Psyche und Arbeit

Belastungserleben und Problembewältigung bei sozialpädagogischen PraktikerInnen

Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung von spezifischen Stressoren und normativ auffälligen Beanspruchungsfolgen von ErzieherInnen und SozialpädagogInnen in stressrelevanten Persönlichkeits-, Gesundheits- und Leistungsbereichen. Die Stichprobe bestand aus insgesamt 50 SozialpädagogInnen und Erzieherinnen aus dem Raum Leipzig. Dabei handelte es sich um 28 sozialpädagogische PraktikerInnen, wovon 21 weiblichen Geschlechts sind (VG1), und 22 Erzieherinnen (VG2). Es sind stressrelevante Variablen mittels psychologischen Fragebögen erfasst worden. Neben persönlichen irrationalen Einstellungen und einer geringen gesellschaftlichen Anerkennung des Berufes ergeben sich Belastungen vor allem auch aus organisatorischen und institutionellen Gegebenheiten (Zeitnot, Termindruck, Schichtarbeit bei SozialpädagogInnen, finanzielle Engpässe, Mangel an Arbeitsmitteln, fehlende Zeit für Kinder und Büroarbeiten sowie große Gruppengrößen bei den Erzieherinnen). Bezüglich der belastungsrelevanten Beanspruchungsmerkmale weisen sowohl VG1 (SozialpädagogInnen) als auch VG2 (ErzieherInnen) eine sehr ausgeprägte Selbstwirksamkeit (Gesamt: 55%, T-Wert 58), Seelische Gesundheit (Gesamt: 30% T-Wert58) und Beschwerdefreiheit (Gesamt: 46%; T-Wert 58) auf. Diese Merkmale sind als Ressourcen gelingender Anforderungsbewältigung in diesen Berufsgruppen anzusehen. Als interpretationswürdig wurden Abweichungen von der Norm betrachtet, die eine prozentuale Häufigkeit von mindestens 25% betrugen (1. Quartil). Normative Abweichungen zeigten Probanden in Form von erhöhten Trait-Ärgers (Gesamt: 30% T-Wert 58), tendenziell geringerer Liebesfähigkeit (Gesamt: 26%; T-Wert 58), gesteigerter Ängstlichkeit (Sozialpädagogen: 33%), sowie Verhaltenstyp „Schonung“ (Gesamt: 42%). Summary The purpose of this work is the presentation of specific stress factors and normatively striking consequences of highly demanding working conditions for nursery school teachers and social education workers in stress-relevant personal, health and performance areas. The sample consisted of 50 social education workers and nursery school teachers from the Leipzig area. The sample included 28 practicing social education workers of which 21 were female (VG1) and 22 female nursery school teachers (VG2). Variables relevant to stress were recorded using psychological questionnaires. Besides personal irrational attitudes and a low social appreciation of the professions, stress, above all, also results from organisational and institutional circumstances (lack of time, tight schedules, shift work for social education workers, financial bottlenecks, lack of material/aids for work, lack of time for children and administrative work as well as large groups of children for nursery school teachers). Concerning the stress-relevant load criteria both VG1 (social education workers) and VG2 (nursery school teachers) exhibit a clearly expressed self-efficacy (total: 55%, t-value 58), mental health (total: 30%, t-value 58) and overall fitness and health (total: 46%, t-value 58). These characteristics are to be understood as resources of a successful stress management in these professional groups. Exceptions to the norm with a frequency in percent of at least 25% (1st quarter) are subject to interpretation. Normative derivations were shown by participants in the form of increased trait stress (total: 30%, t-value 58), a tendency to a decreased ability to love (total: 26%, t-value 58), increased anxiety (social education workers: 33%), and AVEM-behaviour-type „Escape“ (total 42%).

1. Einleitung
SozialpädagogInnen im Bereich der institutionalisierten Betreuung haben ein weit umrissenes Aufgabengebiet. So gehören vielfältige und flexible erzieherische Hilfen für junge Menschen in Form von betreuenden und beratenden Tätigkeiten (SGB VIII §§ 27ff.) zu ihrem Aufgabenbereich. Im Vordergrund steht dabei die individuelle, bedarfsgerechte und lebensweltnahe Hilfeleistung für junge Menschen, die sich am Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe orientiert und auf ein selbständiges Leben vorbereiten soll. Um diesen Anforderungen und Zielsetzungen gerecht zu werden, muss das sozialpädagogische Personal jedoch über Kompetenzen verfügen, die über eine gute Ausbildung hinausgehen und pädagogisches Feingefühl voraussetzen. Neben einer gefestigten Persönlichkeit, Verantwortungsgefühl und fachlichem Wissen erfordert die sozialpädagogische Tätigkeit in diesem Bereich vor allem analytische Fähigkeiten, Parteilichkeit, die richtige Balance zwischen Empathie und Distanz im Sinne des Konzepts des „detached concern“2 sowie auch den Umgang mit Stress und Belastungen. Die Arbeit in diesem Bereich kann für die sozialpädagogischen PraktikerInnen einerseits Befriedigung und berufliche Sinnerfüllung bringen, andererseits kann das berufliche Helfen aber auch negative Auswirkungen auf das Befinden und die Gesundheit haben. Die berufsspezifischen Belastungen der SozialpädagogInnen im Bereich der erzieherischen Hilfen sind vielfältig, häufig muss mit schwierigen und sozial auffälligen Klienten umgegangen werden, was vor allem eine hohe Frustrationstoleranz von den BetreuerInnen abverlangt.

