Sonstiges

Chris Winder und Neill Stacey Occupational Toxicology

2. Auflage, 2004. CRC Press, Boca Raton, 602 Seiten. Preis 29,99 englische Pfund, im Versandhandel kürzlich für 78,50 € angeboten.
In ihrem Vorwort betonen die Herausgeber, dass sich das Buch an die Praktiker verschiedener Disziplinen in den Betrieben wendet. Anliegen ist es, toxikologische Prinzipien und die Wirkungsweise von Toxinen am Arbeitsplatz an Hand von Beispielen zu erläutern. Das in englischer Sprache abgefasste Buch ist aber nicht als Nachschlagewerk zu verstehen. Dem Inhaltsverzeichnis schließen sich Aufstellungen der Abbildungen und Tabellen an, die zur Übersichtlichkeit beitragen. In der Einleitung wird u.a. auf die CAS-Nummern und toxikologische Bewertungen, die für die Grenzwertfindung von Bedeutung sind, eingegangen. Die folgenden Kapitel befassen sich mit den Prinzipien und der Systematik der Toxikologie sowie Atemtrakt, Haut, Leber, Niere, Nervensystem, Reproduktion, Genetik und Tumoren. In den Kapiteln über die Organe werden auch die Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie besprochen, so dass sie auch ein Leser ohne spezielle Vorkenntnisse gut verstehen kann. Leider weisen die Kapitel einige Mängel auf, die bis zur nächsten Auflage behoben werden sollten. Beispielsweise ist Diarrhoe kein typisches Symptom einer akuten Lösungsmitteleinwirkung und Isopropanol (Verwechslung mit Isopropylöl) verursacht beim Menschen keine Nasentumoren. Bei der obstruktiven Atemwegserkrankung hätte auf die Schweißrauche eingegangen werden müssen. Toxische Riechstörungen hätten zumindest kurz erwähnt werden sollen. Stellenweise würden mehr Literaturzitate den Gebrauchswert des Werkes deutlich erhöhen, z.B. fehlen sie bei Tabelle 8.1 „Berufsbedingte Erkrankungen des zentralen Nervensystems“. Bei speziellen toxikologischen Fragestellungen benötigt auch der Praktiker mehr Hintergrund- bzw. Literaturinformationen, um die Bewertungen der Autoren nachzuvollziehen und um Risiken abschätzen zu können. Tabelle 8.4 über Erkrankungen des peripheren Nervensystems verweist auf Tabelle 8.3, die aber nicht die beruflichen Ursachen der Polyneuropathien aufführt, sondern Substanzen, die im Tierexperiment Hirntumoren verursachen. Den Kapiteln über die Zielorgane schließen sich weitere über die Wirkungen von Metallen, Pesticiden und organischen Lösungsmitteln an. Die toxikologischen Bewertungen sind zum Teil zu knapp abgefasst. Beim Blei fehlen die Wirkungen auf das visuelle System, z.B. die Optikusneuropathien, und außerdem der Hinweis, dass bezüglich der arteriellen Hypertonie epidemiologische Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen vorliegen. Hervorzuheben ist, dass bei den Pesticiden auch weniger bekannte Substanzen besprochen werden, die für die Praxis relevant sind. Im Kapitel über Gase, Dämpfe und Stäube finden sich einige überflüssige Überschneidungen mit vorangegangenen Kapiteln. Die nächsten Kapitel widmen sich der Arbeitshygiene, Arbeitsmedizin und Epidemiologie. Die letzte Sektion befasst sich mit rechtlichen Aspekten und der praktischen Umsetzung von Arbeitsschutz beim Umgang mit Chemikalien.
Zusammenfassend wird das Werk seinem Anspruch, eine verständliche Einführung in die arbeitsmedizinische Toxikologie zu geben, gerecht. Zu loben sind die vielen Bezüge zur klinischen Medizin einschließlich der Pathophysiologie, die sehr zum Verständnis beitragen. Das Buch bietet vor allem dem Betriebsarzt, aber auch dem wissenschaftlich tätigen Arbeitsmediziner viele nützliche Informationen. Für den toxikologisch nicht vorgebildeten Leser ist aber nicht immer ersichtlich, ob es sich bei den Angaben zu den einzelnen Substanzen um gesicherte Fakten oder um persönliche Bewertungen der jeweiligen Autoren handelt, die im Einzelfall eine weitergehende Literaturrecherche erfordern.

A. Muttray

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