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Kosten-Nutzen-Analyse vonPräventionsmaßnahmen für Reisendeund Mitarbeiter im Ausland – Teil III

Neues Thema für das Betriebliche Gesundheitsmanagement

Kosten-Nutzen-Analyse vonPräventionsmaßnahmen für Reisendeund Mitarbeiter im Ausland – Teil III

Kosten und Nutzen der Prävention

Einführung
Kosten von Arbeitsunfällen und der daraus resultierenden gesundheitlichen Probleme von Mitarbeitern mit hoher Mobilität lassen sich in drei Kategorien unterteilen: direkte, indirekte und menschliche Kosten. Im Hinblick auf die genaue Definition der einzelnen Kategorien gibt es keinen Konsens. Allgemein bestehen direkte Kosten aus den mit der Behandlung von Gesundheitsproblemen verbundenen Auslagen wie beispielsweise medizinische Kosten. Als indirekte Kosten werden Kosten betrachtet, die durch den Verlust von Möglichkeiten für den verletzten Mitarbeiter, den Arbeitgeber, Kollegen und die Gemeinschaft insgesamt entstehen. Sie bestehen vorwiegend aus Gehalts- und Verwaltungskosten sowie Produktivitätsverlusten. Indirekte Kosten sind im Regelfall schwieriger zu erfassen als direkte Kosten.

Unter menschlichen Kosten versteht man die Beeinträchtigung der Lebensqualität des Mitarbeiters und der Menschen in seinem Umfeld. In diese Kategorien können so genannte immaterielle Kosten für das Unternehmen einbezogen werden, z. B. Beeinträchtigungen des Unternehmensrufs bei den Mitarbeitern oder potenziellen zukünftigen Mitarbeitern bzw. des öffentlichen Images des Unternehmens. Diese letzte Kategorie ist sehr schwierig abzuschätzen und wird normalerweise nicht in die Berechnungen einbezogen.

Fallstudien von Unternehmen konzentrieren sich spezifisch auf die Kosten für das betroffene Unternehmen und sollten nur Unternehmensdaten sowie -erfahrungen in die Beurteilung der Kosten und des Nutzens des jeweiligen Präventionsprogramms einbeziehen. Für gewöhnlich werden die Daten über Fragebögen erfasst, die an das oder die teilnehmenden Unternehmen verteilt werden. Die Fragen ermöglichen die Ermittlung und Abschätzung der finanziellen Auswirkungen eines Präventionsprogramms.

Die Berechnung der Kosten von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten kann einen Eindruck ihrer Auswirkungen auf die Unternehmensleistung vermitteln. Besonders interessant ist jedoch, wie die Ursachen derartiger Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten effektiv ausgeschaltet werden können und welchen Nutzen Unternehmen monetär aus diesen Präventionsmaßnahmen ziehen können. Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften ist ein wichtiger Motor für Sicherheit und Gesundheit auf Unternehmensebene, aber für übergreifende Maßnahmen und die entsprechenden Ressourcen ist gelegentlich eine wirtschaftliche Argumentation erforderlich. Um über gesetzliche Vorschriften hinauszugehen, ist eine robuste Sicherheits- und Gesundheitsstrategie erforderlich, deren Erfolge mit den Unternehmensergebnissen insgesamt verknüpft sind.

Um Sicherheit und Gesundheit durch eine wirtschaftliche Argumentation zu unterstützen, müssen die entsprechenden Maßnahmen auf Unternehmensebene als Bestandteil der strategischen wirtschaftlichen Argumentation erfasst werden und diese unterstützen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist eine hilfreiche Beurteilungsmethode, da Nutzen und Kosten von Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen als monetäre Werte verglichen werden. Diese Methode kann zur Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Maßnahmen nützlich sein, hat aber auch methodische Grenzen (siehe 7.5).

Prävention und Rentabilität (Return on Investment): Ergebnisse aus Forschungsstudien
Prävention ist wirtschaftlich sinnvoll
Viele Unternehmen sind bereit, die Frage anzugehen, wie die Kosten für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten durch Verbesserung der physischen Arbeitsumgebung reduziert werden können.

Wenn sie sich darum bemühen, Probleme im Hinblick auf gesundheitliche Praktiken und die psychosoziale Umgebung anzugehen, was ist dann der wahrscheinliche Kosten-Nutzen-Aspekt oder Return on Investment für sie? Die Fachliteratur ist ermutigend, obwohl diese Ergebnisse sich häufig nur schwer quantifizieren lassen.

