08_Chemische Einwirkungen

Arbeitshilfe zur Bewertung der Raumluftqualität im Büro

Foto: © Andrey Popov – stock.adobe.com

Tränende Augen, verstopfte Nase, schmerzender Kopf: Diese und ähnliche Symptome sind keine Seltenheit an Büroarbeitsplätzen. Oft sind solche Beschwerden mit Geruchswahrnehmungen am Arbeitsplatz verknüpft und folglich mit der Sorge um gesundheitliche Gefährdungen. Doch die wissenschaftliche Bewertung ist kompliziert.

„Die Erfahrung lehrt, dass voreilige Messungen in vielen Fällen ergebnislos bleiben“, sagt Dr. Simone Peters, Gefahrstoffexpertin im IFA. Denn die Liste möglicher Ursachen von Beeinträchtigungen sei lang: Sie reiche von Baumaterialien, Raumlüftung, Beleuchtung, Arbeitsmitteln, chemischen und biologischen Einwirkungen über Ergonomie, Raumklima, Lärm, elektromagnetische Felder, ionisierende Strahlung bis hin zu psychischen Faktoren. „Die Grundidee der Befragung ist, dass die Beschäftigten vor Ort Probleme mit störenden Umgebungsfaktoren am besten beschreiben können“, sagt Dr. Kirsten Sucker, Psychologin und Expertin für Geruchsstoffforschung im IPA. Man habe den Fragebogen deshalb so strukturiert, dass er sowohl zur Beteiligung motiviere als auch Übertragungseffekte, also falsche Ursachendeutungen, verhindere.

Auf Basis der Befragungsergebnisse lassen sich Maßnahmen zur Abhilfe dann gezielt planen. Aber auch bei anderen Aufgaben kann das Befragungstool hilfreich sein: beispielsweise, um die Wirksamkeit von Sanierungsmaßnahmen zu überprüfen oder Räume und Gebäude mit Blick auf das Gesundheitsmanagement zu bewerten.

Durchführung von Befragungen zur Raumluftqualität

Die Grundidee einer Befragung ist, dass die Personen vor Ort die Probleme mit möglichen störenden Umgebungsfaktoren am besten beschreiben können. Eine systematische Befragung der Raumnutzenden sowohl in Räumen mit als auch ohne Beschwerdemeldungen hat sich bewährt, um auf Basis strukturierter Informationen weitere Schritte planen zu können.

Der im Folgenden vorgestellte IAQ-Fragebogen (IAQ: Indoor Air Quality) enthält unter anderem Fragen zu gesundheitlichen Beschwerden, Gerüchen, störenden Faktoren der Arbeitsumgebung (z. B. Raumklima, Lärm) und anderen Einflussfaktoren (z. B. Arbeitszufriedenheit, Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsbedingungen). Er basiert auf dem schwedischem Örebro-Modell von 1985 und wurde von 2016 bis 2019 in einer gemeinsamen deutschlandweiten Studie des IFA und des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) für den Einsatz an Innenraumarbeitsplätzen weiterentwickelt.

Durch einen Vergleich der Befragungsergebnisse aus Räumen mit Beschwerdemeldungen mit den Ergebnissen aus Räumen ohne bekannte Innenraumprobleme und anhand von Beschwerdemustern kann eine Eingrenzung möglicher Ursachen erfolgen. Neben einem Ortstermin und allgemeinen Ermittlungen zum Arbeitsumfeld können die Befragungsergebnisse so zur Identifikation des Problems beitragen und die Grundlage für ein gezielteres Vorgehen schaffen.

Die Befragung eignet sich insbesondere zur:

  • Systematischen Erfassung von Beschwerdesituationen als Grundlage für die Planung weiterer Maßnahmen
  • Prüfung der Notwendigkeit und/oder der Wirksamkeit von Emissionsminderungsmaßnahmen, z. B. vor und nach einer Renovierung (Sanierungskontrolle)
  • Bewertung von Gebäuden, z. B. im Rahmen einer Zertifizierung oder des Gesundheitsmanagements

Das IAQ-Informationsblatt 1 „Durchführung der Befragung“ (PDF) beschreibt, wie die Befragung unter Berücksichtigung des Datenschutzes geplant und durchgeführt werden kann.

Für die Durchführung steht eine Mustervorlage (PDF) des IAQ-Fragebogens zur Verfügung. Für eine valide Auswertung des IAQ-Fragebogens empfiehlt sich die hier ebenfalls angebotene Kodierung (PDF).

Das IAQ-Informationsblatt 2 (PDF) erläutert Schritt für Schritt die Auswertung des IAQ-Fragebogens. Es geht auch auf eine Bewertung nach den oben aufgeführten Fragestellungen ein und auch auf eine Interpretation der Ergebnisse in Bezug auf die Wirkung des Geruchs unter Berücksichtigung individueller Merkmale und Einflüsse durch Arbeitsbedingungen.

Zum besseren Verständnis der Auswertung und einer schlüssigen Interpretation der Ergebnisse kann das IAQ-Informationsblatt 3 (PDF) herangezogen werden: Darin wird eine fiktive Befragung beispielhaft ausgewertet und die Ergebnisse werden anschließend exemplarisch interpretiert.

Bei kleineren Befragungen von bis zu 15 Personen kann die Auswertung mithilfe von Tabellenkalkulationsprogrammen durchgeführt werden. Für umfangreichere Erhebungen empfiehlt sich aufgrund der Datenmenge eine spezifische Auswertesoftware.


Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) und das Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)


Download

www.dguv.de = IFA = Praxishilfen = Innenraumarbeitsplätze = Ursachenermittlungen = Befragungen

Direkt: https://www.dguv.de/ifa/praxishilfen/innenraumarbeitsplaetze/ursachenermittlung/
befragungen/index.jsp

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