01 Originalarbeit

Individuelle Kopfbedeckungen aus Sicht des Gesundheitsschutzes

Grundlagen

Die Bewertung individueller Kopfbedeckungen sowohl für Männer als auch für Frauen ist Teil der aktuellen europäischen und deutschen gesellschaftlichen Diskussion.

So fand im Juni 2018 die traditionelle Kopfbedeckung eines britischen Soldaten bei der Geburtstagsparade für Königin Elisabeth II. besondere Beachtung. Der Soldat trug abweichend von der sonst üblichen Bärenfellmütze einen Turban (BBC, 9.6.2018).

Im Jahr 2015 sorgte eine Werbekampagne des Unternehmens H&M für Aufsehen, in der ein Model mit modischem Kopftuch zu sehen war (BBC 30.09.2015). Diese Darstellung einer „Frau mit Kopftuch“ in einer Werbung für ein europäisches Modeunternehmen wurde gerade auch von muslimischen Frauen als Zeichen der Akzeptanz ihrer Lebensweise in der europäischen Gesellschaft gewertet.

Jenseits von Fragen der Selbstbestimmung der Frau stellen sich für Arbeitnehmerinnen mit Kopftuch und deren Arbeitgeber häufig ganz praktische Fragen im Umgang mit diesem Kleidungsstück, insbesondere wenn es nicht nur um rein modische Aspekte dieses Kleidungsstückes, sondern auch um Fragen der Arbeitssicherheit und der Hygiene geht.

Dieser Artikel möchte den Trägerinnen von Kopftüchern und allen am Gesundheitsschutz und Arbeitsschutz Beteiligten eine praktische Hilfestellung in der Auswahl und Bereitstellung von geeigneten Kopfbedeckungen geben, so dass ein Kopftuch zukünftig auch als Teil einer „Corporate Identity“ für Firmen und deren Mitarbeiterinnen wahrgenommen werden kann und so nicht nur die Toleranz sondern auch die Wertschätzung für unterschiedliche Lebensweisen in den Firmen zum Ausdruck gebracht werden könnte.

Genau dies, ein Kopftuch angepasst an die Erfordernisse der Arbeitssicherheit und gleichzeitig Teil einer „Corporate Identity“, wurde bereits 2005 vom britischen Zweig des Unternehmens IKEA entwickelt und eingeführt (BBC, 24.8.2005). Zu diesem Zeitpunkt fand diese Maßnahme kaum Beachtung, doch die Grundsätze in Design und Ausführung dieser Entwicklung können auch heute noch als wegweisend für die Gestaltung von Kopftüchern als Teil der Arbeitskleidung oder Bereichskleidung gelten.

Analyse der Kopfbedeckung aus Sicht von Arbeits- und Gesundheitsschutz

Im Folgenden werden zunächst die möglichen Bestandteile eines religiös oder modisch motivierten Kopftuches tabellarisch aufgeführt und unter den Aspekten der Arbeitssicherheit bewertet. Danach wird daraus ein praktischer Vorschlag für eine Kopfbedeckung abgeleitet und sowohl tabellarisch als auch als Bilderfolge dargestellt.

Bewusst wird hier auf die Nutzung fremdsprachiger, traditioneller oder religiöser Begriffe verzichtet, um zu unterstreichen, dass es in dieser Darstellung um die praktische Umsetzung des Wunsches nach Kopfbedeckung aus Sicht des Arbeits- und Gesundheitsschutzes geht. Dabei wird auch zusätzlich darauf verwiesen, dass eine Kopfbedeckung auch ganz grundsätzlich Teil der Arbeitskleidung für Frauen als auch für Männer sein kann, so z.B. der Sonnenschutz für die Arbeit im Freien zur Vorbeugung von Hautkrebs.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Bedeckung von Haaransatz, Ohren, Hals und Dekolleté aus Sicht von Arbeits- und Gesundheitsschutz unproblematisch ist, bei der Ausgestaltung jedoch darauf geachtet werden muss, dass das Gesicht frei bleibt, keine Befestigung mit Nadeln oder Klips erforderlich ist und die Länge und Weite des Kopftuches an die Erfordernisse der Arbeitssicherheit angepasst sein muss.

