Arbeitsschutz

Reisemedizin

Reisemedizinische Beratung nimmt einen immer größeren Raum in der betriebsärztlichen Tätigkeit ein. Dementsprechend wird kompetentes und aktuelles Wissen gefordert. Die ErgoMed hat dieser Notwendigkeit in der vergangenen Zeit durch entsprechende Themenauswahl Rechnung getragen. In den hier vorgestellten Beiträgen werden Möglichkeiten und Notwendigkeiten der theoretischen und praktischen Grundlagen beschrieben sowie fachkompetente Ansprechpartner benannt.

Untersuchungen zum beruflichen Auslandsaufenthalt

Jelinek T

Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin, Jägerstr. 67–69, 10117 Berlin

Vor jedem Aufenthalt im Ausland im Sinne der Auswahlkriterien ist eine ärztliche Beratung durch einen ermächtigten Arzt über die besonderen klimatischen und gesundheitlichen Belastungen sowie über die ärztliche Versorgung am vorgesehen Einsatzort erforderlich. Der hierfür formulierte berufsgenossenschaftliche Grundsatz 35 ist eine verpflichtende Untersuchung für jedes Unternehmen. Die gezielten Untersuchungen sollen dazu beitragen, die für den Arbeitsaufenthalt im Ausland vorgesehenen Personen zu beraten und festzustellen, ob gesundheitliche Bedenken gegen einen Arbeitsaufenthalt in diesen Gebieten bestehen. Bei besonderen Bedingungen je nach Einsatzort und Einsatzart ist ungeachtet der Dauer des Arbeitsaufenthaltes eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Bei einschlägigen Arbeitsaufenthalten von insgesamt mehr als 3 Monaten pro Jahr muss vor der ersten Anreise stets eine Erstuntersuchung vorgenommen werden. Die Beratung schließt insbesondere Hinweise auf eine erforderliche Malaria- und Impfprophylaxe ein. Aufgrund der hohen Dynamik in der Reisemedizin mit ständigen Veränderungen der Weltseuchenlage verlangt dies vom beratenden Arzt neben den notwenigen epidemiologischen und tropenmedizinischen Grundkenntnissen einen unmittelbaren Zugriff auf aktuelle Informationen. Ohne ständige Weiterbildung ist eine kompetente Betreuung von Auslandsmitarbeitern nicht möglich. Der Vortrag fasst die aktuellen Anforderungen in Stichpunkten zusammen.

Reisemedizin hautnah – Kompetenz-Erweiterung durch reisemedizinische Exkursionen

Klinsing U

Deutscher Fachverband Reisemedizin

Das Konzept reisemedizinischer Exkursionen als wesentliches Element reisemedizinischer Fortbildung wird am Beispiel einer Ekuador-Exkursion dargestellt. Ekuador ist aufgrund seiner geo-medizinischen Lage als Ziel einer derartigen Exkursion besonders gut geeignet, da hier auf engem Raum vielfältige reisemedizinische Problemfelder berührt und didaktisch aufbereitet werden können. Dies betrifft u. a. die klimatischen Gegebenheiten mit Äquatornähe und mehreren zum teil extrem unterschiedlichen Klimazonen, die medizinischen Besonderheiten durch verschiedenste touristische Aktivitäten (Dschungelerkundungen/ Höhentrekking/ Tauchen/Schiffstouren und vieles mehr) und die medizinische Versorgung durch sehr unterschiedliche Versorgungsebenen und Notfallrettungssysteme.

Grundlegend für die Konzeption einer solchen Exkursion ist die Vorstellung, dass Engagement und Qualität der Beratung zunehmen, wenn auf eigene Reise- und reisemedizinische Erfahrungen zurückgegriffen werden kann. Im Rahmen dieses Vortrages wird besonders auf die Erfahrungen eingegangen, die die Ärzte-Gruppe als „nicht bergerfahrene Reisende“ in höhenmedizinischer Hinsicht sammeln konnten. Ein wesentliches Programmelement kommt bei der „Höhenerfahrung“ besonders zum Tragen, nämlich das Erleben der Reisegruppe selbst aus medizinischer Sicht. Hierbei geht es zum einen um die Beurteilung von eigenen Symptomen, besonders aber auch um die Einschätzung und Abwendungsmöglichkeiten von Beschwerden Mitreisender.

