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Statement von Basi-Geschäftsführer Bruno Zwingmann anlässlich der A+A 2015

Vom 27.–30. Oktober findet zum 34. Mal der Internationale Kongress der A+A – Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – im Kongresszentrum Düsseldorf statt. Die Basi lädt als Veranstalterin alle Fachleute ein, sich an den vier Kongresstagen über die gesamte Bandbreite aktueller Themen im Bereich Sicherheit, Gesundheit und Ergonomie zu informieren und mit zu diskutieren. In 60 Veranstaltungsreihen des parallel zur A+A-Fachmesse stattfindenden Kongresses referieren 350 hochrangige Experten aus Politik, Forschung und Praxis des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, Reformvorhaben der nationalen und europäischen Politik, technischen und organisatorischen Innovationen sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es werden 5.500 Kongressbesucher erwartet.

„Arbeit und Gesundheit“ in der öffentlichen Diskussion
In der öffentlichen Diskussion unseres Landes ist die hohe Aufmerksamkeit für das Thema „Arbeit und Gesundheit“ mit dem Schwerpunkt Psyche weiterhin ungebrochen. Man könnte sagen: Der „Hype“ hält an, wenngleich der Neuigkeitswert von Meldungen über psychische Erkrankungen und Burnout zwangsläufig abgenommen hat.

Die positive Sicht betrifft auch die grundsätzliche Notwendigkeit von Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung. Dies ist im Vergleich mit der Situation vor ca. zwei Jahrzehnten noch immer neu (und für viele Arbeitsschutzfachleute noch immer ungewohnt). Allerdings bedeutet dies nicht, dass der Arbeitsschutz jetzt nur noch beliebt wäre. Vor allem dann, wenn er verbindliche Standards technischer, baulicher oder organisatorischer Art verlangt, sehen das zumindest die Normadressaten oft anders. Dies zeigte sich vor kurzem bei der vergleichsweise harmlosen Novelle der Arbeitsstättenverordnung, die plötzlich als eine Art „Bürokratiemonster“ erschien. Die periodisch aufkommende Forderung nach „Deregulierung“ bleibt in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit sozusagen ein „Wegbegleiter“ für den Arbeitsschutz, solange Vorschriften gemacht werden (müssen).

Die Öffentlichkeitswirksamkeit von Gesundheitsthemen korrespondiert nicht zwangsläufig mit ihrer wie immer gearteten „wirklichen“ Bedeutung für die Prävention. Ungeachtet dessen ist die Thematisierung psychischer Belastungen kein bloßes Artefakt. Sie reflektiert die Gesundheitsprobleme der modernen, weltweit vernetzten Arbeitswelt, die aktuell in eine neue Phase tiefgreifender Veränderungen der Arbeit durch die Digitalisierung eintritt (Stichwort: Industrie 4.0). Sie lassen sich auch durch objektive Erhebungen verifizieren.

Nach einer Erhebung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geben 58 % von rund 20.000 Befragten Multitasking als Arbeitsanforderung an gefolgt von Leistungsdruck (52 %), ständig wiederkehrenden Arbeitsvorgängen (50 %) und Störungen bei der Arbeit (44 %). Vor allem der Termin- und Leistungsdruck wird dabei von den Erwerbstätigen als belastend empfunden (34 % der Befragten). Als besonderer Belastungsschwerpunkt werden die ständigen Umstrukturierungen in der modernen Arbeitswelt benannt. Das Niveau der psychischen Belastungen ist im Urteil der Befragten insgesamt allerdings seit 2006 fast unverändert geblieben.

Im weitesten Sinne „psychische“ Anforderungen und Belastungen sind also in der Tat Spitzenreiter des heutigen Belastungsgeschehens. Und vieles deutet darauf hin, dass der „ausgebrannte“ Mensch, der sich einer Art Kommunikations-Overkill ausgesetzt sieht, immer kreativ und positiv sein muss sowie sich perfekt vermarkten und managen soll, gewissermaßen Prototyp für die negativen gesundheitlichen Folgen der modernen Arbeits- (und Lebens-) Welt ist. Viele Untersuchungen belegen im Übrigen auch die wichtigsten Gegenmittel wie gute Führung, generelle Unterstützung vor allem durch Vorgesetzte und Kollegen wie auch ausreichende Erholung und den Aufbau von „Resilienz“ (Widerstandsfähigkeit).

