Arbeitsschutz

Erfolgreiche Malariaprävention bei der Bundeswehr

Malaria in Einsatzgebieten
Einige Einsatzgebiete (z. B. Afghanistan oder Süd-Sudan) beinhalten eine Gefährdung durch Malaria. Zeitgerecht zum Beginn der Übertragungssaison für Malaria in Afghanistan, wurde durch das fachlich zuständige Sanitätsamt der Bundeswehr in München für in Afghanistan eingesetzte Soldaten dort, wo nötig, eine Malaria-Chemoprophylaxe empfohlen.

Die Bundeswehr hat umfangreiche Erfahrungen mit dem Einsatz von Malaria-Chemoprophylaxe, insbesondere in Afghanistan, wo die seit 2002 eingesetzte Soldaten eine Malariachemoprophylaxe erhalten. In den Folgejahren war es durch systematische Risikoevaluierungen und –bewertungen (s.a.u.) möglich, die Anzahl der Soldaten, für die eine Chemoprophylaxe erforderlich ist, kontinuierlich zu reduzieren. Inzwischen ist eine Chemoprophylaxe nur noch für einen kleinen Teil der eingesetzten Soldaten erforderlich. In den vergangenen beiden Wochen gab es in den Medien teilweise irreführende Meldungen zum Malariaprophylaxemittel Mefloquin (Lariam®).

Vorbeugung
Zur Verhinderung der Malaria werden seitens der Bundeswehr eine Reihe von Maßnahmen eingesetzt. Die bedeutendsten sind die persönliche Expositionsprophylaxe (Schutzmaßnahmen gegen Mückenstiche) und, wo nötig, eine Malaria-Chemoprophylaxe. Die Expositionsprophylaxe ist besonders wichtig, da diese auch vor anderen vektorübertragenen Infektionen schützt (z.B. Haut-Leishmaniasis), bei denen weder eine Impfung noch eine Chemoprophylaxe verfügbar sind.

Imprägnierte Uniformen (abends langärmelig getragen), Anwendung mückenabweisender Mittel auf der Haut (sog. Repellents) mit DEET- oder Icaridin-haltigen Präparaten, Moskitodome für Soldaten, die außerhalb der Lager übernachten sowie Insektengitter vor Fenstern und Türen in den Camps sind die wichtigsten Maßnahmen.

Zusätzlich sorgen infrastrukturelle Maßnahmen in den Camps dafür, dass für übertragende Insekten (und Zecken) möglichst ungünstige Lebensbedingungen herrschen.

Umsetzung
Im Gegensatz zur Praxis anderer Nationen führt Deutschland keine pauschale Chemoprophylaxe für alle eingesetzten Soldaten durch, sondern beschränkt sich hierbei auf diejenigen Soldaten, für die eine Malaria – Chemoprophylaxe unabdingbar notwendig ist. Vor diesem Hintergrund werden alle tropischen Einsatzgebiete regelmäßig durch Tropenmediziner und Entomologen evaluiert. Ziel dieser Evaluierungen ist es, unter Berücksichtigung der lokalen Malariaepidemiologie, dem Vektoraufkommen und der konkreten, sich aus dem Einsatzprofil des Soldaten ergebenden Exposition, ein möglichst realistisches Bild zum effektiven Malariarisiko am Einsatzort zu gewinnen. Zusätzlich wird im Einsatz durch das Vektor-Monitoring (Sammeln von Mücken in CDC-Lichtfallen) die Menge der übertragenden Mücken bestimmt. Dies stellt ein qualitätsgesichertes und effektives Frühwarnsystem dar, um ansteigende Zahlen der Vektoren rechtzeitig erkennen und frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Die Ergebnisse all der o.g. Untersuchungen bilden die Basis für die Empfehlungen zur Malaria-Chemoprophylaxe. Dieses sehr aufwändige Verfahren zur Risikoevaluierung und –bewertung hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Mehrzahl der in Afghanistan eingesetzten Soldaten überhaupt keiner Chemoprophylaxe mehr bedarf. Diese abgestufte Vorgehensweise ist ein weiterer wesentlicher Faktor für die (verglichen mit anderen Nationen) hohe Compliance gegenüber der Malaria-Chemoprophylaxe.

In den augenblicklichen Einsatzgebieten der Bundeswehr werden in Anlehnung an die Fachempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) derzeit ausschließlich drei Substanzen (Mefloquin=Lariam®, Atovaquon/Proguanil=Malarone® und Doxycyclin) zur Malariachemoprophylaxe eingesetzt. Neben konsequenter Beachtung der jeweiligen Kontraindikationen, findet dabei immer das besondere Einsatzprofil der Soldatinnen und Soldaten bei der Auswahl der geeigneten Substanz, Berücksichtigung.

Der Soldat wird aufgeklärt, sich beim Auftreten – auch geringfügiger – Nebenwirkungen des verordneten Medikamentes, seinem Truppenarzt vorzustellen, um Alternativen zu besprechen.

Im Gegensatz zu den Streitkräften anderer Nationen, die auf eine regelhafte Chemoprophylaxe mit Lariam® verzichten und stattdessen hauptsächlich die Alternative Doxycyclin einsetzen, z. B. den USA mit über 90 dokumentierten Malariaerkrankungen in Afghanistan allein in 2011, gibt es im Deutschen Einsatzkontingent in Afghanistan seit 2006 keine Erkrankungsfälle. Diese Prophylaxepraxis der Bundeswehr wird auch von der zivilen Fachgesellschaft umfänglich mitgetragen, insbesondere unter dem Aspekt eines verantwortungsbewussten Einsatzes der medikamentösen Prophylaxe.

Sanitätsamt der Bundeswehr, Abt. V

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