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Moderinisierte Sicherheitsübungsstrecke beim Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf

Trainingsanlage für Einstiege in Abwasseranlagen steht nach Erweiterung und Modernisierung wieder für umfangreiche praxisnahe Schulungen zur Verfügung.

Tief unter den Straßen Düsseldorfs ertönt plötzlich ein schrilles Alarmsignal, gefährliche Gase dringen in die enge Kanalröhre ein, mehrere Arbeiter wanken, einer verliert das Bewusstsein, hektisch werden Atemschutzgeräte angelegt …

Derartige Szenen spielen sich als Trainingssituation regelmäßig in der Sicherheitsübungsstrecke des Düsseldorfer Stadtentwässerungsbetriebes ab. Das Gefährdungspotenzial bei Arbeiten in abwassertechnischen Anlagen ist hoch, immer wieder kommt es deutschlandweit bei Arbeiten in Schächten, Kanälen und anderen abwassertechnischen Anlagen zu schweren Unfällen. Hier ist eine angemessene Qualifizierung des Betriebspersonals gefordert.

Mit dem Neubau des Kanalbetriebshofes hat der Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf 1998 den Bau einer Trainingsanlage für Einstiege in Abwasseranlagen realisiert. Umfangreiche Schulungen für das eigene Personal, aber auch für externe Teilnehmer werden seitdem hier angeboten und stark nachgefragt. Auch im Rahmen des Qualifizierungsprogramms der DWA besuchen jährlich zahlreiche Abwasserfachleute aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland die Veranstaltung „Training zur Rettung von Personen aus abwassertechnischen Anlagen“.

Auf der Grundlage der rechtlichen Rahmenbedingungen findet zunächst eine theoretische Unterweisung über die betriebliche Organisation der Arbeitssicherheit und die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen beim Einstieg in abwassertechnische Anlagen statt.

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist die praxisnahe Vermittlung der wesentlichen Kriterien bei Auswahl, Einsatz und Prüfung der Sicherheitsausrüstung. Dies schließt auch eine Unterweisung in der Handhabung wesentlicher Ausrüstungsteile wie beispielsweise Gaswarngeräte, Auffanggurte oder Atemschutzgeräte ein.

Viel Raum nehmen die praktischen Einstiegsübungen ein. Hier wird den Teilnehmern die Erfahrung vermittelt, wie schwierig es trotz ausreichender Rettungshilfsmittel ist, unter Atemschutz einen in Not geratenen Kollegen aus einem Abwasserkanal zu retten. Den notwendigen Rahmen hierzu bietet eine Übungsstrecke, bestehend aus einem 4,50 Meter tiefen Schacht sowie einem 10 Meter langen Übungskanal DN 1500. Die praktischen Übungen haben das Ziel, die Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, mit den entsprechenden Hilfsmitteln vor Ort selbst die erforderlichen Rettungsmaßnahmen einleiten zu können ohne sich selbst zu gefährden.

Gleichzeitig können bei derartigen Rettungsübungen mögliche eigene Defizite frühzeitig erkannt und behoben werden. Nur so lässt sich erreichen, dass bei einem Notfalleinsatz die elementaren Handgriffe (z. B. das Anlegen des Atemschutzgerätes) weitgehend automatisiert und damit schnell und sicher ablaufen.

Nur wer die Rettung von in Not geratenen Personen aus abwassertechnischen Anlagen regelmäßig trainiert, wird erkennen, wie schnell man in Notfällen an Grenzen geraten kann. Fehleinschätzungen können hier – wie die Analyse von Unfällen zeigt – unmittelbar äußerst bedrohliche Situationen für den Retter zur Folge haben.

Bewusst werden im umfangreichen Praxisteil des Lehrgangs Arbeitsaufträge aus dem beruflichen Alltag eingesetzt. In deren Verlauf werden Notfallsituationen so simuliert, dass für die Teilnehmer die Anwendung der erlernten Einsatzgrundsätze hautnah erlebbar wird. Die langjährige Erfahrung zeigt, dass viele Teilnehmer das Rettungstraining erstmals als realitätsnahe Übung einer Notfallsituation erleben.