Die öffentliche Diskussion konzentriert oft die gesamte Sichtweise auf nur eine Dimension, was der Wirklichkeit meist nicht gerecht wird. So ist gute Führung ohne Zweifel ein Schlüsselfaktor für gesunde Arbeit. Alle Arbeitsschutzprobleme allein lösen kann sie nicht. Und die herausgehobene Bedeutung von psychischen Belastungen bedeutet keineswegs, dass physische Belastungen durch Lärm, Gefahrstoffe oder das Heben und Tragen von Lasten irrelevant geworden wären. Die erwähnte Großbefragung der BAuA belegt z. B. das Gegenteil. Mit Ausnahme der körperlichen Schwerstbelastungen und tödlichen Risiken haben sie keineswegs durchgängig abgenommen, ja sie nehmen in vielen Bereichen sogar zu. Ungeachtet dessen ist der Bedeutungszuwachs der psychischen Belastungen und Erkrankungen durchaus so etwas wie ein Zeichen für die „Zeitenwende“, der sich der Arbeits- und Gesundheitsschutz gegenüber sieht.

Neue Dimensionen des weltweiten Arbeitsschutzes – Rana Plaza und die Folgen
Die Situation in unserem Lande dürfte sich im Großen und Ganzen in vielen hochindustrialisierten Ländern wiederfinden. Ansonsten treten je nach dem Entwicklungsstand der Ökonomie die klassischen Arbeitsschutzthemen in den Vordergrund, so vor allem in den aufstrebenden neuen Industrieländern und erst recht in den Ländern der sog. dritten Welt. Hier wurde vor kurzem möglichweise auch eine Art „Zeitenwende“ für den Arbeitsschutz eingeläutet. Pointiert ausgedrückt, könnte man sagen: Es gibt eine Zeit vor und nach „Rana Plaza“.

In den letzten Jahrzehnten haben weltweit viele katastrophale Ereignisse für Leben und Gesundheit stattgefunden. Aber kaum eines wurde als so skandalös empfunden wie die Katastrophe in der Textilfabrik „Rana Plaza“ in Bangladesch. Und dies hat bemerkenswerte Aktivitäten weltweit und auch in unserem Lande ausgelöst.

Der „Aktionsplan Bündnis für nachhaltige Textilien“ des Bundesentwicklungshilfeministers und die zusammen mit der Bundesarbeitsministerin auf der G7 Stakeholder Konferenz am 10. und 11. März in Berlin gestartete Initiative „Gute Arbeit weltweit“ zielen auf effektive Maßnahmen für Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen in der Lieferkette sowie die aktive Unterstützung beim Aufbau von Arbeitsschutzwissen und –Strukturen in den Herkunftsländern. In einer beeindruckenden Positionsbestimmung beim G7 Dialogforum am 23. März in Berlin hat sich auch die Bundeskanzlerin hinter diese Politik gestellt.

Es ist in dieser Qualität völlig neu, dass sich auch die wichtigen internationalen Organisationen und Foren der Ökonomie mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und fairen Arbeitsbedingungen beschäftigen. Ohne in Euphorie zu verfallen, scheint sich eine wirksamere Politik zur weltweiten Einhaltung der Kernarbeitsnormen der ILO und zum Aufbau von Arbeitsschutzstrukturen einschließlich der Etablierung einer gesetzlichen Unfallversicherung abzuzeichnen. Die soziale Dimension der Globalisierung folgt der ökonomischen, wenn auch langsam.

Potentiale der Prävention
Arbeitsschutz ist als humanes Anliegen entstanden. Diese ethisch-politische Basis bleibt auch weiterhin Kompass und Haupttriebfeder vor allem dort, wo es ganz unmittelbar um Leben und Gesundheit geht, wie die Reaktionen auf die Katastrophe von Rana Plaza zeigen.

Seit Beginn der Industrialisierung sah sich der politische Ansatz des Arbeitsschutzes mit folgender ökonomischer Argumentation konfrontiert: Aus volkswirtschaftlicher Sicht sprach alles für einen wirksamen Schutz von Leben und Gesundheit, auf einzelwirtschaftlicher Ebene dagegen rechnete sich Arbeitsschutz allzu oft nicht und in Zeiten großen Arbeitskräfteüberschusses noch weniger.