Bei der Betrachtung des Belastungserlebens von SozialpädagogInnen müssen verschiedene Einflussfaktoren und deren kausale Beziehungen zueinander berücksichtigt werden. Nach Petzold (1993) sind hierbei die Persönlichkeit und die soziale Situation des Helfers, die Zielgruppe und deren Problemlage sowie die mikro-, meso-, und makrogesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Zielgruppe als auch der des Aufgabenfeldes und der Hilfsagentur zu beachten. Schon allein die Vielfalt der Einflusssphären macht die Komplexität der Fragestellung deutlich. Des Weiteren müssen die verschiedenen Sichtweisen in die Betrachtung einbezogen werden. Demnach sind die Perspektive des Beobachters, die Perspektive des Betroffenen sowie die Perspektive seiner professionellen Bezugsgruppe und der Auftrag der Institution zu berücksichtigen3. Vereinfacht lassen sich die einzelnen Belastungsbereiche inhaltlich wie folgt bestimmen:

Belastungen aus der Sozialarbeiter-Klient-Beziehung, Belastungen durch Team und Institution, Belastungen aus der eigenen Person sowie belastende Rahmenbedingungen aus Gesellschaft und Politik. Zum Belastungserleben und Burnout in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik wurden bereits einschlägige empirische Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass gerade diese Berufsgruppe verstärkt unter spezifischen Belastungssituationen leidet und dies sich besonders in emotionaler Erschöpfung widerspiegelt4. Nicht selten führen die vielfältigen Stressoren am Arbeitsplatz zur Überforderung und zum Gefühl des „Ausgebranntseins“, dem sogenannten „Burnout-Syndrom“, welches 1974 vom amerikanischen Psychoanalytiker Freudenberger beschrieben wurde5. Da der Beruf des Sozialpädagogen jedoch verschiedenartige Tätigkeitsbereiche umfasst, erscheint es sinnvoll, zwischen den einzelnen sozialpädagogischen Arbeitsgebieten zu differenzieren und die Untersuchungen speziell auf bestimmte Bereiche zu beschränken. Bezüglich dieser einzelnen Tätigkeitsbereiche ist das Wissen über Belastungserleben, Stressreaktionen und Bewältigungsmechanismen jedoch noch relativ gering und keineswegs hinreichend erforscht.

Die vorliegende Studie hat sich zum Ziel gesetzt, Erkenntnisse über das Erleben von Belastungsfaktoren und die Reaktion darauf zu gewinnen sowie Bewältigungsmechanismen und Beanspruchungsfolgen von SozialpädagogInnen aus dem Tätigkeitsbereich des Betreuten Wohnens darzustellen. Als Vergleichsgruppe wurde die Berufsgruppe der Erzieherinnen befragt, die zwar in einem ähnlichen erzieherischen Tätigkeitsfeld arbeitet, jedoch differieren die Arbeits-anforderungen teilweise erheblich von denen der SozialpädagogInnen. So ist die sozialpädagogische Arbeit im Betreuten Wohnen häufig mit schwierigen und sozial auffälligen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbunden. Sie ist ganzheitlich und umfasst somit auch Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten und sie beinhaltet neben erzieherischen Aufgaben auch Beratungs- und Vermittlungshilfen, während die erzieherische Arbeit im Kindergarten im Wesentlichen die Tagesbetreuung von Kindern zum Inhalt hat. Jedoch ist der Beruf der Erzieherin momentan aufgrund der Veränderung gesellschaftlicher und bildungspolitischer Rahmenbedingungen selbst einer Transformation unterworfen, die zu einer Veränderung beruflicher Belastungen führen wird. Ein hauptsächliches Ziel dieser Untersuchung ist es, aus den gewonnenen Ergebnissen Rückschlüsse für die Belastungsprävention und -intervention zu ziehen sowie Vorschläge für präventive Maßnahmen für die erzieherische und sozialpädagogische Arbeit abzuleiten.

2. Methodik
Die Stichprobe bestand aus insgesamt 50 SozialpädagogInnen und Erzieherinnen aus dem Raum Leipzig. Dabei handelte es sich um 28 sozialpädagogische PraktikerInnen, wovon 21 weiblichen Geschlechts sind (VG1), und 22 Erzieherinnen (VG2). Bezüglich der Unterschiede im Alter und im Geschlecht zwischen beiden Versuchsgruppen, wurde der Levene-Test auf Gleichheit der Varianzen durchgeführt. Der Levene-Test ergab keinen signifikanten Altersunterschied (p = .45) zwischen den beiden Versuchsgruppen, bezüglich des Geschlechts unterscheiden sich die Varianzen jedoch signifikant (p = .00). Dies bedeutet, dass die Varianzenhomogenität, die eine wesentliche Voraussetzung zur Durchführung der Varianzanalyse ist, bezüglich des Geschlechts nicht gegeben war. Aus diesem Grund konnten beim Vergleich der beiden Stichproben nur die weiblichen Befragten herangezogen werden, und somit waren auch nur Aussagen über Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten bei Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen möglich. Zur Beschreibung der Gesamtstichprobe wurden jedoch wieder die Daten aller 50 Befragten (weibliche und männliche) verwendet. Von den 21 befragten Sozialpädagoginnen (VG1) arbeiten 7 Versuchspersonen (Vpn) im Betreuten Wohnen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, 6 der Befragten arbeiten in einer familientherapeutischen Wohnform für Kinder und Jugendliche und 4 arbeiten im „Cleanwohnen“, einer suchtspezifischen Jugendhilfe für ausstiegs- und abstinenzorientierte junge Menschen. Des Weiteren arbeiten eine befragte Sozialpädagogin im Bereich teilstationärer Hilfen in einer Tagesgruppe für Kinder und Jugendliche, 2 Sozialpädagoginnen in der ambulanten Hilfe sowie eine Sozialpädagogin in der Verwaltung. Von den 7 männlichen Sozialpädagogen der Gesamtstichprobe arbeiten 5 Personen im Betreuten Wohnen für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, eine Person im „Cleanwohnen“ und eine in der Geschäftsstelle. Bezüglich der Arbeitszeit, der Arbeit im Schichtsystem und der Berufserfahrung unterscheiden sich die Versuchsgruppen der Sozialpädagoginnen und der Erzieherinnen erheblich voneinander. Während die Sozialpädagoginnen eine wöchentliche Arbeitszeit von durchschnittlich 37,24 Stunden haben und 81,0% von ihnen im Schichtsystem arbeiten, beträgt die Arbeitszeit der Erzieherinnen 29,55 Stunden und nur 27,3% arbeiten im Schichtsystem, welches hier jedoch nicht Nacht- und Wochenendschichten mit einbezieht. Hinsichtlich der Berufserfahrung haben die Sozialpädagoginnen (VG1) nur einen Durchschnittswert von etwa 3 Berufsjahren, die durchschnittliche Berufserfahrung der Erzieherinnen (VG2) hingegen beträgt 20,8 Jahre.

