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Buchrezension Lexikon Arbeitsgestaltung – Best Practice im Arbeitsprozess

Unternehmen, die die humanen und sozialen Belange ihrer Beschäftigten berücksichtigen, weisen im mittel- bis langfristigen Marktvergleich eine deutlich erhöhte Ertragslage auf. Diese durch empirische Untersuchungen vor allem im US-amerikanischen Wirtschaftsraum bestätigte Erkenntnis legt nahe, die ergonomische Arbeitsgestaltung verstärkt in die betrieblichen Prozesse einzubeziehen.

Wie jedoch kann der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen und anwendungsorientiertem Erfahrungswissen in die betriebliche Gestaltungspraxis wirksam unterstützt werden? Wie lässt sich das Spannungsfeld von Humanität und Wirtschaftlichkeit der Arbeit zum Nutzen aller Betroffenen ausgestalten? Welche praktischen Erkenntnisse einer präventiven und integrativen Arbeitsgestaltung liegen vor?

Hier leistet das »Lexikon Arbeitsgestaltung« einen wichtigen Transferbeitrag, indem es das heterogene Wissensgebiet der Arbeitsgestaltung in seiner fachlichen Breite anhand von über 300 Themenbeiträgen recherchefähig dokumentiert. 200 ausgewiesene Fachautoren, die der Herausgeber zur Mitarbeit am Lexikon gewinnen konnte, bürgen für eine hohe fachliche Qualität und Relevanz des Werkes.

Das »Lexikon Arbeitsgestaltung« ist jedoch kein Lehrbuch. Es wendet sich an fachlich vorgebildete Leser aus der betrieblichen Praxis, wie Führungskräfte und Berater, Arbeitsplaner und Konstrukteure, Sicherheitsfachkräfte und Betriebsärzte, die ihr Entscheidungs- und Handlungswissen anwendungsorientiert erweitern möchten.

Um den betrieblichen Praktikern einen größtmöglichen Nutzen zu bieten, fokussieren die lexikalischen Themenbeiträge auf wesentliche Tatbestände. Jeder Beitrag wird durch eine prägnante Definition sowie eine englische und französische Übersetzung des Fachbegriffs eingeleitet. Themenrelevante Anwendungsbereiche werden durch Gestaltungsprinzipien und praktische Gestaltungshinweise ergänzt. Die Fachbeiträge sind allgemeinverständlich abgefasst. Tabellen und Grafiken veranschaulichen die Ausführungen bei Bedarf. Quer- und Literaturverweise erleichtern die Orientierung im fachlichen Kontext.

Eine methodische Einführung des Herausgebers leitet die alphabetisch nach Fachbegriffen gegliederten Themenbeiträge ein. Ein Stichwortverzeichnis sowie ein umfangreiches Sachregister erleichtern das rasche Auffinden von Informationen innerhalb des 1300-Seiten-Werks. Verwendete Abkürzungen werden in einem Verzeichnis erläutert. Allerdings erfordert die alphabetische Gliederung der Themenbeiträge den Verzicht auf eine inhaltliche Systematisierung der Einzeldarstellungen. Darunter leidet die Granularität des Gesamtwerks. Beispielsweise findet sich lediglich ein expliziter Themenbeitrag zur Ergonomie, während Aspekte der Zeitwirtschaft in gleich sieben, sich ergänzenden Beiträgen abgehandelt werden.

Der inhaltliche Schwerpunkt des Lexikons liegt auf den Arbeitsbedingungen in der industriellen Produktion. Verstärkte Berücksichtigung hätten bewährte Gestaltungsansätze für die geistige und soziale Dimension menschengerechter Arbeit finden können, die sich im Kontext der Wissensarbeit als erfolgsentscheidend erweisen, und hinsichtlich derer in der Arbeitswelt erheblicher Orientierungsbedarf besteht.

Das »Lexikon Arbeitsgestaltung« dokumentiert wohl einzigartig im deutschen Sprachraum den Wissensstand zur ergonomischen Arbeitsgestaltung. Als fachspezifisches Standardwerk sollte es in keiner betrieblichen und wissenschaftlichen Bibliothek fehlen.

Bibliographische Informationen:

Kurt Landau (Hrsg.)

Lexikon Arbeitsgestaltung – Best Practice im Arbeitsprozess

Stuttgart: Gentner / Ergonomia, 20071386 Seiten, ISBN 978–3–87247–655–5

128,- EUR

Rezensent:

Dr. Martin Braun, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation

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