Verglichen mit der Situation vor etwa 30 Jahren findet Arbeitsschutz in unserem Land jedoch in einer neuen ökonomischen Situation statt. Heute kann die Abhängigkeit eines ökonomisch nachhaltig „sicheren und gesunden“ Unternehmens von sicheren, gesunden und ergonomischen Arbeitsbedingungen gut belegt werden.

Dies ist für den Arbeitsschutz immer noch neu, zumal die positiven gesamt-wirtschaftlichen Argumente ja weiter bestehen und sich noch durch Faktoren wie den demographischen Wandel verstärken. Die amtlichen Zahlen geben zumindest einen Eindruck von der Größenordnung, von den Potentialen der Prävention.

Rund 175.000 Personen schieden in Deutschland im Jahre 2013 aus medizinischen Gründen aus dem Berufsleben aus gegenüber 177.000 in 2012 und 178.000 in 2011. Die gesellschaftlichen Kosten der Frühberentung sind enorm. Sie belaufen sich einer aktuellen Studie gemäß auf über 20 Milliarden Euro pro Jahr, von denen etwa die Hälfte als eine Folge von Belastungen durch die Arbeit angesehen werden können.

Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 15,0 Tagen je Arbeitnehmer im Jahr 2013 (14,1 Tagen 2012, 12,6 Tagen 2011), ergeben sich insgesamt 567,7 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage (521,6 Millionen 2012, 460,6 Millionen 2011). Ausgehend von diesem Volumen der Arbeitsunfähigkeit schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf insgesamt 59 Milliarden Euro für das Jahr 2013 (53 Milliarden Euro 2012, 45,7 Milliarden Euro 2011) und den Ausfall an Bruttowertschöpfung auf 103 Milliarden Euro im Jahre 2013 (92 Milliarden 2012, 79,5 Milliarden 2011).

Prävention heute
Prävention ist eine Investition in die Zukunft. Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten und zu fördern gewinnt für die Unternehmen, die Sozialversicherung wie auch für die Politik an Bedeutung. Eine sichere und gesunde Arbeitswelt trägt entscheidend zur Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei. Vielfältige Unternehmensbeispiele belegen, dass Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes einen Rückgang der Mitarbeiterfluktuation bewirken, die Prozess- und Produktqualität steigern und das Image eines Unternehmens verbessern.

Schutz und Förderung der Gesundheit sind entscheidende Voraussetzungen für die Motivation und Kreativität der Beschäftigten. Dem „Faktor Mensch“, seiner Qualifikation wie auch der Qualität der Arbeit, kommt gerade für die hoch entwickelten Volkswirtschaften eine ausschlaggebende Bedeutung im internationalen Wettbewerb der Standorte zu. Durch eine effektive und effiziente Prävention können Lebensqualität, Mobilität und Leistungsfähigkeit der Menschen nachhaltig verbessert und ein großer Teil der sonst erforderlichen Krankheits- und Krankheitsfolgekosten verringert werden. An Sicherheit, Gesundheit und Ergonomie zu sparen, erweist sich oft sehr schnell auch ökonomisch als Fehlplanung.

Arbeits- und Gesundheitsschutz kommt also nicht nur den Beschäftigten zugute. Auch die ökonomischen Potentiale der Prävention sind erheblich und müssen insbesondere vor dem Hintergrund der „alternden“ Gesellschaften in Europa deutlich besser ausgeschöpft werden. Davon hängt auch die weitere positive wirtschaftliche Entwicklung in unserem Lande entscheidend ab.

Dies wird heute immer stärker auch für die Unternehmen selbst praktisch fühlbar. So wie früher ein Unternehmen, das die technologische Entwicklung nicht mitbekommen hatte, aus dem Markt ausscheiden musste, so hat heute auch das Ignorieren des demographischen Wandels der Erwerbsbevölkerung ggf. ähnliche Auswirkungen. Und längst ist ein Wettstreit um die besten Nachwuchskräfte entbrannt, wobei gute Arbeitsbedingungen im umfassenden Sinne, einschließlich der Bedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine zentrale Rolle spielen.