Erkenntnisse über das Belastungserleben und dessen Bewältigung bei SozialpädagogInnen und Erzieherinnen wurden durch überwiegend standardisierte Fragebögen aus den Bereichen der Klinischen Psychologie, der Persönlichkeitspsychologie und der Arbeits- und Organisationspsychologie gewonnen. Die Daten beruhen alle auf Selbsteinschätzungen. Daher besitzen die Verfahren nur eine begrenzte Validität, da soziale Erwünschtheit oder ein unrealistisches Selbstbild die Testergebnisse verzerren können (s. Tab. 1).

Im Oktober 2001 wurden die Fragebogenmappen an einen Leipziger Verein für erzieherische Hilfen verteilt. Von 38 ausgeteilten kamen hier 28 Fragebögen bis Ende Januar 2002 zurück, was einer Rücklaufquote von 74% entspricht. Weitere 50 Fragebogenmappen wurden an Erzieherinnen im Rahmen eines Weiterbildungskurses der Volkshochschule im November 2001 verteilt. 22 Erzieherinnen beantworteten diese Fragebögen, dies entspricht einer Rücklaufquote von 44%. Die Auswahl der an der Untersuchung teilnehmenden Personen erfolgte nach dem Prinzip der Freiwilligkeit. Namensangaben waren zwecks Wahrung der Anonymität der Versuchspersonen nicht erforderlich.

Aufbereitung und Analyse der gesammelten Daten wurde mit dem Statistikprogramm „SPSS“ (Statistical Package for Social Sciences) durchgeführt, welches zu den am häufigsten in den Sozialwissenschaften für solche Zwecke eingesetzten Computerprogrammen gehört. Weiterhin wurde für die Analyse eines Fragebogens (AVEM) ein spezielles Auswertungsprogramm verwendet (Swets Test Services). Die Auswertung der standardisierten Fragebögen erfolgte nach den testspezifischen Vorgaben, die in den jeweils entsprechenden Fragebogenhandbüchern beschrieben sind. Norm- bzw. T-Werte wurden so durch Normtabellen und Schablonen aus diesen Handbüchern ermittelt. T-Werte # 42 ($ 58) liegen an der Grenze, bzw. T-Werte # 40 ($ 60) unterhalb (oberhalb) des Normbereichs. Als interpretationswürdig wurden Abweichungen von der Norm betrachtet, wenn sie in mindestens 25% der untersuchten Fälle vorkamen, da fachwissenschaftlich davon auszugehen ist, dass geringere Abweichungen auf zufälligen Stichprobenmerkmalen basieren. Zur statistischen Auswertung der Daten wurden Häufigkeitszählungen durchgeführt.

3.1 Belastungsfaktoren
Als Hauptbelastungsfaktoren der beiden erzieherischen Berufsgruppen sind Termindruck, Zeitnot (Rang 1) und Lärm (Rang 2) sowie das Erleben von fehlender gesellschaftlicher Achtung und Anerkennung des Berufes (Rang 3) zu nennen. Starke Unterschiede ergeben sich hinsichtlich des Anteils und der Art bestimmter Belastungen. So geben 46,7% der Sozialpädagoginnen Schichtarbeit als Belastung an (während die Erzieherinnen aufgrund struktureller Anforderungs-Merkmale keine Schichtarbeit haben). Weiterhin beschreibt sich diese Berufsgruppe im Vergleich häufiger als belastet durch geringe soziale Unterstützung (28,6% gegenüber 9,1%) und auch die fehlende Achtung und Anerkennung des Berufes wird von einem größeren Teil der Sozialpädagoginnen beklagt (38,1% gegenüber 22,7%).

Die untersuchten Erzieherinnen nannten demgegenüber im Vergleich wesentlich häufiger fehlende Arbeitsmittel und Finanzen als Belastung (40,9%), während dies lediglich 14,3% der untersuchten Sozialpädagoginnen als Belastungsfaktor beschrieben. Ebenfalls werden von den Erzieherinnen häufiger Termindruck und Zeitnot genannt (40,8% gegenüber 28,5 %), auch Informationsüberflutung wird wesentlich häufiger bei den Erzieherinnen erlebt (31,7% gegenüber 9,5%, Abbildung 1).

