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VAF-Kommentar

Bei der diesjährigen Festveranstaltung des Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte in Ettlingen zum 50. Fort- und Weiterbildungsjahr für das arbeitsmedizinische nichtärztliche Assistenzpersonal hoben Festredner hervor, dass die betriebsärztliche Betreuung ohne ausgebildetes und engagiertes Assistenzpersonal nicht vorstellbar sei. Fachliche und persönliche Qualifikation seien elementare Voraussetzung, um die wichtigen Aufgaben in der Unterstützung der Betriebsärzte effektiv und effizient zu erfüllen.

Daraus leiten wir schon – wie andere auch – Ansprüche ab, wobei wir klassische Interessenkonflikte nicht gleichstellen wollen mit der Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes und der Findung der eigenen sozioökonomischen Stellung in der Gesellschaft bei sich wandelnden Strukturen in der sich globalisierenden Arbeitswelt.

Scheuklappen haben wir nicht, und Fraktionszwang kennen wir nicht; Ergo-Med ist ein offenes Forum, in dem alle Betroffenen ohne Denkverbot mitmachen sollen. Modernitätskompatibilität und vorauseilender Gehorsam im Durcheinander der Thematik wirken auf Dauer schon „komisch“, wenn die eine Institution etwas anderes schreibt als die andere, alle aber per lege das Gleiche umsetzen wollen (Beispiele gibt es viele).

Unser letzter Artikel in dieser Zeitschrift fand neben den Kommentaren, wir sollten uns um uns selbst, statt um die Politik kümmern, besonders reges Interesse hinsichtlich der künftigen Stellung der „Medizinischen Fachangestellten“. Nun denn: zum einen sind wir im Umfeld aufgestellt, da im betriebsärztlichen Bereich überwiegend medizinische Fachangestellte eingesetzt sind, und zum anderen hofieren BÄK, VDBW und bereits Einzel-BG’s den neuen Beruf der ehemaligen Arzthelferinnen. Folglich zeigen wir – die wir keine ordensgeschmückten Mumien sind – auf, und zwar in unserem Sinne:

Unter der Firmierung „keine Neuzuschnitte im ambulanten Bereich“ wollen laut BÄK Ärzte in Zusammenarbeit mit dem Verband medizinischer Fachberufe (VMF) der strukturellen Unterversorgung in der Pflege entgegentreten. Folgerichtig erteilen dabei der VMF und Ärzteschaft der Forderung der Pflegeverbände, Pflegenden etwa ein Drittel der ärztlichen Tätigkeiten zu überlassen, eine Absage mit der Begründung, Pflegedienste müssten an die ärztliche Verordnung gebunden bleiben und „Neuzuschnitte im ambulanten Bereich führten nur zu weiteren Schnittstellenproblemen“. Das eine schließt das andere zwar nicht aus, aber man hat es (fast) wieder geschafft, das Ziel war länger angepeilt; statt Zusammenarbeit in den Verbänden, nunmehr Konkurrenz unter der Ägide der Meister.

Die medizinische Fachangestellte soll verstärkt beim Case-Management und in der Patientenberatung eingesetzt werden; sie soll Patientenbesuche machen und Ärzte bei der Versorgung Pflegebedürftiger entlasten; zur Zeit werde an einem Fortbildungscurriculum in den Bereichen Prävention, Ernährung, Geriatrie/Palliativmedizin und Patientenkoordinierung gearbeitet.

Mit Erweiterung der Tätigkeitsmischung und mit neuen Produkten aus der beruflichen Sackgasse heraus? Wir glauben das nicht, da Ausbildung als „zuschauen und nachahmen“ anderer Tätigkeitsfelder auf Dauer nicht angelegt sein kann und jeder der Bereiche eine eigene Fachqualifikation begründet.

Hier entsteht kein Kernberuf, da kein komplexer und abgrenzbarer Arbeitszusammenhang, kein eigenständiges und abgrenzbares Arbeitsfeld, aber eine Bündelung sich überlappender bestehender Berufe.

Mit Blick auf bestehende Berufsbilder (Kranken-/Altenpflege, Gesundheits- und Ernährungsberatung, u.a.) und mit Blick auf die europäischen Harmonisierungsbestrebungen in diesen Feldern dürfte ebensowenig eine Langlebigkeit und Stabilität gewährleistet sein noch sich ein offenes dynamisches Berufsbild entwickeln können. Hoffen wir, dass der Sachverständigenrat, dem dies vorgelegt worden ist, seinen Sachverstand nicht ganz hinter den erhofften ökonomischen Auswirkungen versteckt.

Zum bevorstehenden Jahreswechsel wünschen wir Ihnen allen ruhige und erholsame Festtage und ein gutes und gesundes neues Jahr.

VAF e.V.

H. Schwertner

VAF-Hinweis

Der VAF hat die Rahmenplan-Thematik des 4-Wochen-Grundlagenlehrgangs konzentriert neu gestaltet und sie dem augenblicklichen Sachstand angepasst.

Ab 2007 werden wir mit der Woche 1 der überarbeiteten Thematik in Saarbrücken beginnen.

Interessierte können den Rahmenplan bei der Geschäftsstelle des VAF e.V. anfordern.

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