Vor diesem Hintergrund hat schon eine positive Entwicklung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer insgesamt begonnen. 2012 waren von den 60-65 jährigen Erwerbstätigen in Deutschland 48 % beschäftigt, was immerhin 3 % mehr waren als im Vorjahr. Die Zeiten der „olympiareifen“ Belegschaften, wo vor allem im Produktionsbereich praktisch nur junge Leute zu finden waren, sind in Zeiten des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels offenbar vorbei. Trotz Zuwanderung jüngerer Arbeitskräfte, kommt die Wirtschaft definitiv nicht darum herum, mit dem vorhandenen Arbeitskräftekörper zurecht zu kommen. Und so strebt heute z. B. eine große Firma wie Continental an, alle 20.000 Arbeitsplätze „demographiefest“ zu machen, ein Vorhaben, dass noch vor 30 Jahren utopisch erschienen wäre.

Auch die Politik reagiert auf diese Situation aktiv wie schon lange nicht mehr. Zu nennen sind hier u. a. die nationale Demographiestrategie, das Vorhaben eines Präventionsgesetzes, die Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention, Programme zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, (Förder-) Programme zur humanen Gestaltung des digitalen Wandels, auch die genannten Aktivitäten für weltweit gute Arbeitsbedingungen und im weiteren Sinne auch Vorhaben wie die Einführung eines Mindestlohns. Es gilt sich eben auch um den gesamten Bereich der sog. „Kurzfrist-Ökonomie“ zu kümmern, der von der beschriebenen positiven Gesamtentwicklung ausgenommen ist.

In dieser insgesamt ausgesprochen günstigen Gesamtsituation befindet sich der Arbeits- und Gesundheitsschutz als dynamische, in die Unternehmensprozesse integrierte Disziplin. Er kann sich heute in Deutschland, Europa und zunehmend auch weltweit auf eine hohe Sensibilität gegenüber Sicherheits- und Gesundheitsrisiken sowie eine positive ökonomische Argumentation stützen.

Die A+A ist Hauptveranstaltung und gleichzeitig weltweit führender Marktplatz für Sicherheit, Gesundheit und Ergonomie. Sie reflektiert die aktuellen Herausforderungen und erfolgreichen Konzepte des Arbeitsschutzes, spiegelt die Situation des Arbeitsschutzes in Politik und Öffentlichkeit und ist als Präsentation unseres Handlungsfeldes selbst ein wichtiges Moment der öffentlichen Diskussion.

Der A+A-Kongress 2015
Der A+A-Kongress greift vor diesem Hintergrund alle zentralen Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auf. Am Beginn steht die große, neugestaltete Eröffnungsveranstaltung der A+A mit der Rede von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, der Verleihung des deutschen Arbeitsschutzpreises und einer hochrangigen Diskussion der Sozialpartner.

Key-Note-Vorträge
Erstmals wird es auf dem A+A-Kongress 2015 Key-Note-Vorträge am Beginn jedes Halbtags für alle Kongressbesucher geben, wodurch sich die normalen Kongresszeiten etwas verschieben. Es werden Key-Notes zu den drei grundlegenden Bereichen unseres Handlungsfeldes Sicherheit, Gesundheit und Ergonomie, wie auch zu Führung und Kommunikation einerseits und Beteiligung und Mitbestimmung andererseits stattfinden. Im Einzelnen sind folgende Vorträge vorgesehen:

· Menschengerechte Arbeitsgestaltung – Produktivität – Prävention, Prof. Dr. Ralph Bruder, Institut für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt, ehem. Präsident der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA), Mitglied des Rates der International Ergonomics Association (IEA)

· Gesundheit bei der Arbeit – für eine gesündere Zukunft, Dame Carol M. Black, Direktorin des Newnham College, Universität Cambridge, ehem. Präsidentin des Royal College of Physicians, Vorsitzende der Academy of Medical Royal Colleges, Regierungsberaterin Großbritanniens, u. a. Bericht über die Gesundheit älterer Arbeitnehmer in Großbritannien

· Beteiligung und Mitbestimmung im Arbeits- und Gesundheitsschutz, Dr. Ursula Engelen-Kefer, ehem. Stellvertretende Vorsitzende des DGB, Vertretung des DGB in vielen arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Gremien der OECD, der EU und der ILO