Die Trainingsanlage wurde jetzt unter Berücksichtigung der umfangreichen Schulungserfahrungen erweitert und modernisiert. Im Rahmen einer Projektarbeit haben angehende Industriemechaniker eine Reihe technischer Raffinessen in die bestehende Übungsanlage eingebaut, welche die realitätsnahe Simulation von schwierigen und gefährlichen Notfallsituationen „unter Tage“ ermöglichen:

· Für die theoretische Schulung steht ein voll ausgestatteter Schulungsraum mit Beamer zu Verfügung

· Theorie und Praxis sind auch räumlich eng verbunden. Vom Schulungsraum aus wird in die Trainingsanlage eingestiegen. Es stehen umfassende Sicherheitsausrüstungen für alle Teilnehmer bereit.

· Die Steuerung der gesamten Anlage erfolgt flexibel über eine Fernsteuerung. Übungsleiter und Teilnehmer können vom Schulungsraum aus die Situation „unter Tage“ permanent über die Beamerprojektion einer Infrarotüberwachungskamera live verfolgen.

· Ein neuer Absperrschieber ermöglicht die Unterteilung des Kanals und damit die Simulation von unerwarteten Übungseffekten.

· An mehreren Stellen des Übungskanals kann plötzlich Wasser eingeleitet werden, die gesamte Anlage lässt sich bis zu 40 cm hoch mit Wasser fluten.

· Eine Vernebelungsanlage verdeutlicht visuell die Gefahr durch gefährliche Gase. Darüber hinaus können hierdurch erschwerte Bedingungen bei der Orientierung während der Notfallübung geschaffen werden.

Die Trainingsanlage bietet den Teilnehmern somit die Möglichkeit, einen Überblick über praxisgerecht einsetzbare Sicherheitsausrüstung zu erhalten und diese dann in den Übungen anzuwenden.

Die positive Resonanz der Teilnehmer spiegelt sich zum einen in den konstant hohen Anmeldezahlen wider zum anderen in den positiven Rückmeldungen während der Abschlussbesprechung des Seminars.

Am 16. Januar 2013 wurde die modernisierte Sicherheitsübungsstrecke offiziell eingeweiht. Dr. Claus Henning Rolfs, technischer Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes und Rüdiger Heidebrecht, Abteilungsleiter Bildung bei der DWA-Bundesgeschäftsstelle sprachen die Grußworte. Nach einer Vorstellung der modernisierten Übungsstrecke bekamen die zahlreichen geladenen Gäste eindrucksvoll eine Rettungsübung vorgeführt. Akteure waren die Mitarbeiter des Kanalbetriebs, die sich 2012 als Deutscher Meister beim DWA-Berufswettkampf auf der IFAT in München behaupten konnten. Die Zuschauer konnten erleben, wie hilfreich die Kameraübertragung auf eine große Leinwand im Rahmen der Sicherheitsübungsstrecke ist. Alle Anwesenden hatten so die Gelegenheit, von oben zu verfolgen, wie sich ein „Unfall“ im Kanal ereignen kann und wie eine schnelle Rettung durch die Kollegen des Arbeitsteams durchgeführt werden kann.

Interessierte Abwasserbetriebe können sich über den Landesverband NRW für die drei neu konzipierten Module „Arbeitssicherheit im Kanalbetrieb“ anmelden:

Modul 1: Arbeitssicherheit im Kanalbetrieb; Modul 2: Training zur Rettung von Personen aus abwassertechnischen Anlagen; Modul 3: Coaching bei der eigenverantwortlichen Durchführung der Rettungsübung

Ansprechpartner Landesverband NRW
Bettina Schroer

Kronprinzenstr. 24, 45128 Essen

Tel.: +49 201 | 104–2144

Fax: +49 201 | 104–2142

schroer@wa-nrw.de

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