02_Aus der Wissenschaft

Aufmerksamkeit und Reaktionszeit verringert

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Nachtarbeit verringert deutlich die Reaktionszeiten bei den betroffenen Beschäftigten. Zu diesem Ergebnis kamen Forscherinnen und Forscher des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA, Institut der Ruhr-Universität Bochum), als sie die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit bei Beschäftigten im Pflegedienst untersuchten.

Beschäftigte in Nachtarbeit, die ihren Schlafzyklus an die Arbeitszeiten anpassen müssen, leiden während der Arbeit häufig unter Schläfrigkeit. Sie sind deshalb einem erhöhten Risiko für Arbeits- und Wegeunfälle auf dem Weg nach Hause ausgesetzt. Auch die Versorgung von Patienten könnte unter der verminderten Aufmerksamkeit leiden. Über mehrere aufeinanderfolgende Tag- beziehungsweise Nachtschichten wurde die psychomotorische Vigilanz bei 74 weiblichen Beschäftigten im Pflegedienst eines Klinikums verglichen. „Wir konnten nach einer Nachtschicht eine deutlich verlängerte mittlere Reaktionszeit, aber auch eine höhere Zahl von Auslassungsfehlern beobachten“, berichtet die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Behrens aus dem IPA.

Studienleiterin Dr. Sylvia Rabstein erläutert: „Eine schlechtere Testleistung wurde vor allem bei älteren Probandinnen, Frauen mit einer spät getakteten inneren Uhr (sogenannten „Eulen“) und Frauen mit häufigen Atemaussetzern während des Schlafs (Schlaf-Apnoe-Syndrom) beobachtet. Für uns überraschend war, dass sich die Fehlerwerte und Reaktionszeiten schon ab der zweiten Nachtschicht verbesserten und sich der Testleistung nach einer Tagschicht annäherten.“ Behrens führt fort: „Obwohl wir einen Trainingseffekt nicht ausschließen können, scheint es so zu sein, dass unregelmäßige oder schnell wechselnde Schichtpläne vermieden werden sollten.“

Einfache Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung der Aufmerksamkeit während einer Nachtschicht könnten erlaubte Kurzschlafperioden, eine ausreichende Erholungszeit zwischen einzelnen Nachtschichten, kürzere Nachtschichten oder ein Wechsel der Beleuchtung am Arbeitsplatz umfassen, erklärt Behrens. Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen müsse aber noch wissenschaftlich untersucht werden.


Originalarbeit:

Behrens T, Burek K, Pallapies D, Kösters L, Lehnert M, Beine A, Wichert K, Kantermann T, Vetter V, Brüning T, Rabstein S (2019)

Decreased psychomotor vigilance of female shift workers after working night shifts

PLoS ONE 14(7): e0219087. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0219087

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