· Technologische Entwicklung und Risikobewältigung, Prof. Dr. Ortwin Renn, Ordinarius für Umwelt- und Techniksoziologie, Dekan der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät sowie Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung an der Universität Stuttgart, Mitglied im Präsidium der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (Acatech)

· Demografie und Vielfalt in der Arbeitswelt, Prof. Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Ludwigshafen, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE Ludwigshafen, Vorstandsmitglied des Personaler-Netzwerks „Wege zur Selbst GmbH“, Mitglied des Vorstands der HR Alliance des Beirats des ddn (Das Demographie Netzwerk)

Übergreifende Themen und Veranstaltungen
Übergreifende Schwerpunkte des Kongressprogramms beziehen sich auf die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) sowie die Themen Präventionskultur, Gesundheit und Präventionsgesetz, Industrie 4.0 und Ergonomie sowie Inklusion und betriebliche Eingliederung (BEM).

Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutz-Strategie (GDA)
Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie befindet sich in ihrer zweiten Fünf-Jahresperiode. Sie hat folgende Ziele und Arbeitsprogramme:

· Verbesserung der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes

· Verringerung von Muskel-Skelett-Belastungen sowie

· Stärkung der psychischen Gesundheit bei der Arbeit

Das Arbeitsprogramm „Psyche“ beginnt in diesem Jahr mit seinen großangelegten betrieblichen Aktivitäten. Hierzu wie auch zu den beiden anderen Arbeitsprogrammen gibt es eigene profilierte Veranstaltungen.

Die GDA kooperiert systematisch mit den gesetzlichen Krankenkassen, die sich erstmals gleiche inhaltliche Ziele gesetzt haben. Darüber hinaus findet eine Vernetzung und Kooperation mit allen Akteuren des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und der Arbeitsgestaltung statt.

In der Eröffnung der A+A am 27. Oktober werden vor allem auch die Bundesarbeitsministerin und die Vertreter der Sozialpartner über die strategischen Zielsetzungen und den Umsetzungsstand der GDA sprechen.

Weitere Veranstaltungen in diesem thematischen Rahmen finden zur Gefährdungsbeurteilung und zu Arbeitsschutzmanagementsystemen wie auch zur Sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung statt.

Präventionskultur – ein neues Thema für den Arbeitsschutz
Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Veranstaltungen zum Thema Präventionskultur. Hier findet einmal eine systematische fachliche Grundlegung statt. Ebenso wird der Vorbereitungsstand der nächsten Großkampagne der DGUV zu diesem Thema referiert. Die ILO und die IVSS greifen ebenfalls das Thema im weltweiten Maßstab auf, u. a. mit Bezug auf die Seoul Deklaration.

Zu diesem Schwerpunkt gehören auch die Veranstaltungen zur Diversity, zu einem geschlechtersensiblen Arbeitsschutz und zur Entgrenzung.

Schwerpunkt Gesundheit, Präventionsgesetz
Eingeleitet wird dieser Schwerpunkt durch das Key-Note-Referat „Gesundheit bei der Arbeit – für eine gesündere Zukunft“ von Dame Carol Black. Ein besonderer Schwerpunkt wird 2015 auf die Diskussion des neuen Präventionsgesetzes gelegt. Dieses Gesetz hat mit seinem Setting-bezogenen Ansatz auch Auswirkungen für die Arbeitswelt und vor allem auch die Kooperation der Träger. Die vor allem von diesem Gesetz adressierten gesetzlichen Krankenkassen werden gemeinsam mit der gesetzlichen Unfall- und Rentenversicherung Pläne und Strategien zur Umsetzung diskutieren.

In einer Statuskonferenz „Betriebliche Gesundheitsförderung“ (BGF) als gemeinsame Veranstaltung der Basi und der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung werden dann die Professionen von Prävention und Gesundheitsförderung die Impulse und Möglichkeiten des Präventionsgesetzes diskutieren. Die Statuskonferenz findet zum dritten Mal statt. Prävention, also die Vermeidung und Verminderung von Risiken einerseits und die Förderung personaler und organisatorischer Ressourcen anderseits sind zwei Seiten einer Medaille und beide sind Teil des modernen Arbeits- und Gesundheitsschutzes.