3.2 Belastungsrelevante Persönlichkeitsmerkmale und Beschwerden sowie arbeitsbezogene Erlebens- und Verhaltensweisen
Nach Schröder (1996) werden Situationsanforderungen besonders dann als belastend erlebt, wenn das Bedürfnis nach Umwelt- und Selbstkontrolle, das Bedürfnis nach Selbstentwicklung oder das Bedürfnis nach sozialer Integration nicht erfüllt bzw. bedroht werden15. Bezogen auf das Erleben von Selbstkontrolle ist bei fast allen Befragten (92%) ein normales bis erhöhtes Autonomieerleben zu verzeichnen (TPF, T-Wert 43). Des Weiteren sind bei einem Großteil der Gesamtstichprobe (59,2%, T-Wert 58) die Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen durch eine hohe Internalität gekennzeichnet, d.h. ein Großteil der Stichprobe ist nach diesen Ergebnissen überzeugt, dass es von ihnen selbst und nicht von den jeweiligen Umständen abhängt, inwieweit sie Situationen kontrollieren bzw. kompetent meistern können. Die Sozialpädagoginnen erleben sich dabei weniger selbstwirksam (35%, T-Wert 58) im Vergleich zu den Erzieherinnen (72,7%, T-Wert 58). Jedoch erleben auch 22,7% der Sozialpädagoginnen tendenziell eine eher geringe generalisierte Internalität, indem sie wenig eigene Einflussmöglichkeiten auf wesentliche Ereignisse im Leben sehen und somit auch ein geringeres Erfolgserleben haben und eher zu geringerer aktiver Problembewältigung neigen (s. Tabelle 2).

Die untersuchten Sozialpädagoginnen weisen einen erhöhten Trait-Ärger auf (30%) , d.h. sie zeigen situationsunabhängig eine höhere Ärger-Bereitschaft im Sinne einer Persönlichkeitseigenschaft11, wobei einerseits eine erhöhte Ärgerkontrolle, andererseits aber auch eine geringe Ärgerkontrolle zu beobachten ist (unter Ärgerkontrolle wird die Fähigkeit verstanden, den Ärger weder exzessiv nach außen abzureagieren, noch ihn völlig zurück zu halten, sondern ihn angemessen ausdrücken zu können). Es fällt daneben auf, dass die untersuchten Erzieherinnen in 36,4% der Fälle eine hohe (18,2%) oder sehr hohe (18,2%) Neigung aufweisen, den Ärger nach innen zu richten (s. Tab. 3). Dies ist als Risikofaktor für die psychophysische Gesundheit anzusehen.

In der Gruppe der Sozialpädagoginnen zeigt sich auch eine erhöhten Ängstlichkeit10. In der Versuchsgruppe der Erzieherinnen ist hingegen eine sehr geringe Ängstlichkeit feststellbar (s. Tabelle 4).

Im Trierer Persönlichkeitsfragebogen (TPF) von Becker7 neigt die Gesamtstichprobe sowie etwa ein Drittel der Sozialpädagoginnen (29,6%) zu eher geringer Liebes- bzw. Empathiefähigkeit (nach Becker umfasst diese sowohl die selbst- als auch fremdbezogene Wertschätzung, d.h. die Fähigkeit, sich und andere in wohlwollender Weise anzunehmen, s. Tabelle 5). Gleichzeitig erleben sich die Sozialpädagogen häufiger als autonom im Vergleich mit den Erzieherinnen.

Auf Seite der Erzieherinnen weisen 40,9% das Merkmal Sinnerfülltheit (als Gegenpol zu Depressivität) auf und geben im Vergleich mit den Sozialpädagoginnen ein höheres Selbstwertgefühl an. Zudem erreichen sie im Vergleich häufiger das Merkmal Selbstvergessenheit (völliges Aufgehen in einer Aufgabe) als Gegenpol zur Selbstzufriedenheit als die Sozialpädagoginnen (27,3% gegenüber 19,1%). Hinsichtlich des Merkmals Nervosität (allgemeine Erregbarkeit) unterscheiden sich beide Gruppen deutlich: 54,5% der Erzieherinnen geben dieses Merkmal an, gegenüber 38,1% der Sozialpädagoginnen). Dieser Befund erscheint insofern bedeutsam, da die Beschwerdefreiheit in engem Zusammenhang mit der emotionalen Stabilität steht, welche für die kompetente Berufsausübung der Erzieherinnen als essentiell anzusehen ist.

