Gewalt am Arbeitsplatz

Nicht auf Leidensbereitschaft setzen, sondern Schutz und Rückhalt bieten

Foto: Boggy/stock.adobe.com

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)

Nach einem Beinbruch im Dienst ist die Hilfe für Beschäftigte selbstverständlich. Warum sieht das oft anders aus, wenn Beschäftigte mit Gewalt durch betreute Personen konfrontiert werden?

Führungskräfte spielen wichtige Rolle

Auf einem Symposium der BGW wurde herausgestellt, worauf es ankommt: kritische Situationen und Übergriffe auch als strukturelle Herausforderung für die Einrichtungen zu sehen anstatt nur als individuelles Problem von Beschäftigten. BGW-Psychologin Sabine Gregersen verdeutlichte das am Beispiel von Führungskräften: „Ihre Haltung beeinflusst maßgeblich, ob ein offenes, vertrauensvolles Klima entsteht, das es erlaubt, Vorfälle systematisch zu bearbeiten und zu vermeiden.“ Sie erklärte weiter: „Wer sagt, Beschäftigte müssten generell mit herausforderndem Verhalten umgehen können, reduziert Vorfälle auf die Frage professioneller Kompetenz. Das führt zu einseitigen Schuldzuweisungen und bagatellisiert Gewaltsituationen.“ Da Studien zudem belegen, dass Führungskräfte mit ihrer Haltung die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen, sei es umso wichtiger, dass Vorgesetzte Rückendeckung böten – und zwar je nach individuellem Bedarf der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters.

Gregersen erläuterte, dass im Vorfeld genauso wie in Akutsituationen und nach Übergriffen ein aktives, einfühlsames Vorgehen von Führungskräften gefragt sei. Rollenklarheit und Vorhersehbarkeit seien dabei wichtige Faktoren: „Welche Erwartungen werden an die Beschäftigten gestellt? Was ist in welcher Situation zu tun? Welche Haltung zu Gewalt und Aggression nehmen Leitung und Führungskräfte ein? Welche Hilfe wird Betroffenen geboten?“ Solche Fragen sollten eindeutig beantwortet werden, so Gregersen.

Präventionskultur im Unternehmen etablieren

Klarheit zu schaffen, wie die Einrichtung insgesamt zum Thema Umgang mit Gewalt steht, kristallisierte sich in Diskussionen als wesentlicher Erfolgsfaktor für den Schutz der Beschäftigten heraus. Die Klammer dafür bilde die Präventionskultur im Unternehmen, betonte Dr. Heike Schambortski. Die Leiterin der BGW-Präventionskoordination sagte dazu: „Es geht darum, auf allen Ebenen deutlich zu machen ‚Bei uns geht die Sicherheit vor. Gewalt gegen Beschäftigte dulden wir nicht.‘“ Der Weg dorthin sei Schritt für Schritt zu gehen – von einer sorgfältigen Risikoanalyse über eine Null-Toleranz-Politik und die Verankerung von Notfallplänen bis hin zur gelebten Fehlerkultur, bei der jeder Vorfall untersucht wird. „Um die Gewaltspirale wirklich zu durchbrechen, müssen unbedingt die Beschäftigten einbezogen werden“, unterstrich Schambortski.

Broschüre der BGW bietet Hilfestellung für Einrichtungen

Wie Einrichtungen vorgehen und Führungskräfte sowie Beschäftigte „fit“ gemacht werden können, zeigt ein neuer Ratgeber der BGW: Die Broschüre „Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte in Betreuungsberufen“ wurde auf dem Symposium vorgestellt. Sie bietet unter anderem Hilfen zur Gefährdungsbeurteilung und erläutert anhand vieler Beispiele, welche betrieblichen Maßnahmen ergriffen werden können. Eingegangen wird auch auf die Unterstützungsangebote der BGW sowohl für die Einrichtungen als auch für betroffene Beschäftigte. Die Broschüre kann unter www.bgw-online.de, Suchbegriff „TP-PUGA“ bestellt werden. Weitere Informationen zum Thema bietet darüber hinaus eine umfangreiche Rubrik auf der Website der BGW:
www.bgw-online.de/gewalt.

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