Klimasensible Gesundheitsberatung (Climate-sensitive health counselling; CSHC) durch medizinisches Fachpersonal könnte die Gesundheit einzelner Patienten und die Gesundheit des Planeten fördern, insbesondere im Rahmen der Lebensstilberatung. Die Unsicherheit des medizinischen Fachpersonals hinsichtlich der Akzeptanz von CSHC bleibt jedoch ein Hindernis für die Umsetzung. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen verschiedener Themen und Rahmenbedingungen auf die Akzeptanz von CSHC im Zusammenhang mit dem Lebensstil durch die Patienten zu ermitteln.
Von den 3.346 Personen, die sich zwischen November 2019 und Juni 2020 für das Health-Related Beliefs and Health Care Experiences (HeReCa) panel angemeldet hatten, erhielten 3.163 Teilnehmer (94,5 %) den Fragebogen, und 1.516 (47,9 %) reichten zwischen April und Juni 2022 ihre Antworten ein. 25 Teilnehmer mit unvollständigen Daten wurden ausgeschlossen, und 1.491 Teilnehmer wurden in die gemischte ANOVA-Primäranalyse (analysis of variance, kurz ANOVA ) einbezogen. 748 Teilnehmer wurden der Diätgruppe und 743 der Gruppe für körperliche Aktivität zugeordnet. Das Durchschnittsalter der gesamten Stichprobe betrug 55,6 Jahre (SD 14,2). Unter Ausschluss von 62 Teilnehmern mit fehlenden Werten waren 814 (57,0 %) weiblich und 613 (49,2 %) männlich; zwei Teilnehmer (0,1 %) identifizierten sich selbst als diversem Geschlecht zugehörig. In der gesamten Kohorte lag der durchschnittliche Akzeptanzwert für Framing A bei 4,09 (SD 0,71), für Framing B bei 3,67 (0,91) und für Framing C bei 3,55 (0,97). Die gemischte ANOVA ergab einen signifikanten und großen Effekt des Framings (partielles η = 0,18, p 0,001) und einen signifikanten, aber vernachlässigbaren Effekt des Themas (partielles η = 0,004, p = 0,021) auf die Akzeptanz von CSHC. Die stratifizierte Analyse ergab, dass die Framing-Effekte bei Teilnehmern, die über den Klimawandel besorgt waren oder politisch links standen, weniger ausgeprägt waren.
Die ausschließlich auf die Gesundheit ausgerichtete Darstellung von CSHC stößt in allen Untergruppen auf größere Akzeptanz als die Darstellung, die sowohl die Gesundheit als auch das Klima berücksichtigt. Die Unterschiede sind am ausgeprägtesten bei den Teilnehmern, die dem Klimawandel gegenüber vorsichtig oder skeptisch sind. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Spannungen zwischen den Gesundheitszielen von CSHC und der Akzeptanz bei den Patienten, die durch den Einsatz patientenzentrierter Kommunikationstechniken gemildert werden könnten.
Original Publikation:
Herrmann et al. (2025). Acceptability of health-only versus climate-and-health framings in lifestyle-related climate-sensitive health counselling: results of a randomised survey experiment in Germany. The Lancet Planetary Health, 9(6), e456–e466.