Weiterhin wurden die Skalenwerte für so genannte irrationale Überzeugungen und stressbegünstigende Einstellungen untersucht. Für die Gesamtstichprobe wurden folgende Ergebnisse ermittelt (s. Tabelle 6): Als ein wesentlicher Antreiber gilt die Einstellung „Ich kann nur schwer nein sagen“. Demnach fällt es 66,0% der Gesamtstichprobe schwer, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen und z.B. auch mal eine Bitte abzulehnen. Beim Vergleich der beiden Versuchsgruppen wird ersichtlich, dass mehr Erzieherinnen (VG2=72,7%) als Sozialpädagoginnen (VG1=57,1%) diese Einstellung haben, was daran liegen könnte, dass SozialpädagogInnen in ihrer Arbeit mit häufig verhaltensauffälligem Klientel öfter dazu gezwungen sind, Grenzen zu setzen bzw. in ihrer Ausbildung diesbezüglich besser trainiert werden. Des Weiteren ist die Einstellung, nur dann Entscheidungen treffen zu können, wenn man sich absolut sicher ist, bei 50% der Erzieherinnen vertreten. Bei den Sozialpädagoginnen hingegen sind es nur 23,8%, die diese Auffassung teilen. Erklärt werden könnte diese Differenz zwischen den beiden Versuchsgruppen damit, dass in der sozialpädagogischen Arbeit weitaus häufiger auch in mehrdeutigen Situationen Entscheidungen zu treffen sind. Ein Streben nach Perfektion zeigt sich bei 40% der Gesamtstichprobe, die sehr hohe Erwartungen an sich stellen und diese auch unbedingt realisieren wollen. Eine weitere Belastungsquelle ist die Angst vor Kontrollverlust bei 40% aller Befragten. 47,6% der Sozialpädagoginnen (VG1) und 36,4% der Erzieherinnen (VG2) haben Angst die Kontrolle z.B. über bildungs- und Erziehungsprozesse zu verlieren. Diese Einstellung kann die Stressbelastung erhöhen, zu einer eingeschränkten Erholungsfähigkeit und zu psychosomatischen Beschwerden führen. 27,3% der Erzieherinnen geben an, nicht auf die Warnsignale des Körpers achten zu können und sogar die Hälfte der Erzieherinnen (VG2 = 50%) und ein Drittel der Sozialpädagoginnen (VG1 = 33,3%) haben sich nie Sorgen über die Grenzen ihrer eigenen Kräfte gemacht. Gerade in einem sozialpädagogischen Beruf, der wenig gesellschaftliche Anerkennung bietet, erwartet über die Hälfte der Sozialpädagoginnen (VG1=52,4%) Liebe und Anerkennung. Aber auch bei 31,8% der Erzieherinnen (VG2) ist das irrationale Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung vertreten. In diesem Zusammenhang soll nochmals auf den Befund des TPF hingewiesen werden, nach dem im Vergleich 29,6% der Sozialpädagoginnen und 22,7% der Erzieherinnen eine geringe Liebesfähigkeit aufweisen, selbst also viel erwarten, aber wenig Wertschätzung zu geben haben. Die relativ hohe Tendenz der Erwartung von Liebe und Anerkennung könnte bestehende Annahmen zum so genannten Helfer-Syndrom nach Schmidbauer16 bestätigen, einem für Helfer typischen Persönlichkeitsmerkmal, wonach der Mensch einen Helferberuf wählt, um seine Kindheit zu bewältigen, in der sein Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung nicht befriedigt wurde. Dies würde zu einem unbewussten Narzissmus und zu einem ständigen Streben nach Anerkennung, Bestätigung und Bewunderung führen, womit der Helfer versucht, sein schwaches Selbstwertgefühl zu erhöhen.

Die Summenwerte der neuroserelevanten Beschwerden (Beschwerdenfragebogen, BFB)13 wurden in alters- und geschlechtsspezifische Normwerte transformiert und einer der drei möglichen Kategorien zugeordnet (s. Tabelle 7). Die Mehrheit aller befragten Versuchspersonen (90,0%) gehört der Kategorie „normal“ an und hat somit keine funktionell-neurotischen Störungen. Als „fraglich neurotisch“ lassen sich 8% der Gesamtstichprobe beschreiben, wobei hier 14,3% der Sozialpädagoginnen (VG1) und 4,5% der Erzieherinnen (VG2) vertreten sind. Bei nur einer Sozialpädagogin kann eine Neurose diagnostiziert werden. Bei der Unterscheidung von körperlichen und psychischen neuroserelevanten Beschwerden wird ersichtlich, dass ein Großteil der genannten Beschwerden körperlich ist (Tabelle 7).

Während bei 98% der Gesamtstichprobe keine psychischen Beschwerden vorliegen, sind nur 58% aller Befragten ohne körperliche Beschwerden. 32% der untersuchten Personen sind als „fraglich neurotisch“ und sogar 10% als „neurotisch“ bezüglich körperlicher Beschwerden einzuordnen. Bei der Betrachtung der einzelnen Versuchsgruppen (VG1 und VG2) sind keine wesentlichen Unterschiede festzustellen, jedoch ist der Anteil körperlicher neuroserelevanter Beschwerden in beiden Berufsgruppen hoch. Dieser liegt bei den Sozialpädagoginnen („fraglich neurotisch“ bzw. „neurotisch“: 52,3%) etwas höher als der Anteil bei den Erzieherinnen (45,4%). Es kann also vorwiegend von somatischen Beeinträchtigungen in beiden Berufsgruppen ausgegangen werden. Ein differenzierteres Bild ergibt sich bei der Betrachtung der einzelnen Beschwerden. Bezüglich der neuroserelevanten körperlichen Beschwerden (s. Abbildung 2) lässt sich feststellen, dass vor allem Erschöpfung (32,0%), Kopfschmerzen (30,0%), Herzstolpern (28,0%), das Einschlafen von Körperteilen (34,0%) und Kältegefühl (26%) als Hauptbeschwerden bei der Gesamtstichprobe genannt werden. In der Versuchsgruppe der Sozialpädagoginnen (VG1) sind es hauptsächlich Erschöpfungsgefühle, Kopfschmerzen sowie das Einschlafen von Körperteilen (je 38,1%), die als körperliche Beschwerden genannt werden.

