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Arbeitsschutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit viruswirksamen Desinfektionsmitteln

Foto: Silvester Siegmann

Tätigkeiten mit Desinfektionsmitteln können erfahrungs-gemäß Haut- und/oder Atemwegsbeschwerden bei den Beschäftigten im Gesundheitsdienst auslösen. Dies gilt insbesondere für diejenigen Desinfektionsarbeiten, bei denen Desinfektionsmittel nicht in Automaten oder in abgedeckten Behältnissen, sondern offen gehandhabt werden.

Seit einigen Jahren mehren sich bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) Hinweise über körperliche Beschwerden der Beschäftigten beim Einsatz von viruswirksamen Desinfektionsmitteln. Dies wurde zum Anlass genommen, die stofflichen Eigenschaften dieser Produkte im Verhältnis zum gesamten Marktangebot chemischer Desinfektionsmittel zu untersuchen, um besondere stoffliche Belastungen bei der Flächen-, Instrumenten- sowie Hände- und Hautdesinfektion identifizieren zu können.

Dazu wurden in 2018 die aktuellen Produktinformationen sowie Sicherheitsdatenblätter von über 1200 gelisteten Desinfektionsmitteln (VAH-, RKI-, IHO-Listen) gesammelt und nach arbeitsschutzspezifischen Kriterien ausgewertet. Neben den Produkteinstufungen und -kennzeichnungen wurden die öffentlich zugänglichen Daten zur Produktzusammensetzung und zur Wirksamkeit der Produkte ausgewertet. Dies erfolgte nach den Standards der DESINFO-Datensammlung, die seit über 20 Jahren bei der BGW geführt wird.

Dabei zeigte sich, dass Desinfektionsmittelkonzentrate tendenziell höhere Gefahren aufweisen als gebrauchs-fertige Produkte oder Desinfektionstücher. Zudem wurde deutlich, dass die Gruppe der viruziden Desinfektionsmittel höhere Gefahren beinhaltet als diejenige der begrenzt viruziden Produkte. Diese Aussagen gelten insbesondere für Flächen- und Instrumentendesinfektionsmittel. Für die Produktgruppe der Hände- und Hautdesinfektions-mittel ergab sich kein relevanter Unterschied in den Gefahren bei unterschiedlich wirksamen Produkten.

Die Einstufung der Produkte in eine hohe oder sehr hohe Gefahrenstufe erfolgt bei Desinfektionsmitteln aufgrund von CMR-Eigenschaften oder sensibilisierender Eigenschaften für Haut und Atemwege, die bestimmte Desinfektionsmittelinhaltsstoffe besitzen. Diese negativen Produkteigenschaften können folglich vermieden werden, indem bei der Auswahl eines Desinfektionsmittels darauf geachtet wird, dass die damit assoziierten Desinfektions-mittel-Inhaltsstoffe nicht im Produkt vorkommen.

Auch bei einer Meidung der betroffenen 14 Desinfektionsmittelinhaltsstoffe gibt es noch genug andere viruzid wirk-same Desinfektionsmittel, aus denen ein passendes, aber sicheres Produkt für die konkrete Desinfektionsaufgabe ausgewählt werden kann.

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