Neben der Statuskonferenz BGF finden Veranstaltungen zu den Themen Sucht, Muskel-Skelett-Belastungen, aber auch zu den neu anerkannten Berufskrankheiten, zur Reform des Berufskrankheitenrechts wie auch zu der neugestalteten arbeitsmedizinischen Vorsorge und schließlich zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) statt.

Parallel zu den Gesundheitsveranstaltungen des Kongresses findet in der A+A- Fachmesse der Ausstellungsbereich „Corporate Health“ statt.

Psychische Belastungen und psychische Gesundheit
Das Thema psychische Belastungen bzw. psychische Gesundheit ist auch im Programm des A+A-Kongresses 2015 sehr stark vertreten. In einer Reihe Veranstaltungen geht es u. a. um

· den rechtlichen Regelungsbedarf einschließlich der Strategien und Ansätze anderer europäischer Länder

· die Gefährdungsbeurteilung, Methoden und Instrumente

· die Praxis in verschiedenen Branchen

· Einzelfragen wie die Gewaltprävention sowie

· die Eingliederung bei psychischen Erkrankungen

· Der Bedarf an konkreter Information über Verfahren, Instrumente und praktische Maßnahmen ist gerade bei diesem Thema sehr groß.

Industrie 4.0 und Ergonomie
Das Thema und Handlungsfeld der Ergonomie wird auf der A+A durch den Key-Note-Vortrag „Menschengerechte Arbeitsgestaltung – Produktivität – Prävention“ von Prof. Dr. Ralph Bruder eingeleitet. In einer eigenen Veranstaltung werden neue ergonomische Konzepte von Unternehmen dargestellt wie auch die Planung und Strategie der Ergonomie-Normung. In dieser Veranstaltung geht es zentral auch um die Gestaltung der Arbeit vor dem Hintergrund des demographischen Wandels.

Die Veranstaltung „Industrie 4.0“ geht vor allem auf das für den Arbeitsschutz besonders interessante Thema der Arbeitsassistenzsysteme ein. Weiterhin finden Veranstaltungen zur Montagearbeit, zur modernen Bürogestaltung sowie zum Thema Arbeitszeit statt, das vor allem auch für die Sozialpartner von besonderem Interesse ist. Ergonomie ist darüber hinaus auch Thema verschiedener Veranstaltungen wie z. B. zur Prävention von Muskel-, Skelett-Belastungen sowie in den Branchenveranstaltungen zur Bauwirtschaft und zum öffentlichen Dienst.

In Korrespondenz mit den Kongressveranstaltungen zur Ergonomie findet in der Fachmesse der A+A der Ausstellungsbereich „Workplace Design“ statt.

Inklusion und Betriebliche Eingliederung (BEM)
Durch die Ratifizierung der UN Behindertenrechtskonvention wurde ein umfangreicher Prozess zur Inklusion in Gang gesetzt, der ganz zentral auch die Arbeitswelt betrifft. Ein wichtiger Markstein für den Arbeitsschutz sind die neuen Konzepte zur Barrierefreiheit und vor allem auch das Aktionsprogramm der DGUV. Erstmals greift der Kongress in einer Kooperationsveranstaltung mit der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) das Thema Prävention und Inklusion auf.

Durch das Sozialgesetzbuch IX zur Rehabilitation wurde 1999 der von Behinderung bedrohte Mensch zur Aufgabe der Prävention. Unter dem Stichwort „Betriebliches Eingliederungsmanagement“ (BEM) hat sich hieraus ein neuer Handlungsbereich im Schnittfeld zwischen Prävention und Rehabilitation entwickelt. Eine eigene Kongressveranstaltung widmet sich 2015 der Wiedereingliederung nach psychischen Erkrankungen.

Aktuelle Fachinformationen und innovative Praxislösungen sind die Markenzeichen der A+A
Neben diesen übergreifenden Fragestellungen nehmen im Kongressprogramm der A+A traditionell die Fachveranstaltungen zu spezifischen Gefährdungen und Belastungen breiten Raum ein. Der A+A-Kongress 2015 präsentiert innovative Praxislösungen für Sicherheit, Gesundheit und Ergonomie.