Bezüglich Arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster8 ergeben sich folgende Ergebnisse: In der Gesamtstichprobe spricht die Mehrheit der Befragten ihrem Beruf, bezogen auf die Gesamtaltersnorm, eine normal hohe Bedeutsamkeit zu. Auch bezüglich des Erfolgserlebens im Beruf, der allgemeinen Lebenszufriedenheit und der Fähigkeit zur offensiven Problembewältigung liegt der Großteil der Versuchspersonen im Normalbereich. Von der Norm abweichende Tendenzen sowie wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen (VG1, VG2) sind hier nicht erkennbar. Im Hinblick auf den beruflichen Ehrgeiz sind in der Gesamtstichprobe sowie der Gruppe der Sozialpädagoginnen keine bedeutenden tendenziellen Abweichungen von der Norm feststellbar, allerdings ist bei den Erzieherinnen eine Neigung zu eher geringem beruflichen Ehrgeiz bei 27,3% der Befragten zu verzeichnen. Eine Tendenz zu geringem Perfektionsstreben ist bei 38,0% aller Versuchspersonen vorhanden, besonders auffällig ist diese Dimension bei den Sozialpädagoginnen ausgeprägt, über die Hälfte (52,4%) zeigen eine Tendenz und 38,1% davon weisen sogar einen sehr geringen Ausprägungsgrad im Streben nach Perfektion in der Arbeit auf. Hierzu muss jedoch angemerkt werden, dass in sozialpädagogischen Berufen nicht immer hohe Erfolgsaussichten bestehen und Perfektion nicht immer angestrebt werden kann, da häufig die Problemlagen der Klienten nicht so einfach bzw. gar nicht lösbar sind. Ein sehr hoher Grad an Perfektionsstreben würde eher analog mit unrealistischen Erwartungen einhergehen und könnte somit eine größere Anfälligkeit für Burnout darstellen17. Niedrige Werte weisen auch je 26,0% der Gesamtstichprobe in den Dimensionen der Verausgabungsbereitschaft und der Resignationstendenz bei Misserfolg auf. So besteht bei 28,6% der Sozialpädagoginnen und 27,3% der Erzieherinnen eine eher geringe Bereitschaft, viel persönliche Kraft zur Arbeitsaufgabenerfüllung einzusetzen. 38,1% der Sozialpädagoginnen und 27,2% der Erzieherinnen tendieren eher dazu, sich nicht mit Misserfolgen abzufinden und geben auch nicht gleich auf. Diese geringe Resignationstendenz ist als wichtige Ressource für die erfolgreiche Berufsarbeit zu werten. Bezüglich des Erlebens psychischer Stabilität und eines inneren Gleichgewichts liegt die Gesamtstichprobe im Normbereich. Bei der Betrachtung der einzelnen Versuchsgruppen ist jedoch in der Dimension innere Ruhe und Ausgeglichenheit ein Unterschied feststellbar. So neigen 24,8% der Sozialpädagoginnen (VG1) zu eher geringem psychischen Stabilitätserleben, während bei 27,3% der Erzieherinnen (VG2) sogar eine Tendenz zu hoher innerer Ruhe und Ausgeglichenheit erkennbar ist. In der Gesamtstichprobe tendieren 26,0% zu einem hohen Vertrauen in die Unterstützung durch nahestehende Menschen und zu einem hohen Gefühl sozialer Geborgenheit. In der Gruppe der Erzieherinnen (VG2) erleben sogar 31,8% eine hohe soziale Unterstützung, währenddessen bei den Sozialpädagoginnen (VG1) es einerseits eine Tendenz (28,6%) zu eher hoher und andererseits aber auch eine Tendenz zu eher geringer sozialer Unterstützung (28,6%) zu erkennen ist (s. Tabelle 8).

Die Ausprägung und das Zueinander der einzelnen Dimensionen ergeben individuelle Profile, die sich unter gesundheitlichen Aspekt bewerten lassen und eine Unterscheidung nach vier Typen von Verhaltens- und Erlebensmustern erlauben. Diese Typen haben nachgewiesenermaßen hohe Relevanz für den Umgang mit beruflichen Belastungen und daraus resultierenden Folgen für die Gesundheit. Statistisch bedeutsam sind Ausprägungen mit einer Wahrscheinlichkeit von p $ 0,95. Bei der Auswertung des AVEM nach der jeweils höchsten Wahrscheinlichkeit der Typenzugehörigkeit ergaben sich folgende Ergebnisse (s. Tabelle 9): 19,0% der Sozialpädagoginnen und 9,1% der Erzieherinnen sind dem Risikotyp B zuzuordnen. Dieser Verhaltenstyp ist durch geringe Ausprägungen in den Dimensionen des Arbeitsengagements, einer verminderten Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen sowie niedrigen Werten in den Dimensionen der Lebenszufriedenheit gekennzeichnet. Die Verhaltens- und Erlebensauffälligkeiten des Risikotyps B entsprechen weitestgehend den Symptomen der fortgeschritteneren Stadien des Burnout, d.h. es besteht für die zu diesem Typ gehörenden Personen de facto ein erhöhtes Risiko an Burnout zu erkranken8.

