07 Integration

Jüngere Menschen mit Migrationshintergrund mit erhöhtem Leistungsdruck im Job

Foto: © Anatoliy – stock.adobe.com

Wie sehr sich Menschen mit Migrationshintergrund bei der Jobsuche benachteiligt fühlen und was die größten Hindernisse im Bewerbungsprozess für sie sind, hat nun die Jobplattform Indeed herausgefunden. Dazu befragte das Unternehmen in einer YouGov-Umfrage 502 erwerbstätige Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.

Diskriminierung bei der Bewerbung

Insgesamt gaben 15 Prozent der Befragten an, dass sie häufig das Gefühl haben, bei der Jobsuche diskriminiert zu werden. 26 Prozent fühlen sich manchmal benachteiligt, während weitere 12 Prozent selten diesen Eindruck haben. Damit fühlen sich 53 Prozent der Befragten mehr oder weniger regelmäßig bei der Jobsuche benachteiligt. Demgegenüber haben nur 37 Prozent nie diesen Eindruck benachteiligt zu werden. Diese Erfahrung fällt bei den Geschlechtern jedoch unterschiedlich aus: Während sich rund ein Drittel der Männer häufig bzw. manchmal diskriminiert fühlt, betrifft es bei den Frauen sogar fast die Hälfte.

29 Prozent der Teilnehmenden gaben gar an, keine faire Chance in Bewerbungsprozessen zu erhalten. Besonders die Frauen haben diesen Eindruck – ein Drittel gaben an, selten oder nie eine faire Chance bei der Jobsuche zu bekommen. Bei den Männern waren nur rund ein Viertel dieser Meinung. Zudem haben 35 Prozent den Eindruck, mehr Jobabsagen als Menschen ohne Migrationshintergrund zu erhalten.

Größerer Leistungsdruck besonders für die jüngeren Generationen

Auch das Gefühl, im Arbeitsleben mehr leisten zu müssen, ist Menschen mit Migrationshintergrund laut den Umfrageergebnissen vertraut. 37 Prozent aller Teilnehmenden haben den Eindruck, für die gleiche Anerkennung mehr tun zu müssen. Besonders die 35- bis 44-Jährigen haben mit diesem Leistungsdruck zu kämpfen: 52 Prozent haben hier das Gefühl. Auch bei den Befragten zwischen 18 und 24 sowie 25- bis 34-Jährigen sind rund 40 Prozent dieser Meinung. Mit dem Alter scheint dieser Eindruck jedoch abzunehmen: Bei den über 55-Jährigen sind nur noch ein 20 Prozent dieser Meinung.

Bei der Frage, ob es für Menschen mit Migrationshintergrund in den letzten zehn Jahren einfacher oder schwieriger geworden ist, einen Job zu finden, sind sich die Befragten uneins. So sind 36 Prozent der Frauen der Meinung, dass es schwerer geworden ist, bei den Männern hingegen nur rund ein Viertel. Durchschnittlich sind 31 Prozent der Auffassung, dass es schwerer geworden ist, während 28 Prozent meinen, dass es leichter sei, einen Job zu finden.

Die größten Hindernisse für Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt

Am häufigsten fühlen sich die Befragten aufgrund ihres Namens (37 Prozent), der Staatsangehörigkeit (31 Prozent) sowie dem Geburtsort bzw. -land (27 Prozent) und der Religion (26 Prozent) diskriminiert. Insbesondere die Bevorzugung von Deutsch-Muttersprachler*innen sowie Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund in den Personalabteilungen sind aus Sicht von jeweils 43 Prozent der Befragten die größten Hindernisse bei der Jobsuche. Ebenso spielen die Bevorzugung von Bildungs- und Ausbildungsabschlüssen aus Deutschland sowie von Kandidat*innen, die als Deutsche wahrgenommen werden, mit 31 Prozent bzw. 29 Prozent eine Rolle.

So kann Diskriminierung
verhindert werden

Strukturierte Bewerbungsgespräche, z.B. dass alle Kandidat*innen die gleichen Fragen beantworten, und Bewerbungen ohne persönliche Angaben wie Name, Geschlecht oder Nationalität, werden von je 35 Prozent der Befragten als sinnvoll erachtet, um Diskriminierungen bei der Jobsuche entgegenzuwirken. Ebenfalls als förderlich bewertet werden Bewerbungen ohne Bild (34 Prozent) sowie standardisierte Eignungsprüfungen, sogenannte Assessments (31 Prozent).

Daneben sollten aus Sicht der Befragten die Unternehmen Fähigkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund stärker wertschätzen. Dazu gehören vor allem Vielsprachigkeit (55 Prozent), interkulturelle Kompetenzen (49 Prozent) sowie Anpassungsfähigkeit (47 Prozent). Ebenso erachten die Befragten die fachlichen Kompetenzen (44 Prozent), internationale Arbeitserfahrungen (38 Prozent), Resilienz, d.h. die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen gut zu bewältigen, sowie andere Blickwinkel auf Themen (je 33 Prozent) als überaus wichtig.

Auch Arbeitgeber rücken diese Thematik weiter in den Fokus, um in ihrer Ansprache noch inklusiver zu werden. So positionieren sich einige Unternehmen bereits explizit in ihren Stellenanzeigen gegen Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft im Bewerbungsprozess. Mit Aussagen wie etwa „Wir stehen für Vielfalt und sind gegen Diskriminierung in jeglicher Form. Bei unseren Entscheidungen spielen Kategorien wie Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, Herkunft oder Religion keine Rolle“ zeigen sie ihr Engagement gegen Diskriminierung. Allerdings tauchen aktuell nur in vier Prozent aller Stellenanzeigen die Schlagwörter „Diskriminierung“ und „Herkunft“ gemeinsam auf. Währenddessen ist zum Beispiel in fast Dreiviertel aller Stellenanzeigen das Kürzel „m/w/d“ enthalten, um eine Benachteiligung aufgrund des Geschlechtes zu vermeiden.

Frank Hensgens, Geschäftsführer Indeed DACH, ergänzt: „Dass sich Menschen aufgrund ihres Namens, der Religion oder der Hautfarbe im Arbeitsleben diskriminiert fühlen, ist einfach ein Unding, aber leider alltäglich. Menschen mit Migrationshintergrund müssen die gleiche Chance erhalten, im Berufsleben erfolgreich zu sein. Das gilt insbesondere auch für Frauen mit Migrationshintergrund, die sich laut unserer Umfrage noch stärker benachteiligt fühlen. Dazu können neue Strukturen und Prozesse im Recruiting einen Beitrag leisten. Genauso entscheidend ist allerdings, dass sich Führungskräfte ihrer Vorurteile bewusst werden, um einer diskriminierenden Personalauswahl und -entwicklung in jeglicher Hinsicht vorzubeugen.“

Alle Ergebnisse der Umfrage sowie das dazugehörige Whitepaper können Sie hier abrufen: https://blog.de.indeed.com/2021/08/18/juengere-menschen-

mit-migrationshintergrund-mit-

erhoehtem-leistungsdruck-im-job/

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 502 erwerbstätige Menschen mit Migrationshintergrund zwischen dem 12. und 17.05.2021 teilnahmen.

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