte von der Probennahme bis zur Detektion vollautomatisch durchführen. Da derartige Geräte zur Standardausstattung zumindest größerer klinisch-chemischer Laboratorien gehören, zählen solche Test zum Routineprogramm größerer Kliniklaboratorien und sind daher in der Regel vergleichsweise ort- und zeitnah verfügbar. Die reine Analysenzeit bei diesen Tests liegt im Bereich von 15-20 min, so dass auch hier zeitnah Ergebnisse vorliegen können. Wie bereits oben erwähnt, werden bei diesen instrumentellen immunchemischen Tests kontinuierliche Messgrößen generiert, die anhand einer Kalibration quantitativ ausgewertet werden können. Zusätzlich zu der positiv-negativ-Entscheidung anhand des Cut-off Wertes erhält der Anwender damit zusätzliche Informationen, ob die untersuchte Probe eher hohe oder eher niedrige Analytenkonzentrationen enthält. Jedoch darf diese Abschätzung nicht mit einer definitiven Konzentrationsbestimmung eines konkreten Wirkstoffs verwechselt werden, da auch bei den instrumentellen immunchemischen Methoden keine Aussage möglich ist, durch welche Substanz(en) und/oder Metaboliten das Messergebnis verursacht wurde. Nichtsdestotrotz weisen die Ergebnisse instrumenteller immunchemischer Tests eine höhere Aussagekraft auf als die entsprechender POCT.

7.2.2 Chromatographisch-massenspektrometrische Kopplungstechniken

Chromatographisch-massenspektrometrische Kopplungstechniken wie Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) oder Flüssigchromatographie-(Tandem)massenspektrometrie [LC-MS(/MS)] kombinieren die hohe Trennleistung der Chromatographie mit der hohen Sensitivität und Spezifität der massenspektrometrischen Detektion. Hierdurch können mit diesen Verfahren eine Vielzahl von Wirkstoffen voneinander und von Matrixbestandteilen unterschieden werden, so dass eine simultane Bestimmung auch in komplexen Biomatrices wie Blut, Urin oder Speichel möglich ist. Zudem erlauben diese Verfahren eine zweifelsfreie Substanz-Identifizierung. Ein Nachteil der chromatographisch-massenspektrometrischen Analyenverfahren ist, dass die Proben nicht direkt analysiert werden können, sondern es einer mehr oder
weniger aufwändigen Probenvorbereitung bedarf, die von einfacher Verdünnung bis hin zu komplexen Aufarbeitungsmethoden mit Konjugatspaltung, Extraktion und Derivatisierung reichen kann. Zudem erfordert der Betrieb solcher Systeme und insbesondere die Auswertung der generierten Analysendaten fundierte Spezialkenntnisse. Sie sind daher nur in spezialisierten Laboreinrichtungen verfügbar. Ziel der Bestätigungsanalysen ist zum einen die eindeutige Bestätigung der Anwesenheit von Vertretern der entsprechenden Stoffgruppe in der Probe und mithin der Ausschluss, dass es sich um ein falsch positives Ergebnis handelt.

Die Gaschromatographie/Massenspektrometrie (GC-MS) gilt als der Goldstandard bei Bestätigungstests und kann spezifische Molekularstrukturen identifizieren und die Menge eines in der Probe vorhandenen Medikaments oder einer Substanz quantifizieren. Die GC-MS-Untersuchungen sind zeitaufwendig und kostspielig und dienen daher ausschließlich der Bestätigung von positiven Drogenscreens. Die Flüssigkeitschromatographie/Tandem- Massenspektrometrie (LC-MS/MS) bietet eine Alternative zu GC-MS für die Bestätigung-Tests und kann zeiteffizienter sein135.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Grenzwerte für UDT die Konzentrationen definieren, die erforderlich sind, um bei Immunoassays ein Ergebnis als positiv zu interpretieren. Cutoff-Werte wurden festgelegt, um falsch-positive Ergebnisse zu minimieren. Daher zeigt ein negatives Ergebnis nicht an, dass eine Substanz nicht vorhanden ist, aber dass die Konzentration niedriger war als die etablierte Cutoff-Konzentration (Tabelle 3).

8 Zusammenschau

NPS werden oft in Kombination mit anderen Substanzen verwendet, was eine genaue Bewertung des Grades der Beteiligung einzelner Substanzen an den klinischen Effekten erschwert. Sie werden häufig als „Freizeitdrogen“ gebraucht; die Gefahr in der Arbeitswelt liegt in erster Linie in den Folgezuständen begründet (Wirkungsüberhang, Verhaltensauffälligkeiten, Abhängigkeit). Darüber hinaus können NPS bei routinemäßigen Drogenscreenings unentdeckt bleiben. Dennoch ähneln die pharmakologischen und toxikologischen Profile der meisten NPS-Klassen ihren verwandten traditionellen Missbrauchsdrogen.

Stimulanzien wirken in erster Linie als Substrate oder Inhibitoren von Monoamin-Transportern. Bestimmte Stimulanzien haben ein ausgeprägtes serotonerges Profil. Im Vergleich zu 9-THC wirken synthetische Cannabinoide als stärkere und wirksamere (reine) Agonisten der CB1- und CB2-Rezeptoren, aber die Dominanz der CB1-Rezeptoren im Zentralnervensystem lässt vermuten, dass diese hauptsächlich die psychoaktiven Wirkungen vermitteln. Im Vergleich zu Cannabis sind die unerwünschte Wirkungen schwerwiegender. Reiner (oder partieller) Agonismus an -, – und – Opioidrezeptoren mit Bevorzugung des reinen μ-Agonismus vermittelt die wichtigsten pharmakologischen Wirkungen von neuen synthetischen Opioiden. GABAA- und GABAB-Rezeptoren steuern die Wirkungen von Designer-Benzodiazepinen (bzw. GHB-Analoga). Sedativa, einschließlich synthetischer Opioide und GHB-Analoga, stellen ein Risiko für einen Herz- und Atemstillstand dar, insbesondere wenn sie in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Substanzen wie Alkohol und Benzodiazepinen verwendet werden. Dissoziative Designerdrogen wirken als NMDA-Rezeptorantagonisten und induzieren unerwünschte Wirkungen, die denen der dissoziativen Anästhetika Ketamin und PCP ähnlich sind. Serotonerge Psychedelika verändern die Wahrnehmung und Kognition hauptsächlich durch 5-HT2A-Rezeptor-Agonismus. Neben psychischen Störungen können Psychedelika auch körperliche unerwünschte Wirkungen hervorrufen, die in der Regel von kurzer Dauer sind.

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