Vorschlag für eine funktionale Kopfbedeckung

Hieraus lässt sich ein konkreter Vorschlag für eine Kopfbedeckung ableiten, der sowohl den wesentlichen religiösen, modischen, sicherheitstechnischen und Fragen der Corporate Identity Rechnung trägt. Die Kopftücher wurden im deutschsprachigen Bereich des Online

Shops „Modanisa“ gefunden und bestellt (https://www.modanisa.com/de/).

Diskussion

Mit dieser Analyse der Funktionalität eines Kopftuches und dem Vorschlag für eine aus Sicht von Arbeits- und Gesundheitsschutz akzeptable Kopfbedeckung bestehend aus Haube und Schmucktuch soll eine Hilfestellung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeber gegeben werden, sich diesem Thema der Arbeitskleidung oder auch Bereichskleidung unaufgeregt und vorurteilsfrei zu nähern.

In erster Linie geht es doch darum, dass die jeweils beteiligten Personen sowohl die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen als auch die Bedürfnisse und Anforderungen des Gegenübers zunächst einmal wahrnehmen und verstehen.

Wer sich in seiner Funktion als Arbeitnehmer und auch in seiner Funktion als Arbeitgeber wahrgenommen fühlt, dem fällt es leichter, in dem ein oder anderen Detail der Ausgestaltung einer Kopfbedeckung von seiner vorgefassten Meinung abzuweichen und so seine Anerkennung auch der Bedürfnisse des Gegenübers zum Ausdruck zu bringen.

Sicher können in Arbeitsbereichen, in denen die Fragen des technischen Arbeitsschutzes oder auch der Hygiene nicht im Vordergrund der Betrachtung stehen, die modischen Aspekte eines Kopftuches abweichend von diesem Vorschlag weiter ausgestaltet werden.

Doch gerade in Bereichen der Produktion oder auch des Gesundheitswesens, in denen viele Arbeitnehmerinnen gern ein Kopftuch tragen möchten, kann eine konkrete Handreichung zur Gestaltung des Kopftuches hilfreich sein.

Mit Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter könnten sogar ganz allgemeine Betriebsvereinbarungen zum Thema Kopfbedeckung sowohl für Männer als auch für Frauen ausgearbeitet werden.

Literatur und Quellenangaben

BBC (24.8.2005):

http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/england/london/4179930.stm

BBC(30.09.2015):

https://www.bbc.com/news/av/world-europe-34402568/hm-s-hijab-

wearing-model-fashion-industry-is-changing

BBC (9.6.2018):

https://www.bbc.com/news/uk-england-leicestershire-44413296

Modanisa:
https://www.modanisa.com/de/

Finanzielle Förderung: Die Durchführung dieser Arbeit wurde von der Autorin selbst finanziert.

Quellenangabe: Die Kopftücher wurden bei der Firma Modanisa gekauft.

Interessenkonflikte: Die Autorin gibt keinerlei Interessenkonflikte an.

Ethikvotum: Für diese Arbeit wurde kein Ethikvotum beantragt. Die Abbildungen zeigen die Autorin selbst.


Korrespondenzadresse:

fistera@freenet.de

Dr. Annette Fister
48163 Münster
Deutschland


Zusammenfassung Schlüsselwörter Abstract Keywords

Das Tragen von Kopftüchern am Arbeitsplatz kann immer wieder Grund von Unsicherheit in Bezug auf die Erfordernisse von Arbeits- und
Gesundheitsschutz sein.

Die Funktionalität von Kopftüchern wird in diesem Artikel analysiert und unter Berücksichtigung der Erfordernisse von Arbeits- und Gesundheitsschutz ein Vorschlag für eine Kopfbedeckung unter den Aspekten von
Arbeits- und Gesundheitsschutz dargelegt.

  • Kopftuch,
  • Arbeitsschutz,
  • Gesundheitsschutz

The wearing of headscarves in the workplace can always be the cause
of uncertainty regarding the requirements of occupational health and safety.

In this article the functionality of headscarves is analyzed and, taking
into account the requirements of occupational health and safety, a
proposal for a headgear in terms of occupational health and safety is presented.

  • Headscarf,
  • work safety,
  • health protection

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