Die Mehrheit aller Versuchspersonen ist dagegen dem Gesundheits- (30%) und dem Schontyp (42%) zuzuteilen. Der Gesundheitstyp zeichnet sich durch hohen beruflichen Ehrgeiz, aber auch eine starke Distanzierungsfähigkeit von der Arbeit, eine geringe Resignationstendenz gegenüber Misserfolg, eine offensive Problembewältigung und durch positive Aspekte des Lebensgefühls, wie berufliches Erfolgserleben, Lebenszufriedenheit und das Erleben sozialer Unterstützung aus. Wie aus der Begriffsbezeichnung Schontyp schon ersichtlich ist, handelt es sich um eine schonende Einstellung gegenüber der Arbeit, die sich vor allem in einem geringen Arbeitsengagement, einer stark ausgeprägten Distanzierungsfähigkeit sowie in einem insgesamt positiven Lebensgefühl ausdrückt, wobei die Quelle der Zufriedenheit überwiegend außerhalb der Arbeit liegt. Stellt der Gesundheitstyp ein optimales arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster dar, so liegt beim Schontyp zwar auch kein gesundheitsgefährdendes Verhalten vor, jedoch sollte hier in präventiver Hinsicht der Aspekt der Arbeitsmotivation von Interesse sein (Tabelle 9).

5. Diskussion
Anhand der Ergebnisse konnte festgestellt werden, dass die im erzieherischen Beruf erlebten Belastungen sich nicht nur auf Verhaltens- und Erlebensweisen sondern auch auf die psychophysische Gesundheit auswirken. Die Belastungen resultieren dabei aus einem komplexen Gefüge von persönlichen, sozial-gesellschaftlichen und organisatorischen Ursachen. Neben persönlichen irrationalen Einstellungen und einer geringen gesellschaftlichen Anerkennung des Berufes ergeben sich Belastungen vor allem auch aus organisatorischen und institutionellen Gegebenheiten. Quantitative Arbeitsüberlastungen, die sich in Form von Zeitnot und Termindruck zeigen sowie die damit zusammenhängenden Interaktionsprobleme mit den Klienten können durch organisatorische Maßnahmen zum Abbau des Zeitdrucks sowie durch gemeinsame Arbeitsplanung in Teamgesprächen, aber auch durch Supervisionen sowie durch Fort- und Weiterbildungen reduziert werden. Insbesondere stellte sich bei den Sozialpädagoginnen die Schichtarbeit als wesentliche Belastungsquelle heraus. Daher sollte eine optimale Schichtplanung angestrebt werden, die wechselseitig ist und genügend Raum für das Privatleben lässt. Bei den Erzieherinnen ergeben sich Belastungen vorrangig aus finanziellen Engpässen und dem daraus resultierenden Mangel an Arbeitsmitteln, der fehlenden Zeit für Kinder und Büroarbeiten sowie den zu starken Belegungen. Eine Aufstockung des Personals wäre sicherlich die günstigste Lösung, ist jedoch angesichts der allgegenwärtigen Knappheit finanzieller Mittel im Sozialbereich meist nicht möglich. Bezüglich der belastungsrelevanten Beanspruchungsfolgen weist die Gesamtstichprobe eine sehr ausgeprägte Selbstwirksamkeit, seelische Gesundheit und Beschwerdefreiheit auf. Normative Abweichungen zeigten die Probanden in Form von erhöhtem Trait-Ärger und tendenziell geringerer Liebes- bzw. Empathiefähigkeit. Belastungsreduzierende Ressourcen der untersuchten erzieherischen Berufsgruppen liegen vor allem in der hohen seelischen Gesundheit, in einer erhöhten Distanzierungsfähigkeit von der Arbeit, einer eher optimistischen Anforderungsbewertung sowie in eher aktiven und sozialen Bewältigungsstrategien. Auch die wahrgenommene soziale Unterstützung und die hohe Internalität in Kompetenz- und und Kontrollüberzeugungen stellen bei der Mehrheit aller Befragten solche Ressourcen dar, jedoch erleben auch ein Viertel der Sozialpädagoginnen eher wenig Unterstützung und neigen zu geringer generalisierter Internalität.

In sozial-gesellschaftlicher Hinsicht kann die Anerkennung und Achtung des Berufes in der Öffentlichkeit durch höhere Transparenz der sozialpädagogischen Arbeitsinhalte sowie durch vermehrte Öffentlichkeitsarbeit erhöht werden. Dazu bedarf es jedoch auch kompetenter politischer Instanzen im Sozialbereich. Verbesserte Arbeitsbedingungen in erzieherischen Berufen würden daneben nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter erhöhen, sondern auch zur Aufrechterhaltung und Sicherstellung der Arbeitsqualität beitragen.

5. Fazit
Aus den vorliegenden Befunden kann insgesamt geschlussfolgert werden, dass für sozialpädagogische PraktikerInnen und Erzieherinnen berufsbezogene Trainingskurse zur Stress- und Belastungsbewältigung notwendig und hilfreich sind. Erforderliche Inhalte sind nach den vorliegenden Befunden vor allem das Erlernen adäquater Strategien für den Umgang mit Emotionen sowie die Veränderung irrationaler – und daher belastender – Überzeugungen. Weiterhin sollten Techniken der emotionalen Selbstregulation, wie zum Beispiel autogenes Training, Meditation und Yoga, für die eigene Psychohygiene von den Angehörigen erzieherischer Berufe erlernt und beherrscht werden. Auch sollte zukünftig die Ausbildung nicht nur die Vermittlung solcher Kompetenzen umfassen, sondern mehr Praxisorientierung aufweisen, um gerade Berufsanfänger gut auf ihre angehende Tätigkeit und die konkret zu erwartenden Belastungen vorzubereiten. In Aus- und Weiterbildung können psychologische Trainingsmaßnahmen das Belastungserleben sowie die Entstehung von Burnout effektiv vermindern. Entsprechende moderne Programme für verschiedene Bereiche des Bildungswesens liegen vor und können auf vielversprechende Studien hinsichtlich ihrer langfristigen Wirksamkeit verweisen 18,19,20,21. Die Investitionen in präventive und therapeutische Maßnahmen gegen Belastungserleben und Burnout können die Leistungsfähigkeit und Motivation der SozialpädagogInnen und Erzieherinnen verstärken und sich somit unmittelbar positiv auf die Klienten bzw. Kinder auswirken.