Ein Forschungsüberblick (Joan Burton, The business case for a healthy workplace, IAPA, 2008) lässt darauf schließen, dass immer mehr Nachweise dafür bestehen, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Präventionsprogrammen zwischen 1,50 und 6,15 liegt (siehe unten zitierte Beispiele, Tabelle 13). Die höheren Zahlen ergeben sich aus einem umfassenden Ansatz zur Schaffung eines gesunden Arbeitsplatzes statt punktueller Maßnahmen. Zudem steigen die Zahlen, wenn der Kosten-Nutzen-Aspekt mehrere Jahre nach Einführung statt unmittelbar zu Beginn gemessen wird.

Viele der in der Fachliteratur veröffentlichten Kosten-Nutzen-Analysen basieren auf dem Return on Investment von reinen „Wellness“-Programmen, d. h. Programmen zur Gesundheitsförderung, die das persönliche gesundheitliche Verhalten der Mitarbeiter verbessern sollen. Die größten Zugewinne sind möglich, wenn Gesundheitsförderungsprogramme an einem Arbeitsplatz umgesetzt werden, der bereits eine offene, vertrauensvolle und unterstützende Arbeitsumgebung bietet.

6.2.2 Prävention von Arbeitsunfällen
Im Bereich der Prävention von Arbeitsunfällen analysierte die Benosh-Studie (Marc De Greef, et.al., Socio-economic costs of accidents at work and work-related ill health, European Commission, 2011) 401 Arbeitsunfälle: 276 hatten einen geringen und 73 einen mittleren Schweregrad, 52 waren sehr schwere Unfälle. Für jeden Arbeitsunfall bzw. jede arbeitsbedingte Erkrankung wurden die Kosten basierend auf einer Analyse der Folgen berechnet. Für 56 Projekte wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt. Diese Analyse ergab eine große Bandbreite von Ergebnissen. Es wurden drei Szenarien analysiert: ein Minimum-, ein Maximum- und ein Alternativ-Szenario. In der Kosten-Nutzen-Analyse basiert der potenzielle Nutzen (teilweise) auf Kostenschätzungen, bei denen davon ausgegangen wird, dass Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen in der Zukunft vermieden werden.

Das Minimum-Szenario basiert auf der niedrigsten Schätzung der Fälle, die vermieden werden können, und das Maximumszenario auf einer höheren Schätzung. Somit berücksichtigen das Minimum- und das Maximum-Szenario das gleiche Maßnahmenpaket, basieren aber auf einer niedrigen bzw. hohen (höheren) Einschätzung der vermiedenen Kosten. In die Schätzungen flossen Gespräche mit dem Unternehmen, Sachverständigengutachten und Forschungsdaten etc. ein. Das dritte Szenario berücksichtigte entweder alternative oder zusätzliche Maßnahmen.

Die mittleren Werte von Rentabilitätsindex und Kosten-Nutzen-Verhältnis wurden für alle Präventionsmaßnahmen aller Arten berechnet und reichten von 1,29 und 1,21 für das Minimum-Szenario bis zu 2,88 und 2,18 für das optimistischste Szenario (Tabelle 14).

In einer weiteren Studie, die 2011 veröffentlicht wurde (Dietmar Bräunig, Thomas Kohstall, The return on prevention: Calculating the costs and benefits of investments in occupational safety and health in companies, ISSA, 2011), wurden mithilfe von standardisierten Interviews die mikroökonomischen Auswirkungen der Präventionsmaßnahmen am Arbeitsplatz erfasst. Die Interviews wurden mit Sachverständigen (z. B. Unternehmenseigentümern, Controllern, Sicherheitsbeauftragten und Betriebsräten) in ausgewählten Unternehmen geführt. Nach Möglichkeit wurden die Gespräche als Gruppengespräche gestaltet. Die Befragten wurden zudem gebeten, basierend auf ihrer Erfahrung die Kosten und den Nutzen von Sicherheit und Gesundheit zu beurteilen.

Die Hälfte der befragten Unternehmen geht davon aus, dass zusätzliche Investitionen in Sicherheit und Gesundheit langfristig zu einer Senkung der Unternehmenskosten führen würden. Die meisten Unternehmen schätzten das Kosten-Nutzen-Verhältnis auf einen Wert zwischen 1 und 1,99. Das mittlere Kosten-Nutzen-Verhältnis (Return on Prevention) betrug 2,2.

Bei der Quantifizierung der Kosten und des Nutzens pro Mitarbeiter errechneten die Forscher einen Nettonutzen der Prävention von 1,445 (Tabelle 15).

