Editorial

Lohnt sich Prävention?

Über präventive Unternehmenskultur wird immer häufiger geredet und geschrieben. Was aber verbirgt sich dahinter und welchen Nutzen haben Mitarbeiter und Unternehmen davon? Unternehmen brauchen im harten Wettbewerb einer globalen Welt, aber insbesondere in einer Zeit, die immer schnelllebiger und von hohen Wechselzyklen geprägt ist, nicht nur sach- und fachkundige Mitarbeiter. Sie brauchen hochmotivierte Mitarbeiter, die sich an ihren Arbeitsplätzen wohlfühlen und im Unternehmen integriert sind. Das Schlüsselwort dazu heißt Prävention. Präventive Maßnahmen der Sicherheit und Gesundheit dienen der ganzheitlichen Optimierung aller Prozesse im Unternehmen. Sie nutzen Synergien und vermeiden Risiken. Das Ergebnis sind „gesunde Unternehmen“. Risiken werden frühzeitig ermittelt und mit dem Ziel der Vermeidung von Gefährdungen auf ein akzeptables Minimum reduziert. Verbesserte Arbeitsbedingungen und eine Wertschätzung der Leistung der Mitarbeiter erhöhen ihre Motivation und senken deren Risikobereitschaft.

Merke: Ein Unternehmer, der nicht präventiv in die Sicherheit und Gesundheit investiert, wird auf lange Sicht im Wettbewerb nicht bestehen können.

Der klassische Arbeitsschützer, der sich um die Vermeidung von Unfällen bemüht, ist gleichermaßen nicht mehr opportun wie der Arbeitsmediziner, der sich überwiegend auf die Durchführung von Untersuchungen beschränkt. Unternehmen benötigen heute fach- und sozialkompetente Manager für Sicherheit und Gesundheit, die vernetzt agieren und ganzheitlich vorgehen. Immer häufiger bündeln daher Unternehmen die gesamten Funktionen ihrer unterschiedlichen Beauftragten im Betriebssicherheitsmanagement, das unter die Leitung eines qualifizierten Betriebssicherheitsmanagers gestellt wird. Dies ist besonders vor dem Hintergrund zu betrachten, dass die sozialen Faktoren und psychomentalen Erkrankungen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ein gravierender Anstieg von Ausfällen durch Burn-out ist ein entscheidender Indikator dafür, dass allen psychischen Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Sind diese Erkrankungen doch nicht nur mit langen Ausfallzeiten verbunden, sie führen gleichsam zu einem enormen wirtschaftlichen Schaden für das Unternehmen.

Merke:

Mussten sich Arbeitsschützer früher darum kümmern, dass keine Daumen eingeklemmt wurden, so müssen Sicherheits- und Gesundheitsmanager heute dafür sorgen, dass keine Seelen eingeklemmt werden.

Seit langen Jahren bemühen sich Experten darum den Nachweis zu bringen, dass sich Prävention für ein Unternehmen wirtschaftlich rechnet. Ausfallkosten für Unfälle und betriebsbedingte Krankheiten dienten dabei vielfach als Berechnungsgrundlage. Einen verhinderten Unfall nachzuweisen fiel dabei den Akteuren stets schwer und führte nicht selten zu kontroversen Diskussionen im Unternehmen.

In 2010 initiierten die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS), die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und die Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro- und Medienerzeugnisse (BG ETEM) eine internationale Studie zu „Calculating the international return on prevention for companies: Costs and benefits of investments in occupational safety and health“.

Die international ausgerichtete Studie befasste sich mit der Frage, ob sich betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Unternehmen lohnt. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich den wirtschaftlichen Nutzen der Prävention für das Unternehmen auf. Aus einzelwirtschaftlicher Sicht konnte auf internationaler Ebene ein „Return on Prevention“ in Höhe von 2,2 ermittelt werden. Das bedeutet, wenn ein Unternehmen jährlich 1 Euro für jeden Beschäftigten in Prävention investiert, errechnet sich ein wirtschaftlicher Erfolg von 2,2 Euro.

Die Frage, ob sich betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz wirtschaftlich „lohnt“, kann daher nun eindeutig beantwortet werden.

Ja, Prävention lohnt sich!

Bernhard Tenckhoff

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