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6. Literatur

01Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (1999): Kinder- und Jugendhilfegesetz (Achtes Buch Sozialgesetzbuch). 9. Auflage. Bonn: IDAG, 51ff.

02Lief & Fox (1963), nach Barth, Anne-Rose (1992): Burnout bei Lehrern. Theoretische Aspekte und Ergebnisse einer Untersuchung. Göttingen: Hogrefe – Verlag für Psychologie.

03Petzold, Hilarion (1993): Krisen der Helfer – Überforderung, zeitextendierte Belastung und Burnout. In: Schnyder, Ulrich & Sauvant, Jean-Daniel (Hrsg.): Krisenintervention in der Psychiatrie. Bern; Göttingen; Toronto; Seattle: Huber.

04Enzmann, Dirk; Kleiber, Dieter (1989): Helfer-Leiden. Stress und Burnout in psychosozialen Berufen. Heidelberg: Asanger.

05Kleiber, Dieter; Enzmann, Dirk (1990): Burnout. Eine internationale Bibliographie. An International Bibliography. Göttingen: Hogrefe – Verlag für Psychologie.

06Reschke, Konrad; Schröder, Harry (2000): Optimistisch den Streß meistern. Kurshandbuch – Handbuch und Material für die Kursdurchführung. Tübingen: dgvt-Verlag.

07Becker, Peter (1989): Der Trierer Persönlichkeitsfragebogen (TPF). Handanweisung. Göttingen: Hogrefe -Verlag für Psychologie.

08Schaarschmidt, Uwe & Fischer, Andreas (1996): Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster. Frankfurt: Swets & Zeitlinger B.V.

09Richter, Peter; Rudolf, Mathias und Schmidt, Christian Frank (1996): Fragebogen zur Analyse belastungsrelevanter Anforderungsbewältigung (FABA). Handanweisung. Frankfurt: Swets & Zeitlinger B.V..

10Laux, L.; Glanzmann, P.; Schaffner, P. und Spielberger, C.D. (1981): State-Trait-Angstinventar (STAI). Theoretische Grundlagen und Handanweisung. Weinheim: Beltz Testgesellschaft.

11Schwenkmezger, Peter; Hodapp, Volker; Spielberger, Charles D.(1992): Das State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar STAXI. Handbuch. Bern, Göttingen, Toronto: Huber.

12Krampen, Günter (1991): Fragebogen zu Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK). Handanweisung. Göttingen: Hogrefe – Verlag für Psychologie.

13Höck, Kurt; Hess, Helga (1981): Der Beschwerdenfragebogen (BFB) – ein Siebtestverfahren der Neurosendiagnostik für Ärzte und Psychologen. Handanweisung. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.

14Schumacher, Jörg; Gunzelmann, Thomas; Brähler, Elmar (2000): Deutsche Normierung der Sense of Coherence Scale von Antonovsky. In: Diagnostica, 46, Göttingen: Hogrefe – Verlag für Psychologie, 208–213.

15chröder, Harry (1996): Psychologische Interventionsmöglichkeiten bei Streßbelastung. In: Schröder, Harry; Reschke, Konrad (Hrsg.): Intervention zur Gesundheitsförderung für Klinik und Alltag. Theorie und Forschung; 417: Psychologie; 139. Regensburg: Roderer.

16Schmidbauer, Wolfgang (1977): Die hilflosen Helfer – Über die seelische Problematik der helfenden Berufe. Hamburg: Rowohlt-Verlag.

17Schmitz, Edgar (1998): Brennt wirklich aus, wer entflammt war? Eine LISREL-Analyse zum Burnout-Prozeß bei Sozialberufen. In: Psychologie, Erziehung, Unterricht. 45, 129 –142.

18Stück, Marcus (2003). Integrative Belastungsbewältigung in der Schule. Das IBiS-Konzept. Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung, 26, 115–118.

19Stück, Marcus (1998) Gesundheitspsychologische Aspekte des Entspannungstrainings mit Yogaelementen. In: Bullinger, M., Morfeld, M., Raven-Sieberer, U.R.S., Koch, U. (1998) (Hrsg.) Medizinische Psychologie in einem sich wandelnden Gesundheitssystem: Identität, Integration und Interdisziplinarität. Lengerich: Pabst Science Publishers, 92–94.

20Stück, Marcus, Rigotti, Thomas & Mohr, Gisela (2004). Untersuchung der Wirksamkeit eines Belastungsbewältigungstrainings für den Lehrerberuf. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 51, 236–245.

21Stück, Marcus, Meyer, K, Rigotti, Thomas, Bauer, K. & Sack, Ute (2003): Evaluation of a Yogabased stress management training for teachers: Effects on Immunoglobuline A secretion and subjective relaxation. In: Journal for Meditation and Meditation Research, 2, 59–68.

Marcus Stück und Sylvia Trapp

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