Die Teilnahme an einer solchen Exkursion setzt Flexibilität und Mut zum Engagement in einer Ärztegruppe voraus. Der Lohn für den nicht unerheblichen Einsatz ist dann aber auch, so die Beurteilung der Teilnehmer, ein sehr hoch einzuschätzender Zuwachs an reisemedizinischer Kompetenz.

Strukturvorgaben für reisemedizinische Exkursionen:

Reiseziele von Exkursionen:

Länder mit besonderer klimatischer oder gesundheitlicher Belastung, (Indien)

Unterschiedliche geographische Lagen (Afrika/Asien/Amerika -Tropen/Gebirge))

Inhaltliche Ziele von reisemedizinischen Exkursionen:

· 1. eigene Reiseerfahrungen sammeln:

· Probleme des Reisens in der Praxis erfahren „touristische Selbsterfahrung“

· Probleme der Reiseorganisatoren kennen lernen

· unterschiedliche Reisearten kennen lernen

· touristische Infrastruktur auf verschiedenem Touristik-Niveau kennen lernen

· 2. praktische reisemedizinische Erfahrungen sammeln:

· a) Ziellandbezogen

· medizinische Infrastruktur des Ziellandes kennen lernen

· für Touristen wichtige Versorgungsebenen kennen lernen

· wichtige medizinische Unterstützungsmöglichkeiten/Anlaufstellen kennen lernen

· Projektbesichtigung (medizinisch/touristisch/technisch)

· b) Reisegruppenbezogen

· Erfahren medizinischer Probleme innerhalb einer Reisegruppe

· Gruppendynamik und Reiseerkrankungen

· Umsetzung prophylaktischer Maßnahmen/Vorgaben

· Chronische Erkrankungen und Reisen

· Versorgung von Reisegruppen

· 3. Theoretische Aufarbeitung der aktuellen Exkursions-Erfahrungen

· geomedizinische Länderkunde

· Tourismus und Reiserecht bezogen auf die Exkursion

· Tourismusrelevante Gesundheitsrisiken im betreffenden Reiseland

· medizinische Versorgung einer Reisegruppe

· Kolloquium über medizinisch relevante Tagesereignisse

· Gastvorträge

Weitere Experten:

Klaus Stark

Robert Koch-Institut, Abt. für Infektionsepidemiologie, Seestraße 10, 13353 Berlin

Prof. Stark hat vor kurzem in Kooperation mit der Lufthansa und dem Institut für Tropenmedizin in Berlin eine Studie durchgeführt, bei der 1001 Rückreisende aus Kenia, Senegal und Thailand systematisch u.a. zum Themenkomplex Malariaprophylaxe befragt wurden. Die wichtigsten Ergebnisse werden vorgestellt. Von großem Interesse dürfte beispielsweise sein, inwieweit die seit 2001 bis heute publizierten Malariaprophylaxe-Empfehlungen der DTG von den reisemedizinisch Beratenden, aber auch von den Reisenden umgesetzt werden. Thomas Weinke

Klinikum Ernst von Bergmann, Abt. Gastroenterologie/Infektiologie/Pulmologie, Postfach 600952, 14409 Potsdam

Prof. Weinke wird sich mit der Prophylaxe der Reisediarrhoe auseinandersetzen und die Bedeutung von Impfungen in diesem Zusammenhang diskutieren. Dabei wird es u.a. auch darum gehen, wie sinnvoll eine auch in Deutschland verfügbare Choleraimpfung mit ETEC-Effekt in diesem Zusammenhang ist. Mehrere Experten aus deutschsprachigen Ländern haben unter der Leitung von Prof. Weinke dieses Thema diskutiert und das Ergebnis kürzlich in einem Konsenuspapier publiziert. Christian Schönfeld

Institut für Tropenmedizin, Spandauer Damm 130, Haus 10, 14050 Berlin

Dr. Schönfeld ist seit fast 20 Jahren Leiter der reisemedizinischen Ambulanz im Institut für Tropenmedizin, Berlin. Die daraus resultierenden Erfahrungen und die vielen Anfragen von Kollegen bieten eine Fülle von interessanten reisemedizinischen Aspekten, die in Form von interessanten Fallbeispielen vorgestellt werden.“

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