10_Betriebliches Gesundheitsmanagement

Der Fehlzeiten-Report 2022

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www.aok.de

Der Fehlzeiten-Report 2022 basiert auf anonymisierten Daten von 15,6 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen bis Juli 2022. Insgesamt ist der Krankenstand zwischen Januar und Juli 2022 mit 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sehr stark gestiegen (Krankenstand Januar bis Juli 2021: 5,1 Prozent). Dabei ist der Anteil der AOK-versicherten Erwerbstätigen mit mindestens einer Krankschreibung in dem jeweiligen Zeitraum aufgrund von Atemwegserkrankungen auf 28,8 Prozent angestiegen. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht. Die Muskel-Skelett-Erkrankungen sind damit erstmals auf Platz 2 (15,8 Prozent). Danach folgten Verletzungen (7,9 Prozent) und Erkrankungen der Verdauungsorgane (7,4 Prozent), psychische Erkrankungen (5,2 Prozent) sowie Erkrankungen des Kreislaufsystems (3,3 Prozent). 

Auswirkungen der Coronapandemie

In den zurückliegenden 29 Monaten (1. März 2020 bis 31. Juli 2022) haben insgesamt 1,8 Millionen durchgängig bei der AOK versicherte Beschäftigte zwischen 1. März 2020 und 31. Juli 2022 im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Infektion in ihren Unternehmen gefehlt. Damit war seit Beginn der COVID-19-Pandemie mehr als jeder fünfte Beschäftigte (22,5 Prozent) betroffen. Pro Erkrankungsfall gab es im Durchschnitt 9,5 krankheitsbedingte Ausfalltage. 3,8 Prozent der Betroffenen waren laut der Diagnosen ihrer Arbeitsunfähigkeitsmeldung im weiteren Verlauf von Long-COVID oder Post-COVID betroffen. Dies entspricht seit Pandemiebeginn etwa 68.000 AOK-versicherten Erwerbstätigen, die aufgrund ihrer Erkrankung durchschnittlich 47,4 Tage in ihren Betrieben fehlten.

Vor allem Beschäftigte in der Erziehung und im Gesundheitswesen waren von Erkrankungen im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Infektion betroffen. Betrachtet man alle erwerbstätigen 14,1 Millionen Personen, die im Pandemie-Zeitraum von März 2020 bis Juli 2022 mindestens einen Tag bei der AOK versichert waren, so waren Berufe der Kindererziehung mit 28.315 Erkrankten je 100.000 AOK-Mitglieder am häufigsten betroffen, gefolgt von medizinischen Fachangestellten mit 25.849 Erkrankten je 100.000 AOK-Mitglieder.

Soziale Unternehmensführung fördert Gesundheit

Beschäftigte, die ihrem Unternehmen eine hohe Sozialverantwortung bescheinigen, sind leistungsbereiter, zufriedener und gesünder. Das ist der zentrale Befund einer aktuellen Befragung im Rahmen des Fehlzeiten-Reports 2022. Die repräsentative Befragung unter rund 2.500 Erwerbstätigen im Frühjahr 2022 zeigt: Je verantwortungsvoller die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Unternehmen empfinden, desto positiver bewerten sie ihre eigene Arbeitsmotivation und Gesundheit.

Dabei wird der Zusammenhang vor allem in einem Vergleich deutlich: Bei den Beschäftigten, die ihrem Unternehmen eine besonders hohe Unternehmensverantwortung bescheinigen, geht dies bei 96,7 Prozent mit hoher Leistungsbereitschaft, bei 95,6 Prozent mit hoher Verbundenheit mit dem Unternehmen und bei 96,5 Prozent mit hoher Arbeitszufriedenheit einher. Umgekehrt sieht man in der Beschäftigtengruppe, die in ihrem Unternehmen eine niedrige Unternehmensverantwortung wahrnehmen, nur bei 76,4 Prozent eine hohe Leistungsbereitschaft, bei 60,6 Prozent eine hohe Unternehmensverbundenheit und bei 69,6 Prozent eine hohe Arbeitszufriedenheit.

Hier kommt das Betriebliche Gesundheitsmanagement ins Spiel: Zum Beispiel kann mit Hilfe einer Mitarbeitendenbefragung oder von Arbeitsunfähigkeitsanalysen aufgezeigt werden, wie die Beschäftigten und die Unternehmen die aktuellen Herausforderungen bewältigen und sich zukunftssicher aufstellen können. Die Auswirkungen von Pandemie, Energiekrise oder Klimawandel können dabei als eine Art „Stresstest“ für die Stabilität der Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden verstanden werden. Das kann dazu führen, dass beide Seiten mit einer gestärkten Beziehung aus dieser Situation hervorgehen. Das wiederum bietet die Chance, gesunde und leistungsfähige Fachkräfte dauerhaft an das Unternehmen zu binden.

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