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Nachruf auf Dr. Karl Otto Winkler

Am 1.12.2006 ist Dr. med. Karl Otto Winkler im Alter von 77 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. Die Deutsche Arbeitsmedizin hat einen geschätzten Kollegen, einen geachteten Mentor, einen großzügigen Mäzen und einen guten Freund verloren. Wir trauern um ihn, unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Karl Otto Winkler wurde am 10. Januar 1929 in Mannheim geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Oberrealschule in Frankenthal/Pfalz wurde auch der damalig 15 jährige nicht von den Wirren des Krieges verschont und musste als Kradmelder dienen. Nach Gefangenschaft und den politischen Umwälzungen der Nachkriegszeit konnte Karl Otto Winkler die Schule erfolgreich abschließen.

1948 begann Karl Otto Winkler das Studium der Humanmedizin in Mainz. Nach dem Physikum wechselte er nach München und anschließend nach Freiburg i. Br., wo er 1953 das Staatsexamen ablegte und 1954 promovierte. Es folgte zunächst eine klinische Ausbildung (Frauenheilkunde, Pathologie und Innere Medizin) bevor er 1957 als Werksarzt seine arbeitsmedizinische Laufbahn in einem Stahlwerk begann. Nach Tätigkeiten in verschiedenen Industrieunternehmen baute Karl Otto Winkler 1973 ein Werksarztzentrum für mittelständische Unternehmen in Krefeld auf, das von ihm bis 1991 geleitet wurde.

1994 gründeten Karl Otto Winkler und seine Schwester Liselotte die Liselotte und Dr. Karl Otto Winkler-Stiftung für Arbeitsmedizin im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, die mit einem Stiftungskapital von 3 Millionen DM ausgestattet wurde. Aus den Zinsen werden bevorzugt die wissenschaftlichen Arbeiten von qualifizierten Nachwuchsforschern gefördert. Ein großes Anliegen war Karl Otto Winkler, dass dabei auf die praktische Bedeutung der unterstützten Projekte geachtet wird. Ein wichtiger Ausgangspunkt bei der Gründung der Stiftung war seine eigene Erfahrung, dass relevante wissenschaftliche Untersuchungen in den Unternehmen oft scheiterten, da hier nicht die nötigen Mittel in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt wurden. In der Schrift der DGAUM „Arbeitsmedizin heute – Konzepte für morgen“ (Gentner Verlag 2006) hat Karl Otto Winkler hierzu selbst kritisch folgendes angemerkt: „… Noch heute ist sowohl der betriebswirtschaftliche als auch volkswirtschaftliche Nutzen der Arbeitsmedizin nicht leicht berechenbar. Die Arbeitsmedizin wurde deshalb häufig als soziale Attitüde und als vom Gesetzgeber aufgezwungen betrachtet. Auch mangelte es oft an der Unterstützung durch Betriebsräte und Gewerkschaften. …“ Die Stiftung nun versucht hier entgegenzuwirken. Seit ihrem Bestehen hat sie rund 550.000.– &#x20AC Fördermittel zur Verfügung gestellt.

Karl Otto Winkler förderte die deutsche Arbeitsmedizin jedoch nicht nur durch „seine“ Stiftung, sondern war stets kritischer Beobachter des Geschehens und stand dem Fach und seinen Akteuren immer mit Rat und Tat zur Seite. Geprägt durch seine persönlichen beruflichen Erfahrungen war ihm besonders die Arbeitsphysiologie ein großes Anliegen. So unterstützte er nachhaltig das Nachwuchsforum Arbeitsphysiologie, das 1996 erstmals in Großbothen (Sachsen) stattfand. Dieses Forum, das seitdem regelmäßig an wechselnden Veranstaltungsorten durchgeführt wird, wurde in seiner Kontinuität erst durch die großzügige Unterstützung der Liselotte und Dr. Karl Otto Winkler-Stiftung für Arbeitsmedizin möglich. Karl Otto Winkler nahm regelmäßig an der Veranstaltung teil, gerade der wissenschaftliche Austausch mit den jungen Nachwuchswissenschaftlern war ihm ein großes Anliegen. Eine besondere Freude war es ihm, die jeweils besten Vorträge und Poster mit einem Preis der Stiftung auszuzeichnen. Karl Otto Winkler hatte auch im Spätherbst 2006 geplant an der 10jährigen Jubiläumsveranstaltung des Forums Arbeitsphysiologie teilzunehmen. Leider war ihm das jedoch aufgrund seiner schweren Krankheit nicht mehr möglich. Er nutzte jede ihm bietende Möglichkeit auf die Ziele und den Nutzen der Arbeitsmedizin zum Wohle der berufstätigen Bevölkerung hinzuweisen. So nutzte er erst kürzlich das 50jährige Jubiläum des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, um den Bundespräsidenten Horst Köhler persönlich auf die Anliegen und Möglichkeiten der deutschen Arbeitsmedizin hinzuweisen. Von Karl Otto Winkler stammte auch die Idee, die Arbeitsmedizin in ihrer ganzen Breite in geeigneter Form darzustellen. So hat die DGAUM zusammen mit dem VDBW gerne diese Anregung aufgenommen und mit finanzieller und ideeller Unterstützung der Stiftung das Buch „Arbeitsmedizin heute – Konzepte für morgen“ verfasst.

Mit Karl Otto Winkler hat die deutsche Arbeitsmedizin viel zu früh einen außerordentlich engagierten Vertreter, großzügigen Mäzen, Freund und Mentor verloren. Er hat durch seine Persönlichkeit die Arbeitsmedizin mit geprägt. Seine langjährige Erfahrung mit dem wachen Interesse für das Neue hat immer wieder Impulse gesetzt und mit den Mitteln der Stiftung konnten viele Projekte umgesetzt werden. Für seine persönliche Unterstützung der deutschen Arbeitsmedizin sind wir ihm sehr dankbar. Gemeinsam mit seinen Angehörigen trauern wir um den Menschen Karl Otto Winkler. Wir werden Herrn Dr. Karl Otto Winkler in ehrender Erinnerung behalten.

Univ.-Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. S. Letzel (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.)

Dr. med. Wolfgang Panter (Präsident des Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V.)

Univ.-Prof. Dr. med. C. Piekarski (Stiftungskuratorium der Liselotte und Dr. Karl Otto Winkler-Stiftung für Arbeitsmedizin)

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