Arbeitsschutz

Arbeitsschutz und Büroarbeit Das Büro – eine gefährdungsfreie Zone?

Betrachtet man die Unfallstatistiken von Versicherungen und Berufsgenossenschaften so drängt sich der Eindruck auf, dass der Arbeitsplatz Büro gefahrlos sei. Auch wenn Kabel Stolperfallen bilden und Mitarbeiter Bürostühle als Aufstiegshilfen missbrauchen – verglichen mit Produktionsarbeitsplätzen sind sowohl die Anzahl der Fälle als auch ihre Auswirkungen eher marginal.

Interessanter wird es, wenn man sich die Grundlage des deutschen Arbeitsschutzes vor Augen führt. Das Arbeitsschutzgesetz sieht seine Ziele darin „ (…) Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei der Arbeit durch Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu sichern und zu verbessern.“ Ist die Unfallgefährdung in Büros eher gering einzustufen stellt sich das Bild in Sachen Gesundheitsgefährdung anders dar.

Zwar muss in einem Büro keiner unmittelbar um seine Gesundheit oder gar sein Leben fürchten, Gesundheitsgefährdungen gibt es aber in vielen Bereichen und vor allem in für den Nutzer oft nicht sofort erkennbaren Gestalten. Wer seinen Bürostuhl arretiert und das dynamische Sitzen für sich nicht nutzt, dem tut nicht schon am nächsten Tag der Rücken weh. Wer seinen Drucker auf den Tisch stellt und Feinstaub von Toner und Papier einatmet, der wird nicht gleich am nächsten Tag eine Atemwegserkrankung entwickeln. Aber genau darin liegt das Problem. Das Büro ist voll von Dingen, die man weder sieht noch spürt, die aber langsam und sicher Auswirkungen auf die Nutzer in sich bergen.

Noch wird dem Büro von Seiten des Arbeitsschutzes wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ob wir uns diesen Luxus noch lange leisten können sei anhand einiger Zahlen in Frage gestellt. 2008 war bereits die Hälfte aller Arbeitsplätze in Deutschland Büroarbeitsplätze. Die Arbeitsplätze erwirtschaften 70% des deutschen Bruttosozialproduktes! Und wir leben immer noch im Bewusstsein ein Industrieland zu sein – Deutschland ist ein Büroland! Wenn der Trend zur Verlagerung von Produktionsarbeitsplätzen in Billiglohnländer weiter anhält, kann man davon ausgehen, dass sich diese Verteilung noch mehr Richtung Büroarbeit verschiebt.

Es ist also höchste Zeit! Wollen wir unsere Leistungsfähigkeit bei der Büroarbeit sichern, müssen wir anfangen Büros genau so ernsthaft und zielstrebig in Sachen Arbeitsschutz zu optimieren, wie einst mit den Fertigungen. Die gute Nachricht dabei: Verglichen mit Produktionsarbeitsplätzen ist Arbeitsschutz im Büro weniger komplex. Hätten wir in jedem Büro aufgabenorientierte und bewegungsförderliche Arbeitsplätze ohne Blendungen bei der Bildschirmarbeit oder andere störende Einflüsse aus dem Umfeld wäre schon viel gewonnen.

Schenken Sie dem Büro die Aufmerksamkeit, die es verdient! Ist das Bewusstsein erst einmal geschaffen, startet die Optimierung fast von selbst!

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