· Arbeitsumwelt: Schwerpunkte sind 2015 die Themen Arbeitsstättenverordnung, Lärm, Stäube, REACH und Arbeitsschutz, künstliche optische Strahlung, elektromagnetische Felder sowie biologische Arbeitsstoffe.

· Unfallprävention, Sicherheit, Brandschutz: In diesem Bereich geht es um Veranstaltungen zu neuen Unfallrisiken z. B. in der Zusammenarbeit von Mensch und Roboter, zur Produkt- und Betriebssicherheit, Maschinensicherheit, Managementsystemen für Betriebssicherheit und Gesundheit und deren Schnittstellen sowie in einer ganztägigen Veranstaltung zum Brand- und Explosionsschutz. Korrespondierend zu dieser Kongress-Veranstaltung findet in Halle 6 der Fachmesse wieder die große Praxisdemonstration des Werkfeuerwehrverbandes Deutschland statt.

· Persönliche Schutzausrüstungen: Persönliche Schutzausrüstungen bilden 2015 einen herausgehobenen Schwerpunkt auch in den internationalen Veranstaltungsreihen des Kongresses. In zwei exponierten Veranstaltungen werden innovative PSA und ihre Anwendung vorgestellt. Eine eigene Veranstaltung findet darüber hinaus wieder zum Thema „Anseilschutz“ statt. Die PSA-Veranstaltungen werden gemeinsam vom Arbeitsschutz, vor allem dem Fachbereich PSA der DGUV und den Herstellern und Händlern von PSA getragen. Die PSA-Veranstaltungen korrespondieren mit den Ausstellungsbereichen der A+A-Fachmesse und mit dem Innovationspark „Safety and Security“ in Halle 7a.

· Angebote für Präventionsakteure: Die arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Betreuung auf Basis der DGUV-Vorschrift 2 ist nach wie vor ein zentrales Thema vor allem für die Fachkräfte für Arbeitssicherheit und die Betriebsärzte. In Foren z. B. für die Arbeitsschutzverwaltung oder auch die Werkfeuerwehr werden besondere Anliegen dieser Akteure des Arbeitsschutzes diskutiert.

Die Sonderveranstaltungen für die Großgruppen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes haben sich fest etabliert. 2015 findet wieder ein

· „Tag der Sicherheitsbeauftragten“,

· „Tag der Betriebs- und Personalräte“,

· „Unternehmertag“ sowie erstmals das

· „Führungskräftetreffen Öffentlicher Dienst“ statt.

A+A-International
Das internationale Programm des A+A-Kongresses wird vor allem durch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (ISSA), die europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, die Dubliner Stiftung, die Republik Korea (Südkorea) als Partnerland der A+A 2015, internationale Arbeitsschutz-Vereinigungen sowie die deutsch-englisch gedolmetschten Fachveranstaltungen geprägt.

Die thematischen Schwerpunkte der internationalen Fachveranstaltungen liegen bei klassischen Themen des Arbeitsschutzes und zwar Persönliche Schutzausrüstungen, Transport- und Verkehrssicherheit, Risikoobservation, Internationale Bildungsstandards in der Prävention sowie Sicherheitskoordinatoren auf Baustellen.

Eine eigene prominente Veranstaltung findet zum Aktionsplan Bündnis für nachhaltige Textilien zusammen mit der ILO, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Ausstellern im Bereich Berufskleidung der A+A-Fachmesse statt.

ILO-ISSA-Konferenz
ILO und ISSA gestalten auf der A+A 2015 ein gemeinsames Programm mit vier Sessions, das integrierter Teil des Gesamtprogramms des A+A-Kongresses ist:

· Präventionskultur, mit dem Schwerpunkten Seoul Deklaration, Messung von Präventionskultur, Prävention für ein ganzes Arbeitsleben und Präventionskultur in der Lieferkette

· Gesundheitsförderung und Wohlbefinden bei der Arbeit, mit den Schwerpunkten Arbeitsbedingungen und Arbeitsinspektion, Konzepte für Wohlbefinden am Arbeitsplatz, gesunde Organisationen sowie Integration der Gesundheitsförderung in die Prävention

· Vision Zero, mit den Schwerpunkten Unfallschutz in besonders risikoreichen Sektoren und in globalen Lieferketten

· Reintegration und besonders gefährdete Arbeitnehmergruppen, mit den Schwerpunkten junge Arbeitnehmer, Wanderarbeiter, behinderte Arbeitnehmer sowie Reintegrationskonzepte.