Der Nettonutzen der Prävention und der Return on Prevention stehen für den wirtschaftlichen Erfolg der Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven (DGUV Report 1/2013, Calculating the International Return on Prevention for Companies: Costs and Benefits of Investments in Occupational Safety and Health: Final report, 2013).

Kosten und Nutzen von Präventionsprogrammen für reisende Mitarbeiter
Impfungen
Eigene Impfprogramme unterstützen Organisationen bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Verantwortlichkeiten für die Gesundheit von Mitarbeitern im Ausland und betonen den Einsatz der Organisation für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter, die ins Ausland entsandt werden. Erkrankungen von Mitarbeitern im Ausland sind jedoch auch kostspielig. Wenn ein wichtiger Mitarbeiter und seine Familie zurückgeholt werden müssen, kann dies 500.000–1.000.000 USD kosten.

Impfprogramme können kosteneffizient sein. So würde z. B. ein Mitarbeiter, der nach Ostafrika entsandt wird, wahrscheinlich Impfungen gegen Gelbfieber, Hepatitis A, Hepatitis B, Typhus, Tetanus, Diphtherie, Masern und Röteln mit geschätzten Kosten von 350 USD erhalten. Allgemein kosten entsprechende Impfungen im Durchschnitt 200–400 USD und eine umfassendere gesundheitliche Untersuchung 500 USD jährlich. Bei einer Gruppe von 100 Mitarbeitern im Ausland werden jährlich sechs Rückführungen mit Kosten von 3.600.000 USD erwartet (typische Kosten pro Rückführung 600.000 USD). Ein effektives Screeningprogramm kostet weniger als 2,0 % hiervon (50.000 USD jährlich mit 500 USD/Untersuchung für je 100 Mitarbeiter im Ausland; William Bunn, Vaccine and international health programs for employees travelling and living abroad, in: Journal of Travel medecine 2001; 8 (suppl 1): 20–23).

Malaria
SCB-Lafarge (Erick Maville, Mesurer l’impact du paludisme et évaluer le retour sur investissement d’un programme en enterprise, Santé en Entreprise, Daten aus 2005), ein französisches Unternehmen der Baubranche mit 540 Mitarbeitern (vorwiegend lokalen Mitarbeitern), hat eine Studie zu den Auswirkungen von Malaria durchgeführt. Sie ergab, dass Malaria beim Personal in Benin für 50 % aller Fehltage verantwortlich war (900 Arbeitstage jährlich) sowie für 42 % aller Arztbesuche (3.400 Arztbesuche jährlich). Die Malariakosten wurden auf ungefähr 42.175 EUR jährlich geschätzt, einschließlich Fehltage (16.800 EUR), Diagnose und Medikamente (14.175 EUR) sowie Kosten für medizinisches Fachpersonal (11.200 EUR).

Bei der Schätzung der Kosten für das Präventionsprogramm wurden insbesondere folgende Kostenkomponenten berücksichtigt: Bereitstellung von Moskitonetzen, Schulungsprogramm und Bereitstellung eines Testsets zur Schnelldiagnose. Die jährlichen Gesamtkosten pro Mitarbeiter wurden auf 4,5–7 EUR geschätzt. Diesen Schätzungen zufolge beliefen sich die jährlichen Kosten für das Präventionsprogramm auf 7500 EUR. Die durch das Programm vermiedenen Kosten wurden auf 16.395 EUR geschätzt (Reduzierung der Fehltage und der medizinischen Kosten um 50 %).

Die Malariakosten ließen sich mit dem Präventionsprogramm auf 33.280 EUR jährlich senken. Dies entspricht einem Return on Investment von 119 %.

Ärztliche Vorsorgeuntersuchung vor Reisen
Die von Dr. Myles Druckman und Carl Spitznagel durchgeführte Studie zielt auf ein besseres Verständnis der Wirksamkeit und des finanziellen Nutzens von Programmen für ärztliche Vorsorgeuntersuchungen vor Reisen ab, die für Auslandsreisende und langfristig im Ausland tätige Mitarbeiter durchgeführt werden (Dr. Myles Druckman und schriftliche Genehmigung durch Prevent Carl Spitznagel, Measuring the benefits of global employee health assessment programs, International SOS, 2011).

Das Programm umfasst einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung (online) und eine Vorsorgeuntersuchung durch medizinisches Fachpersonal. Die Ergebnisse des Online-Programms zeigten:

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