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Die meisten Unternehmen wollen aktuelle Vereinbarungen behalten

Weitere Flexibilisierung beim Homeoffice sind vor allem in der Medienbranche (23,9%) und in der Warenherstellung (19,4%) beabsichtigt. Beschränkungen planen insbesondere die Textilhersteller (19,6%), die Pharmaindustrie (16,3%) und Informationsdienstleister (16,2%).

„Wir ermitteln seit April 2022 eine gleichbleibende Quote von einem Viertel aller Beschäftigten im Homeoffice“, ergänzt ifo-Forscher Jean-Victor Alipour. „Angesichts der neuen Umfrageergebnisse erwarten wir keinen Rückgang.“ Denn aktuell haben 34,1% aller Firmen eine Betriebsvereinbarung zu Homeoffice geschlossen und weitere 15,4% nutzen Regelungen auf Bereichs- oder Teamebene. 29,1% arbeiten mit individuellen Vereinbarungen. 31,2% haben keine Regelung oder gar kein Homeoffice.

Hinter den Durchschnittszahlen verbergen sich große Unterschiede. Eine Betriebsvereinbarung haben 49% der Industrieunternehmen und 32,6% der Dienstleister, aber nur 12,3% der Firmen im Handel und 17,1% in der Baubranche. Regelungen auf Teamebene und individuelle Vereinbarungen finden sich in etwa gleichmäßig in allen Wirtschaftsbereichen. In der Baubranche (54%) und im Handel (50,8%) ist der Anteil der Firmen mit keiner Regelung bzw. keiner Homeoffice-Möglichkeit deutlich höher als im Dienstleistungssektor (31,2%) und in der Industrie (18,1%).

Großunternehmen haben mit 55,3% deutlich häufiger eine Betriebsvereinbarung als kleinere und mittlere Unternehmen (KMUs) mit 23,8%. Spiegelbildlich liegt der Anteil der KMUs ohne Homeoffice-Regelung oder -Möglichkeit mit 39,4% über dem der Großunternehmen (13,1%). Die Regelungen auf Teamebene sind verbreiteter in Großunternehmen (23,2%) als in KMUs (12,1%), während KMUs (31,9%) eher als Großunternehmen (23,3%) auf individuelle Regelungen setzen.

Die repräsentative Umfrage wurde unter mehr als 9.000 Unternehmen in Deutschland im August 2023 durchgeführt.

Freitag und Montag sind häufigste Homeoffice-Tage

Die meistgenutzten Homeoffice-Tage in der deutschen Wirtschaft sind der Freitag und der Montag. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Freitag ist in 55% der Unternehmen der häufigste Homeoffice-Tag, vor Montag mit 35%. Dagegen sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag meistens Präsenztage auch für Beschäftigte, die teilweise zu Hause arbeiten“, sagt ifo-Forscher Simon Krause. Dieses Muster zeigt sich in allen Wirtschaftszweigen und bei kleineren, mittleren wie größeren Firmen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. „Insbesondere an Freitagen stehen in Unternehmen mit hoher Homeoffice-Quote zahlreiche Büros leer“, fügt er hinzu.

Hinter den Durchschnittszahlen verbergen sich interessante Unterschiede. Über alle Wirtschaftszweige hinweg wird in etwa 64% der Unternehmen Homeoffice genutzt, vor allem in Großunternehmen. Industrie und Dienstleister bieten diese Möglichkeit häufiger an als Handel und Baugewerbe. Freitag ist der Haupt-Homeoffice-Tag bei 66% der Industrieunternehmen und 58% der Dienstleister, während dieser Anteil im Handel und im Baugewerbe nur etwa 28% beträgt. Da die Umfrage Mehrfachnennungen zugelassen hat, addieren sich die Anteile der Tage zu mehr als 100% auf.

„Aus wissenschaftlicher Sicht verbindet ein strukturiertes hybrides Arbeitsmodell – also eine Festlegung von Präsenz- und Homeoffice-Tagen – die Interessen von Unternehmen und Beschäftigten am besten“, fügt Krause hinzu. In diesem Arbeitsmodell fänden kreative Teamarbeit, Besprechungen und Mentoring vorrangig an den Präsenztagen statt, während die Homeoffice-Tage für konzentrierte und ungestörte Arbeit genutzt werden. Dabei profitierten die Beschäftigten von mehr Flexibilität und gesparten Pendelwegen an den Homeoffice-Tagen, während die Firmen eine gleichbleibende Produktivität und höhere Mitarbeiterbindung erzielten.

„Das Büro entwickelt sich vom Arbeitsort zu einem Ort des persönlichen Austauschs“, sagt Krause weiter. „In einigen Firmen gibt es keine festen Schreibtische mehr, leere Arbeitsplätze werden zu Besprechungsräumen und Lounges. Damit verringern Unternehmen ihren Flächenbedarf und sparen Kosten ein. Der Nachfragerückgang nach Büroflächen macht sich zwar am Immobilienmarkt bemerkbar, aber wird durch die hybriden Modelle mit festen Präsenztagen etwas abgeschwächt. In den Städten trifft die geringere Büronutzung besonders stark die Innenstädte mit großer Bürodichte, die wegen Homeoffice auch unter niedrigeren Einzelhandelsumsätzen leiden.“

Die repräsentative Umfrage wurde unter mehr als 9.000 Unternehmen in Deutschland im Oktober 2023 durchgeführt.


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