Partnerland Republik Korea
Die Republik Korea (Südkorea) ist Partnerland der A+A 2015. Mit der Messe Düsseldorf wir dazu u. a. ein Ausstellerseminar sowie mit der Basi und der DGUV ein Arbeitsschutzdialog zu neuen Risiken stattfinden. Schwerpunkte des Dialogs sind die Themen Risikoobservation sowie neue Chemikalien und neue soziale Risiken. Zur Eröffnung der A+A ist der koreanische Arbeitsminister eingeladen.

Green Jobs
In einer eigenen Veranstaltung unter Federführung der Dubliner Stiftung für Arbeits- und Lebensbedingungen (Eurofound) zu Green Jobs werden die besonderen Gefährdungen von Arbeitsplätzen im Umweltbereich und im Bereich alternativer Energieerzeugung thematisiert.

Qualifizierung von Arbeitsschutzexperten in Europa
In diesem Workshop des europäischen Netzwerkes der Organisation der Arbeits- und Gesundheitsschutzfachleute (ENSHPO) geht es vor allem auch um die europaweite Anerkennung von beruflichen Abschlüssen im Bereich der Prävention.

Transport und Verkehr, Sicherheit auf Baustellen
Zusammen mit der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat geht es in einer ganztägigen Veranstaltung um Arbeitsschutz und Verkehrssicherheit in Logistik und Transport in Europa sowie um das Thema Ladungssicherheit in Kooperation mit der ISSA.

Die Internationale Vereinigung der Sicherheitskoordinatoren auf Baustellen (ISHCCO) führt wieder einen eigenen Workshop im Rahmen der A+A durch.

Themenparks und Marktplatz im Kongress
Über 100 Mitglieder und Partner der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi), unter anderem nationale und internationale Verbände, Organisationen, Ministerien, Unfall- und Krankenversicherungen, Hochschulen präsentieren auf dem „Treffpunkt Sicherheit + Gesundheit“ (TPSG) ihre Arbeit, Konzepte und Dienstleistungen. Schwerpunkte sind die betriebliche Umsetzung von Sicherheit und Gesundheit in den Unternehmen und Verwaltungen, so z. B. bei der sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung und im Gefahrstoffrecht. Von besonderem Interesse für die Besucher der A+A 2015 wird der ca. 2.500 qm große Gemeinschaftsstand der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sein.

In unmittelbarer räumlicher Nähe zum TPSG sind die Ausstellungsbereiche „Workplace Design“ und „Corporate Health“ angesiedelt. Im Ausstellungsbereich „Workplace Design“ sind Hersteller und Organisationen im Bereich ergonomischer Produkte und Verfahren vertreten. Ein vom Curt-Haefner-Verlag organisierter Gemeinschaftsstand präsentiert innovative ergonomische Praxislösungen in Produktion und Büro.

Der Ausstellungsbereich „Corporate Health“ wurde speziell für Anbieter und Organisationen aus dem Gesundheitsbereich geschaffen. Hier finden sich Anbieter aus dem Bereich Arbeitsmedizin ebenso wie die freien Gesundheitsberufe und Angebote für die Suchtprävention.

Für die Ausstellungsbereiche „Workplace Design“ und „Corporate Health“ gibt es ein gemeinsames Bühnenprogramm, das deutsch-englisch gedolmetscht wird. Darüber hinaus wird es erstmals Führungen über die A+A-Fachmesse geben als Schwerpunktangebot an Betriebs-und Personalräte.

Der „Innovationspark Safety and Security“ findet in Halle 7a der Messe statt. Beiträge kommen vor allem aus dem Bereichen Gefahrstoffe und PSA sowie Brand- und Katastrophenschutz.

Im Kongresscenter wird es auch einen neuen bzw. erweiterten Ausstellungsbereich geben, den Marktplatz. Neben dem Kunst- und Theaterfest, der großen Posterausstellung werden dort neue elektronische Medien für den Arbeitsschutz gezeigt. Zudem bestehen Möglichkeiten für Kleinseminare, so z. B. für Betriebs- und Personalräte oder für Sicherheitsbeauftragte.

Bruno Zwingmann

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